Kapitel 15

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(Das ist nicht Daemon)

Daemon

„Können wir zurück, ich habe kalt." 

Ihr abrupter Themawechsel verwirrt mich. „Ähm, klar."

Auf dem Rückweg sagen wir beide nichts, aber etwas hat sich verändert, kann es sein, dass sie mir auf irgendeine Weise vertraut? 

Aber warum? Weil ich ihr meine Geschichte erzählt habe? 

Im Fahrstuhl drücke ich auf den vierten Stock. Pling, und der Fahrstuhl geht auf. Sie steigt mit aus. Ich schaue sie verwirrt an. Ich gehe in mein Zimmer und tatsächlich, sie folgt mir. 

„Ähm... was hast du vor?" 

„Man, ihr Jungs habt ein viel zu grosses Selbstvertrauen." Sie hat also meinen Unterton bemerkt. Aber Hey, ich bin auch nur ein Kerl. Wenn eine Verdammte 10 in mein Zimmer kommt darf ich doch träumen oder nicht? 

„Zieh dein Shirt aus." „Ich weiss jetzt echt nicht, wo ich das einordnen soll. Wenn du vorhast mit mir..." 

Sie unterbricht mich: „Träum weiter! Bis es soweit kommt, musst du definitiv mehr hinblättern als deine Leidensgeschichte. Ich möchte dir nur helfen." 

„Warte, was?!" „Man, echt? Zieh dein Shirt aus." Ich ziehe mein Shirt aus, ich begreife zwar immer noch nicht ganz, warum. Aber das hindert mich nicht daran mein Shirt provokativ auszuziehen. Doch sie sieht sich meinen Body noch nicht mal richtig an und verschwindet im Badezimmer. 

Also das hat jetzt schon an meinem Ego gekratzt. 

Doch ich vergesse alles, als sie vom Badezimmer, mit der kleinen Tube zurückkommt, denn genau jetzt weiss ich was sie möchte. 

„Du musst das nicht machen." „Ich weiss, und dennoch stehe ich hier." Sie ist echt etwas speziell... ob positiv oder negativ muss ich noch herausfinden. 

„Schenk dir den Blick. Leg dich hin. Ich habe deinen Rücken eh schon gesehen und so wie du bei jeder Bewegung deine Muskeln anspannst, kann ich mir vorstellen, dass dein Rücken ziemlich weh tun muss." „Ich weiss nicht so recht." 

Mit einem mahnenden Blick gibt sie mir zu verstehen, dass ich nicht aus dieser Situation komme. Mit erhobenen Händen lege ich mich hin. Sie reibt ihre Hände aneinander und kurze Zeit später spüre ich sie auf meinem Rücken. 

Die Salbe brennt höllisch, es fühlt sich an, als ob hunderte kleine Nadeln in meinen Rücken gestossen werden. „Es tut mir leid." Wofür entschuldigt sie sich? 

Sie fühlt sich doch nicht etwa schuldig für den Schmerz, oder doch? 

Ich kann nichts sagen. Ich habe mich schon öfter mit der Salbe eingecremt, aber nicht so gründlich, wie es Veeda gerade tut.

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn die Sonne scheint schon wieder. Sie muss gegangen sein, denn sie sitzt nicht mehr auf dem Stuhl, den sie an mein Bett gezogen hat. 

Ihr Duft hängt noch in der Luft was heisst, dass sie noch nicht lange weg ist. Wie lange ist sie geblieben? Hat sie hier geschlafen und ist erst heute früh gegangen? 

Ich versuche aufzustehen aber mein ganzer Rücken schmerzt. Dann fällt mir ein Zettel auf, der auf ihrem Stuhl liegt. Wow... Wait a moment!... Seit wann heisst es: ihr Stuhl? 

Daemon, ich habe deinen Rücken noch ein paar Mal eingecremt, deshalb gehe ich davon aus, dass du kaum gehen kannst. Ich habe Ruby gesagt, dass dir gestern Abend schlecht geworden ist und du deshalb in deinem Zimmer bleibst. Also bitte bleib auch dort und ruhe dich aus. Veeda. 

Was soll das heissen ein paar Mal? Wie lange hat das gedauert? Doch bevor ich wirklich darüber nachdenken kann, schlafe ich wieder ein. 

Zum Glück hat Veeda an alles gedacht, sonst würde ich mächtig Ärger bekommen.

Der Wecker zeigt 15:30 Uhran, als es an der Tür klopft. Ich möchte nach meinem Shirt greifen, doch es liegt zu weit weg. Ich schaue mich panisch um. Wer steht dort vor meiner Tür? Niemand darf mich so sehen! 

Dass es eine Person weiss, ist schon schlimm genug. 

„Bist du wach?" Veedas Stimme klingt verunsichert. Was ist nur mit ihr los? Seit sie mir von dem Mädchen erzählt hat, ist sie irgendwie anders. Aber warum? 

„Kann ich... kann ich reinkommen?" Was möchte sie jetzt schon hier? Hat sie nicht Unterricht bis 17:00 Uhr? Ich höre ihre Schritte, welche sich entfernen. 

„Ja, komm rein", meine Stimme ist kaum mehr als ein flüstern, aber sie muss es gehört haben. Die Tür öffnet sich leise und sie setzt sich auf den Stuhl. Ihren Stuhl. 

Man das kann ja was werden... Wenn ich sie jetzt erst 3 Tage kenne und schon so eine Pussy bin... Erst 3 Tage?! Und sie weiss schon mehr als zum Bespiel Bella... 

Sie sagt nichts, sie schaut mich nur an. Es sieht eher so aus, als ob sie durch mich hindurchschaut. „Alles okay bei dir? Veeda?" 

Sie schreckt hoch. Sie war wohl mit ihren Gedanken woanders. „Sollte nicht ich das fragen?" „Ich war aber zuerst." 

Sie lächelt, doch dieses Lächeln erreicht nicht ihre wunderschönen Augen. Ich schaue in ihre Augen, sie leuchten nicht. Ich bin mir sicher, dass sie es könnten, so wie auf meinen Zeichnungen, die ich von ihr gemacht habe. 

Vor ihren Augen wird wie ein Vorhang weggezogen und ich sehe einen grossen Schmerz darin. Woher hat ein so junges Mädchen solche Schmerzen erfahren? 

Ich strecke meine Hand aus, um die ihre zu ergreifen, doch sie zieht sie weg und schaut in eine andere Richtung. Verwirrt runzle ich meine Stirn, lasse es aber darauf beruhen.

Sobald sie den Kopf wieder zu mir dreht, ist der Vorhang wieder da. Aber zu spät, ich weiss jetzt, dass sie auch eine Vergangenheit hat,  oder ist dieser Schmerz von dem Mädchen das sie verloren hat?

„Hey, alles okay?" „Ja, alles okay. Wie geht es dir?" 

„Ganz gut, glaube ich. Ich kann mich nicht richtig bewegen, aber das geht vorüber." „Darf ich mir deinen Rücken mal anschauen?" 

Sie wirkt so verunsichert. Woher kommt das jetzt auf einmal? Gestern war sie nicht so. Irgendetwas muss in der Zwischenzeit passiert sein, aber sie möchte nicht darüber reden. 

Ich nicke nur, was soll ich schon sagen? Sie hebt die Decke auf und kalte Luft kommt an meinen Rücken, es ist angenehm kühl. Dennoch bildet sich Gänsehaut. 

„Es tut mir leid.", Man hört in ihrer Stimme schmerz. Sie legt die Decke wieder über meinen Rücken, so behutsam, als ob es eine Feder wäre. Ich strecke meine Hand aus und ergreife ihre: 

„Hör auf dich zu entschuldigen.Ich muss dir danken. Danke, das meine ich ernst, für alles." 

Sie schaut mich nicht an, aber ich sehe, wie sich in ihren Augen tränen bilden. „Was ist los? Und sag jetzt nicht, dass alles in Ordnung ist." 

„Schon okay, schwer zu erklären..." „Versuch es. Bitte..." Sie schaut mich lange an bis schlussendlich ihre Maske fällt und sie zu heulen beginnt. 

Sie so zerbrechlich zu sehen, hat etwas merkwürdig Intimes. Ich drücke ihre Hand und ihr Blick schnellt zu unseren, ineinander verwobenen, Händen und augenblicklich zurück zu meinem Gesicht. 

„Hältstdu mich jetzt für einen schlechten Menschen?" 

Keine Ahnung was ich von dem Kapitel halten soll...



Die Narben der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt