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Russland stand in der kleinen Kochnische und bereitete Tee zu als er spürte, wie ihn von hinten zwei Arme umschlangen. Er lächelte im ersten Moment, als die Hände jedoch einmal über seinen Brustkorb strichen und anschließend weiter nach unten wanderten wurde er zunehmend verwirrter. Er verharrte inmitten seiner Handlung, den Teelöffel, aufgefüllt mit Zucker, hielt er dabei immer noch in seiner Hand. Nervös sah er zu, wie die glitzernden Zuckerkristalle vom Löffel auf die Küchenzeile rieselten, da seine Hand leicht zu zittern begann.

Er hatte es Deutschland nicht gesagt, aber er wusste es.

Anfänglich war Russland nur unsicher gewesen. Er hatte angenommen, dass Deutschland, wenn immer er ihn etwas "gieriger" berührt hatte, aufgrund seiner Schmerzen und noch teilweise vorhandenen Wunden zusammen gezuckt war. Der Gedanke, was genau sich hinter dieser schreckhaften Reaktion verbergen konnte, wurde ihm erst nach seinem eigenen Albtraum klar. Er hatte wieder von diesem widerlichen Mann geträumt, welcher ihn an die Grenze nach Polen gebracht hatte. Schweißgebadet war Russland aus seinem Traum aufgewacht und hatte starr an die Holzdecke geblickt. Die Albträume wurden immer seltener, doch wenn sie da waren, dann waren sie intensiv und er benötigte eine Weile, bis er realisierte, dass er nur geträumt hatte. Er durchlebte alle mögliche Qualen und erwachte stets mit hämmernden Herzen. Als er sich im Bett aufgesetzt und neben sich den schlafenden Deutschen erblickt hatte, wurde es ihm schlagartig klar. 

Das nervöse Zusammenzucken. Der kurze, aufgeschreckte Laut, der aus der Kehle des Deutschen erklang. Die großen Augen, die ihn dann ansahen.

 All die Reaktionen ergaben plötzlich Sinn und konnten nur einen Ursprung zur Schlussfolgerung haben.

Mit aufgerissenen Augen hatte er Deutschland in der Nacht angestarrt und war dann in Rage, ohne Schuhe, nur mit seiner Schlafhose bekleidet, in den Wald hinein gerannt. An dem nächstbesten Baum hatte Russland seine rasende Wut heraus gelassen, indem er mit seinen Fäusten immer wieder gegen die knorrige Rinde geschlagen hatte. So lange bis seine Hände blutig aufgerissen und er müde und erschöpft war. Hätte er gewusst wo sein Vater begraben war, hätte er ihn eigenständig ausgebuddelt und in tausend Stücke zerhackt. Als endlich die Morgendämmerung eingesetzt hatte, war er ausgelaugt ins Blockhaus zurück gekehrt und hatte sich seine Hände bandagiert. Deutschland gegenüber gab er an, dass er sich im heißen Wasser verbrüht habe, als dieser ihn aufgrund der Verbände angesprochen hatte. Ob er es ihm abgekauft hatte, konnte Russland nicht für sich beantworten, aber Deutschland hatte es nicht weiter hinterfragt.

Seit Russlands Erkenntnis waren bereits Wochen vergangen und er hatte es nie gewagt, Deutschland darauf anzusprechen. Er hatte einfach Angst.

Also hatte er seine eigenen Bedürfnisse nach hinten gestellt. Auch wenn es ihm manchmal schwer gefallen war.

Sanfte und oberflächliche Berührungen, ohne viel Hautkontakt, hingegen schien Deutschland zu akzeptieren.

Nein, viel mehr schien er diese von ihm einzufordern. Und das war auch gut. Russland mochte es. Wenn immer sie zusammen saßen, hatte sich Deutschland weiter gegen ihn hinein gekuschelt und Russland hatte sich wie ein Beschützer gefühlt.

Doch jetzt... diese Handlung...

Das war das erste Mal seit Langem, dass Deutschland ihn auf eigenen Antrieb hin auf diese Weise berührte.

Russland keuchte kurz verwirrt auf als sich Deutschlands kalte Hände unter seinen Pullover schoben und dort gefährlich nahe in Richtung seines Unterleibes wanderten. Der Kopf des Deutschen war gegen seinen Rücken gepresst.

Das war doch... nun eindeutig? 

Oder? 

Das... das ...

Countryhumans | Astrantia (RusGer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt