Claire
Beim Frühstück sitze ich alleine, das macht mir nichts aus, ich muss sowieso die Rede, welche ich vor der Klassehalten werde, noch vorbereiten.
Aber mir fällt nichts ein und der Gedanke, vor die Klasse zu stehen, jagt mir Angst ein. Alles, was ich dort erzähle, muss ich mir merken, denn das wird alles gelogen sein oder zumindest der grösste Teil.
Ich stehe auf und lasse mein Tablett stehen. Normalerweise darf man das nicht, aber da mir eh die ganze Zeit ein Mann hinterherläuft, was echt verdammt grusselig ist, vermute ich, dass er da ist, um auf mich acht zu geben. Würg.
Ich hasse es, einen Schatten zu haben, aber Ruby findet einfach immer einen, der einen Job für sie erledigt. Ich gehe schnell hinaus und biege sofort um die Ecke, dort bleibe ich stehen. Wenn er wirklich hier ist, um ein Auge auf mich zu haben, wird er mit schnellen Schritten hier durchlaufen.
Bingo! Ich höre schnelle Schritte und schon steht der fremde Mann vor mir. „Wen haben wir denn da?", frage ich mit eiskalter Stimme.
„Ich bin auf der Suche nach meinem...Stift", er hebt etwas vom Boden auf. Natürlich war es eine Lüge, und dass dort ein Stift lag, war reiner Zufall. Aber ich spiele mit: „Wann haben Sie ihn dann verloren?"
Er wird rot. Natürlich er kann gut Lügen, aber nicht annähernd gut genug. „Das war heute Morgen." „Ach so, dann hatten Sie ja Glück, ihn gleich wieder gefunden zu haben", mein künstliches Lachen verschwindet von meinen Lippen und nun werde ich ernst:
„Hören Sie mir gut zu: ich bin alt genug um ALLEINE in einer Schule zurecht zu kommen und möchte nicht, dass Sie mir andauernd hinterher gehen. Können Sie das Ruby bitte ausrichten? Danke", ohne eine Antwort abzuwarten drehe ich mich um und gehe in die Richtung, in welcher die Schulzimmer liegen. Der Mann bleibt verdutzt stehen und kommt mir nicht mehr nach.
Sobald ich bei meinem Schulzimmer ankomme, sehe ich Ruby. „Ach, da bist du ja mein Schatz", Ruby wartet schon auf mich und der Mann steht neben ihr, wie war der so schnell?
„Das ist Milton. Wir haben doch über ihn gesprochen, weisst du noch?"
Das soll Dr. Milton sein? Der beste Psychiater, den es gibt. So habe ich ihn mir nicht vorgestellt, ich hatte gedacht, er wäre vielleicht um die 50 Jahre alt oder noch älter, aber der Mann, der vor mir steht, sieht aus wie 30.
„Ja, ich erinnere mich. Aber er kann wieder gehen." „Veeda, Schatz, sei ein wenig freundlicher zu Milton, er ist nur deinetwegen hier." „Und ich habe nicht nach ihm verlangt. Ich werde ganz bestimmt nicht mit ihm reden. Verstanden! Also, Sie können wieder gehen!"
„Er bleibt. Er wohnt hier und du wirst ab heute jeden Tag eine Stunde zu ihm gehen", auch Ruby wird lauter. „HA! Dass ich nicht lache. Das werde ich bestimmt nicht tun. Und wenn du mich dazu zwingen willst, wünsche ich dir viel Spass! Ich werde ab jetzt nur nach meiner Pfeife tanzen. Ist das klar?"
Natürlich ist es klar. Ich spiele die Karte zwar nicht gerne aus, aber hier musste es sein. „Du wirst nicht gezwungen.", ihre Stimme zittert und man hört die Trauer in ihr, doch ich will nicht nachgeben.
Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Wie kann ich ihr das antun? Ich liebe sie und sie möchte mir nur helfen.
„Also schön, einmal in der Woche für eine Stunde, aber auf meinem Zimmer." „Drei Mal in der Woche" Ich verdrehe die Augen und willige ein.
Alle starren uns an. Natürlich haben alle mitgehört, aber niemand versteht den Sinn hinter unserer Diskussion.
Ich möchte mich setzten, doch Ruby hält mich zurück und erinnert mich daran, dass ich mich zuerst vorstellen muss. „Genau, stimmt. Hallo, ich heisse Veeda und bin die Nichte von Miss Ruby Blake", das ist meine Vorstellung. Ruby sieht überhaupt nicht glücklich aus.
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Die Narben der Vergangenheit
Romance"Du hast mir gezeigt, dass man auf zwei verschiedene Arten mit der Vergangenheit umgehen kann. Entweder man bleibt heulend am Boden liegen oder man steht erhobenen Hauptes wieder auf." Claire ist erst 17 Jahre Jung, und doch hat sie schon mehr erleb...