Kapitel 14

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Daemon

Wie ich ihn doch liebe... Nur zur Klarstellung den Sonnenuntergang!!! Keine Ahnung was ihr gedacht habt...

Und jetzt? 

Ich habe keine Ahnung warum ich das scheiss Gespräch wollte es war eine dumme Idee. Die wohl dümmste seit langem. 

Fuck! Was will ich mir hier beweisen? 

Dass ich ein Idiot bin? Der sofort einem X-Beliebigen Mädchen vertraut? Oder möchte ich nur hinter ihr Geheimnis kommen und mir so ihr vertrauen erkaufen? 

Ich sollte echt vorher überlegen warum ich was mache und nicht erst dann, wenn ich es machen muss! 

Ich sollte mal den Mund aufmachen. Ähmm Hilfe?! Sie stresst mich nicht. Wie kann sie das aushalten? Hätte ich das von jemandem erfahren, ich würde keine Ruhe geben. 

Sie sitzt da und schaut in den vom Sonnenuntergang gefärbten Himmel und lässt mir alle Zeit. Worauf warte ich? Ich bin heute im Unterricht das ganze Gespräch schon bestimmt an die hundert Mal durchgegangen. 

Sie sitzt in allen Fächern neben mir und in jedem einzelnen musste sie sagen, dass sie noch nie zur Schule gegangen ist. Aber wie geht das? Ich meine, sie sieht aus wie 17 und doch war sie nie in einer Schule? Hatte sie vielleicht privaten Unterricht? Nein, das geht auch nicht, dann könnte sie den Stoff. Aber sie kann ihn nicht. 

Konzentriere dich Daemon! Was glaubst du, was sie von dir denkt? Man jetzt für ich auch noch Selbstgespräche... 

„Wow, das ist schwerer als ich gedacht habe", etwas Dümmeres hätte ich nicht sagen können. Ich könnt mir jetzt selbst eine Verpassen, aber das wäre dann doch ein bisschen zu merkwürdig.

 „Keine Angst, lass dir Zeit. Es muss auch nicht heute sein. Wir können auch über Belangloses sprechen, wenn dir das lieber ist. Dann kennst du mich ein bisschen besser und kannst entscheiden, ob du mir deine Geschichte erzählen willst.", eine kurze Pause und dann fährt sie fort, 

„Sag es mir erst, wenn du mir vertraust, sonst bin ich nur eine Last. Auch wenn ich niemandem etwas sagen würde, könntest du immer Angst haben, dass ich es jemandem verraten würde." 

Nachdem sie gesagt hat, dass ich sie dann kenne, wird sie immer trauriger. Sie hat sich zwar schnell wieder im Griff aber nicht genug schnell, als dass ich es nicht bemerkt hätte. 

Aber warum? 

Möchte sie mich nicht kennenlernen? Oder hat sie Angst, dass mir das, was sie von sich erzählt, nicht gefallen wird? Ich verstehe Mädchen echt nicht. 

„Danke", meine Stimme klingt so zerbrechlich, als ob ich gleich heule, doch das habe ich nicht vor. 

Hoffentlich...  Bestimmt nicht vor ihr... Oder? Sie legt eine Hand auf meine Schulter und schaut mir in die Augen, ihre braunen Rehaugen sind so wunderschön. 

„Ich kann das Ganze auch vergessen, wenn dir das lieber ist." Sie hat so viel Verständnis. Woher kommt das? Irgendwas muss sie erlebt haben. Vielleicht kennt sie noch jemanden, dem was Ähnliches widerfahren ist. 

„Kennst du noch jemanden so wie mich?", kaum habe ich es ausgesprochen, möchte ich es zurücknehmen. Das geht mich überhaupt nichts an: „Tut mir leid, du musst nicht antworten." 

Sie nimmt ihre Hand von meiner Schulter und schaut in den Himmel. Sie antwortet lange nicht und ich habe nicht erwartet das sie es noch tut. 

„Schon okay. Ich kannte ein Mädchen, welches was Ähnliches erlebt hat. Ihr... Freund hat sie geschlagen und missbraucht." Sie holt tief Luft und redet weiter, 

„Ich habe nichts getan, um ihr zu helfen. Sie ist daran zerbrochen. All ihre guten Seiten waren weg und sie wurde ein Wrack. 

Vor ungefähr zwei Jahren ist sie verstorben, sie hat sich erhängt. Ich konnte ihr nicht helfen. Von diesem Moment an habe ich geschworen dass, wenn jemandem das Gleiche widerfährt, ich versuche zu helfen. 

Natürlich kann man niemanden zwingen, etwas an seiner Situation zu ändern, aber man kann für jemanden da sein." 

Ihre Augen füllen sich mit Tränen: „Es tut mir leid, ich wollte nicht heulen." Ich habe keine Ahnung, was ich darauf antworten soll. 

Es tut mir leid, was sie erlebt hat. Sie hat dem Mädchen nicht geholfen. Warum? „Darf ich dich noch etwas fragen?" 

„Klar." Ihre Stimme ist nicht Sanft wie sonst mit mir redet, sie ist belegt, nicht von Trauer, sondern von Wut. „Wieso hast du ihr nicht geholfen?" 

Ihr Kopf schnellt in die Höhe, in ihren Augen sehe ich Schmerz. Sie wendet den Blick wieder gegen den Himmel und ihre Tränen fliessen ihre Wangen hinunter. 

Jetzt ist es bewiesen, ich bin ein Arsch. Nein das reicht noch lange nicht es bräuchte ein anderes Wort für das was ich bin. 

Sie versucht mir zu helfen und ich mache ihr Vorwürfe. 

Ich sage nichts, doch sie übernimmt es: „Ich weiss es nicht genau...Ich hatte Angst." Sie erzählt mir alles, was ich wissen will, obwohl meine Fragen schlimm sind. Warum? 

Ich fühle mich schrecklich. Sie muss über ihre Vergangenheit sprechen, die wie man sieht, sie immer noch belastet, und ich sitze hier und weiss nicht, wo ich anfangen soll. 

„Mein Rücken sah nicht immer so aus... Es hat vor ungefähr drei Jahren angefangen." Sie schaut mich wieder an. Das erstaunliche ist ihr Blick, er ist nicht von Mitleid getränkt. 

Ihre Maske hat sie auch wiederaufgebaut. Man kann nicht mehr erkennen, dass sie noch vor kurzem traurig war. Macht sie das öfters? Habe ich sie vor diesem Moment immer ohne Maske gesehen? Hat sie diese jetzt aufgesetzt, um nicht zu zeigen, was sie von mir denkt? Oder habe ich sie vor diesem Augenblick nie ohne Maske gesehen und eben, das erste Mal ohne? 

„Es hat an dem Tag angefangen, als mein Vater seine Arbeit verloren hat. Er kam an diesem Tag betrunken nach Hause... 

Ich habe mich an jenem Tag aus dem Haus geschlichen, um auf eine Party zu gehen. Als ich wieder zuhause angekommen bin, sass er mit einem Messer in der Hand auf meinem Bett. 

Seitdem tut er es immer, wenn ich etwas falsch mache. Auch wenn er jetzt wieder eine Arbeit hat. Nach den ersten paar Mal, begann ich zu trinken. Das gab nur noch mehr Ärger. Später kamen das Rauchen und die Drogen dazu. 

Meine Mutter konnte nichts gegen meinen Konsum von Rauschmitteln und anderen Sachen machen... Sie fand die einzige Lösung darin, mich auf dieses Internat zu schicken." 

Ich habe es jemandem erzählt. Wow, das war leichter als gedacht, wenn man einmal angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. Ich kann sie nicht ansehen. Was denkt sie wohl jetzt von mir? 

Denkt sie, dass ich ein Weichei bin? 
Ein Looser, der alles mit sich machen lässt? 
Oder denkt sie, ich bin einfach nur erbärmlich? 

Denn erst jetzt weiss sie das ich wegen Drogen und Alkohol hier bin... Obwohl sie konnte es sich anhand meines Geheimverstecks auf dem Dach schon denken. 

„Es ist mutig von dir, mir das alles zu erzählen, aber ich verstehe nicht, weshalb du dich nicht wehrst." 

„Wenn er die Wut nicht an mir auslässt, dann wahrscheinlich an meiner Schwester, dass lasse ich nicht zu." 

Sie beugt sich zu mir und schlingt ihr Arme um mich. Sie drückt nicht zu und legt ihre Hände auch nicht auf meinen Rücken, wofür ich ihr sehr dankbar bin. 

Dann flüstert sie mir ins Ohr: „Es ist Bewundernswert, wie du deine Schwester schützt." Dann lässt sie mich wieder los. 

„Können wir zurück, ich habe kalt." 

Ihr abrupter Themawechsel verwirrt mich. „Ähm, klar."

Tada... 
Das war mal ein Kapitel... Schreibt mal, was haltet ihr davon?



Die Narben der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt