6| Bacardi Razz

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"Reicht das nicht?" Wollte ich von Kathi wissen, die mir eine weitere Flasche Bacardi Razz in die Hand drückte. Davon hatten wir nun zwei. Plus eine Flasche Three Sixty Vodka und einem Captain Morgan. Warum ich alle vier Flaschen in den Fingern hielt wusste ich nicht, doch ich spürte schon jetzt den Kopfschmerz. Ich war nicht für den Alkohol gemacht, zudem ich mich danach oftmals in peinlichen Situationen befand. "Lass uns noch eine Flasche Feigling und ein paar Klopfer mitnehmen." Riet sie uns sauste in den Gang davon.
Tief atmete ich ein und machte mich auf den Weg ihr zu folgen. "Große Pläne?" Abrupt blieb ich stehen. Verlor dabei beinahe eine der Razz Flaschen und balancierte sie im letzten Moment aus. Micha stand am Regal gelehnt da, beobachtete mich überheblich und spielte lässig mit seinem Autoschlüssel.
"Sieht ganz so aus." Mein Blick musterte ihn und dabei schossen mir Bilder in den Kopf, wie er in seinem Bett gelegen hatte. Da fiel mir ein... "Ich habe meinen BH bei dir im Zimmer liegen lassen. Wäre super wenn ich den wieder kriegen würde. Und richtig gut wäre es, wenn Kathi davon nichts mit bekäme." Sagte ich und blickte nervös über die Schulter. Das war wirklich peinlich. "Ja hab ihn gefunden. Hab mich schon gewundert. Ist nämlich gar nicht meine Größe. 90D?" Riet er überheblich.
Empört hob ich eine Augenbraue. Das er ins schwarze getroffen hatte, musste er ja nicht wissen. Dabei war mir der BH vom Körbchen fast zu klein, vom Bändchen allerdings etwas zu groß. Doch es war mein Lieblings-BH. Schwarze Körbchen mit Zierspitze. Die Träger waren ebenfalls mit Spitze verkleidet. In meiner Größe war es schwer einen schönen BH zu finden, die meisten passten nicht oder sahen einfach nicht gut aus. Die schlimmsten waren aber die, die zu schmale Bändchen hatten und ins Fleisch schnitten. Diese Dinger waren Teufelszeug, ich sagte es immer wieder.
Langsam musterte er mich von oben bis unten und wieder hinauf, blieb dabei einen langen Augenblick an meinen Brüsten hängen und grinste anzüglich. Mein Mund wurde trocken und ich brauchte einen Moment um mich loszureißen und etwas schlagfertiges zu erwidern. 
"Normalerweise würde ich einfach sagen was für ein Arsch du bist und gehen, aber weil du der Bruder meiner besten Freundin bist sage ich nur: Bitte sorg dafür das ich ihn wiederbekomme. Es ist mein liebster BH." Dann wandte ich mich um und sah wie Kathi mich zu sich winkte. Mit einem entschuldigenden Lächeln an Micha gewandt, ging ich zu Kathi, die mir gleich eine Flasche Feigling auflud. "Lieber die Klopfer oder die da?" Sie zeigte auf zwei Packungen die sich nur in der Farbe unterschieden. "Keine Ahnung, was ist der Unterschied?" Wollte ich wissen, sie bückte sich und las das Etikett. "Die einen sind für Frauen mit Kokosgeschmack und so." Ich verdrehte die Augen. Persönlich fand ich Kokos nicht sehr lecker, obwohl ich eine Frau war.
"Lass uns die anderen nehmen." Schlug ich vor und sie nickte begeistert. Ich war froh, dass sie mir die Packung nicht auch noch aufhalste, als wir zur Kasse ging. Doch kurz bevor wir an der Reihe waren, fiel ihr auf, dass sie noch Sprite brauchte. Ich atmete tief ein und stoßweise aus. "Sie treibt einen in den Wahnsinn, nicht?" Sagte Micha, der plötzlich wieder hinter mir aufgetaucht war. Sein heißer Atem strich über meinen nackten Hals und ich schluckte. Ich war nur in der Lage zu nicken. Dann schüttelte ich das seltsam heiße Gefühl ab. 
"Eure Familie sieht zwar unglaublich aus, aber manchmal frage ich mich was in euren Köpfen vorgeht." Sagte ich und spielte damit auch auf Erica und Willi an.
Ich liebte sie wirklich, doch irgendwie waren sie eigenartig, auf liebenswürdige Weise. "Du findest das ich unglaublich aussehe?" Wollte er wissen und grinste arrogant. "Als würdest du nicht wissen, wie gut du aussiehst." Schnaubte ich und wandte den Blick von seinem strahlenden Lächeln ab. "Aber die Frage ist doch welchen Preis du dafür zahlen musstest." Flüsterte ich mir zu und lächelte über meine Gedanken.
Kathi kam wieder zu uns stöhnte auf als sie ihren Bruder sah. "Was machst du denn hier?" Sie klang genervt. Micha hielt einen Sixxer Grevensteiner hoch und schmunzelte. "Sei nett!" Ermahnte sie ihn und blickte mich an. "Ignorier was er sagt, er ist ein Arsch. Sollte er dich anmachen, kastriere ich ihn." Micha lachte auf. "Ich mache nicht jede deiner Freundinnen an, Trine." Sie sah ihn ungläubig an. "Nein mit manchen schläfst du auch, nur um mich zu ärgern." Die beiden klangen wie ein zeterndes Ehepaar. Doch bei ihren Worten stutzte ich und sah sie schockiert an. Sie verdrehte die Augen und formte mit den Lippen ein Später.  Dann sah sie wieder ihren Bruder an. "Du kannst nicht immer noch sauer sein deswegen." Stellte er amüsiert fest, doch sie verschränkte die Arme vor der Brust und schürzte die Lippen. "Bin ich aber, was nun?" Ich musste mir ein Lachen verkneifen auch wenn ich immer noch daran dachte, was sie eben gesagt hatte, gegen ein Grinsen konnte ich aber nichts tun.
Bevor es eskalierte sagte ich nur. "Es besteht keine akute Gefahr das ich mit deinem Bruder schlafen werde." Sagte ich ernst und sie nickte. "Ich weiß das. Aber er weiß es nicht." Sagte sie und blickte ihn nochmal giftig an.
Auf seinem Gesicht lag wieder nur dieses überhebliche Grinsen, in seinen Augen lag ein schelmisches Funkeln. Warum sah er denn auch so gut aus. "Ach komm schon." Sagte er an mich gewandt, doch lachte gleichzeitig. Ich verdrehte die Augen. Er runzelte die Stirn, bevor er wieder lachte. Dabei sah er mich intensiv an.
"Warum hast du denn so gute Laune?" Wollte Kathi pampig wissen. Und reichte dem Verkäufer ihre Karte. "Darf ich keine gute Laune haben?" Fragte er sie und runzelte die Stirn. "Du bist ein absoluter Muffelkopf! Irgendwas ist los. Was heckst du aus?" Ihre Augen verengten sich.
Sie gab ihre PIN ein und reichte mir eine Tüte mit den Flaschen. Sie selbst nahm die Klopfer und die Flasche Razz.
"Benimm dich einfach!" Schnaubte sie und sah mich kurz darauf an. Micha hob abwehrend die Hände. Sah möglichst unschuldig aus und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Micha zwinkerte mir zu und grinste ebenfalls. Ich spürte seinen Blick auf meinem Rücken, oder ich bildete ihn mir ein. Doch das brennen zwischen meinen Schulterblättern ließ sich nur schwerlich ignorieren. 
Dann wandte ich mich ab und folgte Kathi hinaus. "Wenn ihr jemanden braucht der euch abholt, sagt bescheid!" Rief er noch als ich gerade durch die elektrische Glastür hinaustrat.
Kathi wartete schon ungeduldig am Auto auf mich. Mit verschränkten Armen sah sie mich an.
"Er ist so ein arroganter Idiot." Schimpfte sie. "Er glaubt, dass er immer bekommt was er will. Als er weg war habe ich ihn so vermisst und jetzt... Arg. Ich will ihm den Hals umdrehen." Erklärte sie, doch ich erkannte den Scherz in ihren Worten.
"Und wenn er auch nur Anstalten macht sich an dich ran zu machen, werde ich ihn umbringen!"

Will you be my SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt