Kapitel 10

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Claire

Ich kann den Blick einfach nicht von Veeda nehmen sie ist so unglaublich schön... Wow, stopp! Schön? Ich... Nein! Sie ist nicht schön! Nur heiss, nur heiss... Ich sollte wohl besser gehen. 

Ich schaue Daemon in die Augen. Doch seine wunderschönen, himmelblauen Augen sind verschleiert. Mit jeder Sekunde die verstreicht, werden seine Augen dunkler. Man könnte fast meinen, dass der Alkohol die Sonne in seinem Innern abtötet und nun seine Augen in der Dunkelheit verschwinden. 

Ich schaue auf den Boden, dort liegen zwei leere Flaschen. So wie Daemon riecht, muss es Vodka sein. Aber mit Alkohol kenne ich mich nicht wirklich gut aus. 

Er macht Anstalten, sich zu bewegen. „Hey, bist du verrückt? In deinem Zustand kannst du nicht mehr laufen." Er sagt etwas. Doch er lallt so stark, dass ich kein Wort verstehe. Man, was ist denn mit dem passiert? Vor dem Essen ging es ihm noch gut und jetzt hat er zwei Flaschen getrunken. Irgendetwas muss vorgefallen sein. 

Ich nehme ihm die Flasche aus der Hand. Er protestiert zwar, aber da er sich nicht mehr unter Kontrolle hat, ist es nicht verwunderlich, dass ich mit Leichtigkeit gewinne. Ich nehme den einen Deckel vom Boden auf und verschliesse die Flasche wieder. Anschliessend lege ich sie in sein Versteck. 

Wow, da ist ja einiges drin. Es hat Zigaretten in Überschuss, Alkohol, der wie es aussieht, bald zu Ende geht und ein paar merkwürdiger Plastiksäck mit Blättern darin. Was das wohl ist? 

Ich möchte gerade danach greifen, doch dann höre ich das Geräusch des angekommenen Fahrstuhls. Ich lasse den Plastiksack wieder los und renne zu Daemon. Er macht Anstalten sich zu bewegen. 

Die schiere Panik ist ihm ins Gesicht geschrieben. „Hör mir zu! Du setzt dich jetzt hier hin und gibst keinen Ton von dir, ist das klar?" Er nickt oder er versucht es zumindest. Es wundert mich, dass er mich wirklich verstanden hat. 

Er lässt sich gerade noch im richtigen Moment fallen, denn Ruby tritt aus dem Fahrstuhl. „Ich habe dich schon überall gesucht! Was machst du hier oben?" 

„Ich habe mir gedacht, dass ich noch kurz an die frische Luft gehe, bevor ich mich schlafen lege." Sie mustert mich, doch ich lasse sie nichts erahnen. „Weshalb hast du mich denn gesucht R.?"

Sie liebt diesen Spitznamen, den ich mir für sie überlegt habe. „Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht." „Mir geht es gut. Ich bin froh, wieder unter gleichaltrigen zu sein." 

Ich lächle. Leider ist es ein gezwungenes Lachen, aber da sie nur meine Umrisse sieht, bemerkt sie nicht, dass es unecht ist. Denn wieder unter Leuten zu sein, jagt mir eine Heidenangst ein.

„Okay, das freut mich. Bitte bliebe nicht mehr zu lange hier oben und gehe bald schlafen. Morgen ist ein wichtiger Tag." 

Sie dreht sich schon um, doch ich rufe ihr hinterher: „Ruby?" „Ja mein Schatz?" „Daemon hat vorhin etwas von Schuluniformen erwähnt, habe ich auch eine?" „Ja, ich habe sie dir bereits in den Schrank gehängt. 

Und da du dich heute im Flugzeug mit Daemon so gut verstanden hast, habe ich dich in seine Klasse eingeteilt. Ich hoffe, das ist okay, für dich?" „Das ist toll, danke." Ich versuche nochmals zu lächeln, doch ich kann es nicht.

Klar, Daemon scheint ein netter Typ zu sein, doch genau das beängstigt mich. Er ist einer der Typen, die den Mädchen reihenweise das Herz brechen und wahrscheinlich hat er schon mit den Jungs eine Wette abgeschlossen, wer mich als erster flachlegt. 

„Denke an deine Rede, die du vor deiner neuen Klasse halten wirst. Ja Schatz?" Die Rede...Mist, die habe ich total vergessen. Was soll ich nur sagen? Ich möchte nichts über mich preisgeben, aber da eh alles erfunden über mich ist, spielt es keine grosse Rolle. 

„Klar, sie ist schon fast fertig." „Sehr gut, ich muss jetzt leider gehen. Ich muss noch einiges erledigen, bevor morgen die Schule beginnt. Gute Nacht, mein Schatz." „Gute Nacht R." 

Ich bleibe stehen, bis die Fahrstuhltür sich schliesst, dann drehe ich mich zu Daemon um. „Kannst du aufstehen?" „Ich kann alles!" Er lallt immer noch, aber es klingt schon viel besser. Aber warum? Lässt Alkohol so schnell nach? 

Er steht auf und er wankt so stark, dass ich ihm gerne helfen würde, aber ich kann nicht. Ich kann ihn einfach nicht anfassen. Er sieht mir in die Augen und irgendetwas flackert darin auf. Ich kann jedoch nicht erkennen was. 

„Wirklich, du bist es." Oh man, weiss er es? Weiss er, werich wirklich bin? 

„Wer bin ich?", ich versuche meine Stimme so unschuldig wie möglich klingen zu lassen aber sie klingt einfach nur verängstigt. 

„Du bist eine zehn." Eine was? Ich sehe ihn erstaunt an. „Eine zehn?" „Sag bloss, du weisst es nicht?" Was soll ich wissen? Wenn er nicht bald mit der Sprache rausrückt, werde ich noch verrückt. „Ich hätte dir sogar eine...Was habe ich gesagt?" 

Offenbar arbeitet sein Hirn nicht mehr so gut. Was wollte er mir sagen. Ich versuche ihn, in der Zeit, die wir brauchen, bis wir beim Fahrstuhl sind, erneut auf dieses Thema zu bringen. Doch vergebens. 

Nach einer halben Ewigkeit sind wir endlich beim Fahrstuhl. Ich drücke auf den Knopf für den vierten Stock, denn dort ist er letztes Mal ausgestiegen. 

„In welchem Zimmer bist du?" Man sieht richtig, wie sein Hirn arbeitet. Wow, Alkohol vernebelt das Gehirn total. Vielleicht sollte ich es auch einmal versuchen. Dann muss ich nicht mehr an die Zeitdenken... Nein, jetzt nicht! Ich lasse mir die Stimmung nicht verderben. 

Daemon sieht mich erschüttert an und dann flüstert er: „Ich weiss es nicht mehr." Na toll, was soll ich jetzt machen? 

Pling. Die Fahrstuhltür geht auf und vor mir steht ein grosser, hübscher Junge. Zwar nicht annähernd so gutaussehend wie Daemon aber ganz okay. 

„Daemon! Wo warst du? Ich habe dich überall gesucht." Daemons Miene verfinstert sich schlagartig. „Das geht dich gar nichts an!" 

„Hey, hör mal, dass beim Essen tut mir wirklich leid." Er war also der Grund, weshalb sich Daemon so schlecht fühlt. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er, wenn ich ihn fragen würde, noch wüsste, was passiert ist. 

„Geh mir aus dem Weg Arschloch!" Daemons Stimme ist so bedrohlich, dass sogar ich zusammenzucke, obwohl er nicht mich meint. Der Junge mustert mich, als ob ihm erst jetzt auffällt, dass ich auch hier bin. Ich nutze die Chance und frage ihn, wo Daemons Zimmer ist. 

„Frag ihn doch selbst. Ich hätte dich wirklich nicht als ein so leicht zu habendes Mädchen eingeschätzt." Ich werde feuerrot und ich würde ihm am liebsten eine reinhauen. 

„Hör mir mal genau zu, du Idiot. Wegen dir ist Daemon aufs Dach gegangen und hat zwei Flaschen Alkohol getrunken. Er wäre beinahe von der Schule verwiesen worden, weil Ruby, ich meine Misses Blake, nach oben gekommen ist, und jetzt unterstellst du mir, ich würde schon nach einem halben Tag mit jemandem schlafen, obwohl ihm dank mir nichts passiert ist. Also wenn du nicht sofort sagst, welches sein Zimmer ist, schwöre ich dir, wirst du es bereuen."

Was haltet ihr bis jetzt von Claire/Veeda und Daemon?


Die Narben der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt