Kapitel 24

242 8 2
                                    

Daemon

„Weshalb hast du mich gestern nicht springen lassen? Und warum bist du mir gefolgt?" 

Sie klingt nicht wütend, sondern enttäuscht? Was mir noch mehr zusetzt, als wenn sie geschrien hätte. 

„Weshalb fragst du das? Ich wollte nicht, dass du stirbst. Ich brauche dich." Das auszusprechen war schwerer als gedacht. 

Sie dreht sich um und kommt auf mich zu. „Ich brauche dich auch. Aber ich muss dir vertrauen können." 

„Das kannst du, ich verspreche es dir." Kann sie mir mein Verhalten bei mir zu Hause verzeihen? Oder habe ich es mit nur ein paar Sätzen unmöglich für sie gemacht? 

Ich würde es sogar verstehen so viel wie sie schon erlebt hat kann sie mich nicht auch noch in ihrem Leben brauchen. Ich schwöre mir, wenn sie mir... falls sie mir verzeiht, sie nie mehr von mir zu stossen und so behandle wie es ein Mensch wie sie verdient hat. 

Sie steht auf ihre Zehenspitze und gibt mir ein Kuss auf die Wange. „Okay." Es ist ein so kleines Wort, nur vier Buchstaben, und doch bedeuten sie für mich die Welt. Ich schliesse sie fest in meine Arme. Plötzlich beginnt sie in meinen Armen zu zittern, ich schiebe sie von mir ohne sie los zu lassen.

Ich schaue sie wieder an, sie ist kreideweiss geworden. Ihre Augen sind vor Schreck weit geöffnet. Aber was sieht sie, was ich nicht sehe? „Bitte, geh Daemon." „Was ist los?" 

Ihre Knie werden weich und ich kann sie noch rechtzeitig auffangen, bevor sie auf dem Boden aufschlägt. Ich hebe sie hoch und lege sie auf ihr Bett, die Decke breite ich über ihr aus. Ich möchte gerade mein Handy zücken, doch schon sitzt sie wieder aufrecht im Bett. 

„Alles gut, du musst niemanden anrufen." „Was war das?" Man hört meiner Stimme an, wie geschockt ich bin. „Hey." Sie legt ihre Hand auf meinen Arm: „Alles ist gut." 

„Sag mir sofort, was das war!" Okay, es ist eindeutig bewiesen. Ich bin der grösste Arsch der Welt. Habe ich mir nicht gerade geschworen sie gut zu behandeln? 

„Ich... Komm setzt dich neben mich." Ich fühle mich wie ein Kind dem erzählt wird, dass sich seine Eltern trennen. Aber sowie sie es möchte, setze ich mich neben sie. 

„Es ist nicht besonders lange her, dass ich... fliehen konnte. Um genau zu sein waren es vier Wochen bevor die Sommerferien zu Ende gingen. Bis dahin war ich bei ihm." 

Sie erzählt es mir? Aber dieser Mann hat gesagt, ich sollte mir wirklich langsam angewöhnen mir Namen zu merken, sie hätte es noch niemandem erzählt. Noch keinem. Und jetzt erzählt sie es mir? Keine besonders gute Wahl. 

„Ich kann auch aufhören, wenn du möchtest." Sie klingt so verunsichert, dass es mir in der Seele schmerzt. 

„Hör erst dann auf, wenn du nicht mehr erzählen möchtest." Sie nickt und schaut an die Wand vor uns. 

„Ich sah die ganzen sechseinhalb Jahre kein Sonnenlicht. Ich war drei Jahre alleine in einem Keller." Sie macht eine Pause, als sie fortfährt sind Tränen in ihren Augen. 

„Dann kam das Mädchen hinzu, von dem ich dir schon erzählt habe. Ich konnte ihr nicht helfen. Nachdem sie von ihm schwanger wurde, brachte sie sich um, bevor sie das Kind bekommen konnte." 

Ich werde unglaublich wütend und traurig. Das Mädchen wurde missbraucht in jeder nur denkbaren Weise, was bedeutet, dass auch Veeda missbraucht wurde... Dieses Mal war die Pause noch länger. 

„Ich weiss nicht, wie ich die Zeit bei ihm überlebt habe. Sie war schrecklich. Heute vor genau sieben Jahren hat er seine Frau und Mittäterin vor meinen Augen erschossen." 

Nun weint sie richtig. 

Ich möchte etwas sagen, aber was kann man darauf schon sagen? Es tut mir leid? Nein ganz bestimmt nicht. Ich rücke näher an sie heran und nehme sie in meinen Arm. 

„Ichmusste das ganze Blut aufwischen. Ich war damals 10. Ich war ein reiches Kind und musste noch nie saubermachen. Ich wollte anfangs nicht, deshalb schlug er mich. 

Es blieb nicht das einzige Mal, aber in der Zeit, als das andere Mädchen da war, war alles besser zu ertragen. Ich war nicht mehr alleine..." 

Was Veeda alles erlebt hat ist schrecklich, ich drücke sie noch mehr an mich heran. „Als sie dann starb war das schlimm, nicht nur für meinen Emotionale Gesundheit... 

Er war so wütend, dass er mich nicht mehr nur noch schlug...

Der Tag, an dem ich fliehen konnte, war der Schrecklichste von allen." 

Sie spricht nicht mehr weiter. Sie sieht mir nur in die Augen. In ihren wunderschönen Augen sieht man die pure Angst. 

„Er hat mich mit dem Messer angegriffen. Es war mein Geburtstag, ich wollte mich nicht an meinem Geburtstag misshandeln lassen. Ich bin ihm ausgewichen, habe das zweite Messer auf dem Tisch genommen und es ihm direkt in den Bauch gestossen. 

Dann bin ich geflohen." 

Sie heult nicht mehr, aber ich sehe ihr an, dass sie unter all dem leidet. 

„Wieso bist du nicht bei deinen Eltern, sondern bei Ruby?" 

Sie sieht mich verwundert an. Wahrscheinlich hat sie eine andere Frage erwartet. Aber bei Gott ich will, wenn ich ehrlich bin, keine Antworten auf meine Fragen... Ich kann mir die Antworten schon denken, und die Bestätigung brauche ich dafür nicht... 

„Sie sind an der Entführung schuld. Er war ihr bester Freund und seine Frau. Ich möchte sie nie wiedersehen!" Sie schlug ihre Hände auf den Mund. Aber wieso? „Was ist?" „Geh, Daemon!" „Ich gehe nirgendwo hin, ich bleibe bei dir. Warum benimmst du dich so?" 

„Unwichtig... Das was do vorhin erlebt hats war ein Flashback... Immer mal wieder, wenn etwas geschieht, was in meiner Vergangenheit schon mal vorgekommen ist, besteht die Möglichkeit alles erneut zu durchleben... 
Du weis-st, dass ich je-manden verle-tzt habeu-nd es keines-wegs bereue u-nd du bleibs-t sitzen?" 

„Natürlich! Wir sind Freunde." Sie sieht mich erstaunt an. Ich lächle sie an, obwohl mich der Gedanke, was ihr alles angetan wurde, krank macht. 

„Du hasst mich nicht?" 

„Wie könnte ich? Ich liebe dich." 

Einen unpassenderen Moment hätte ich mir nicht aussuchen können. Verlegen reibe ich mir über den Nacken. Sie schaut mich an. Nein sie sieht mich nicht an, sie mustert mich. 

„Wie?" 

„Was wie?" 

Ihre Frage wirft mich aus der Bahn. „Wie kannst du mich lieben? Ich bin völlig zerstört.... Du sagst das nur, weil ich dir leid tue, nicht wahr?" Sie wird traurig. 

„Nein! Ich sage es, weil es so ist. Du bist unglaublich und schon seit dem ersten Moment finde ich dich toll." 

Sie schüttelt den Kopf und löst sich aus meinem Griff. „Das stimmt nicht!" 

„Woher willst du das wissen?" Sie ist verletzt. Sie glaubt, ich belüge sie. Ich nehme sie bei der Hand und ziehe sie hoch. „Komm mit." 

„Wohin gehen wir?" Hat sie Angst. Angst vor mir? Oder doch vor dem Unbekannten? „Wirst du gleich sehen." Sie löst ihre Hand aus meinem Griff und sieht mich mit aufgerissenen Augen an. 

„Du willst mich verpfeifen. Schon klar. Es ist viel, aber bitte..." 

„Lass den Unsinn. Ich werde niemandem etwas sagen. Ich möchte dir nur etwas zeigen."

Hmmm... Ich weiss nicht ganz was ich von dem Kapitel halten soll...

Wie findet ihr es?

Habt ihr mit dem Liebes gestäntnis von Daemon gerechnet?
Denkt ihr er meint es ernst?


Die Narben der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt