34| Drei Wahrheiten und keine Lüge.

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Als ich aufwachte fühlte es sich anders an. Ich war nicht schwer und taub. Ich war plötzlich hellwach. Alles im Raum prasselte auf mich ein. Der piepsende Herzmonitor, der pfeifende Wind vor dem Fenster, das Rascheln irgendeines Stoffes und Schritte. Feste ungeduldige Schritte. 
Doch genau wie beim letzten Mal reagierte mein Körper nicht sofort auf meine Befehle. Ich versuchte die Augen zu öffnen und etwas zu sagen, doch wieder krächzte ich nur hilflos. Langsam kniff ich die Augen zu und riss sie wieder auf. Blinzelte aber bei dem grellen Licht. Eine Träne löste sich aus meinem rechten Auge. 
Dann fokussierte sich mein Blick und ich sah Micha, der sich über mich beugte und sanft über meine Stirn strich. Meine innere Unruhe verpuffte plötzlich und machte einem warmen Gefühl platz.
"Hey, Schlafmütze." Murmelte er leise und lächelte sanft. "Das reicht jetzt erstmal mit Zusammenbrüchen, klar?" Fügte er scherzhaft hinzu. Ich wollte nicken, doch mir fehlte selbst dafür die Kraft. 
"Ruh dich aus." Flüsterte er, beugte sich vor und küsste mich so sanft auf die Stirn, dass ich spürte wie mir die Tränen aufstiegen. Ich wollte nicht das er ging. Ich wollte nicht alleine sein. "Bleib." Sagte ich leise und er lächelte mich an. "Ich werde nicht gehen, bis du es willst." Sagte er und klang so klar und sicher, wie er nur klingen könnte. "Ich meine das ernst. Ich werde bleiben. Solange du mich willst. Mir ist egal, dass das Baby nicht von mir ist und das du was mit einem anderen hattest. Ich weiß ich bin nicht gerade Prince Charming, aber ich werde tun was ich kann um dich glücklich zu machen." Irritiert sah ich ihn an. Seine Worte ergaben für mich keinen Sinn. "Nein." Sagte ich schwer atmend. "Nein." Er musste wissen, dass er alles falsch verstanden hatte. Wie konnte man nur so aneinander vorbei geredet haben? Er glaubte wirklich ich hätte mit einem anderen geschlafen? Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nicht mit einem anderen geschlafen. Ich hatte mein erstes Mal gehabt und es war perfekt gewesen. Er war perfekt gewesen. "Ich will dich irgendwann - in nicht allzu ferner Zukunft - fragen, ob du mich heiratest." Überging er meine Einwände. "Und ich will das du ja sagst." Flüsterte er leise und griff nach meinen Händen. "Und ich werde bis dahin noch an mir arbeiten, aber ich will das du das weißt. Und das du auf dich aufpasst, denn ich will nicht nochmal sehen, wie du vor meinen Augen zusammenklappst." Diesmal schaffte ich es zu nicken. Doch ich war mir nicht sicher was ich sagen sollte. Ich wollte so viel sagen und hatte keine Ahnung wo ich anfangen sollte. Also sagte ich das wichtigste: "Ich liebe dich." 
Er schluckte laut. Ich sah wie er überlegte. Dann, langsam, als würde er erwarten ich würde ihn abweisen, beugte er sich zu mir herunter, zögerte kurz und presste dann seine Lippen auf meine. All meine Ängste fielen von mir ab. Alle meine Wut, meine Verzweiflung und meine Zweifel waren verschwunden. Meine Gedanken waren leer. 
Seine Lippen waren weich und sanft, als fürchtete er sich mir weh zu tun. Dabei konnte er mir mit seiner Nähe nicht wehtun. Sanft löste er sich von mir und lächelte unsicher. 
"Gut." Hauchte er. "Ich liebe dich nämlich auch." Fügte er hinzu und mein Herz machte einen Hüpfer. "Ich werde es Kathi sagen. Mach dir keine Sorgen. Sie will nur das es dir besser geht." Erklärte er, doch ich musste noch ein paar Sachen mit ihm klären. "Kannst du Jakob anrufen?" Fragte ich, denn ich wollte das er wusste, dass es mir gut ging. Er versteifte sich. "Ich soll..." Er schluckte hörbar und räusperte sich. "Klar. Ich kann Jakob anrufen, wenn du mir die Nummer gibst." Sagte er und ich sah, wie angespannt er plötzlich war. Moment, war er eifersüchtig? Eifersüchtig auf Jakob? Ihm war doch aber klar das...
"Weißt du wer Jakob ist?" Fragte ich ihn und hätte beinahe gelacht, beider Absurdität des Moments. Er nickte hastig. "Was glaubst du was er ist?" Fragte ich, weil er keine Anstalten machte etwas zu sagen. "Okay, hör zu: Ich weiß er wird Teil unseres Lebens sein aber gib mir noch eine Weile mich mit dem Gedanken anzufreunden, bitte!" Sagte er und ich lächelte sanft. "Natürlich wird er eine Rolle in unserem Leben spielen. Er ist mein Bruder." Erklärte ich ihm und sah dabei zu, wie Verwunderung, Unglaube und dann Erkenntnis über sein Gesicht huschte. 
"Das ist jetzt irgendwie peinlich." Gab er zu, während er sich am Hinterkopf kratzte. Ich lachte, doch zuckte zusammen bei dem leichten Schmerz in meinem Bauch. Erschrocken fuhr ich mit meiner Hand auf meinen Bauch. Micha sah meine Bewegung und lächelte wieder.
"Es ist alles gut mit dem Baby." Zärtlich legte er seine Hand auf meine. "Mit unserem Baby." Fügte er hinzu und ich lächelte ihn an. "Es ist von mir, richtig?" Ich nickte. "Ich bin ein Idiot." Wieder nickte ich. "Es tut mir leid." Flüsterte er, beugte sich vor und legte seine Stirn an meine. "Es tut mir leid, dass ich ein Idiot war. Seit dem Moment an dem wir uns getroffen haben. Und das wir nicht verhütet haben..." ich erstarrte. "...das ich nicht da war, als du es erfahren hast. Das ich dir die kalte Schulter gezeigt hab, weil ich wirklich richtig eifersüchtig war. Ich bin fast durchgedreht. Warum hast du es mir nicht gesagt?" Wollte er wissen und ich holte tief Luft. "Weil ich von dem Ring gehört hab. Dem Verlobungsring deiner Oma." Flüsterte ich leise und schloss die Augen. "Der Ring." Sagte er als wüsste er was ich meine. "Du dachtest er wäre für eine andere." Ich nickte leicht. "Weißt du eigentlich wie absurd das ist. Ich meine ich hab nie von einer anderen erzählt und mal im Ernst wir kennen uns seit was...? Drei Monaten?" Er schnaubte. "Wir kennen uns doch wirklich nicht. Ich meine nicht wirklich und trotzdem habe ich das Gefühl das alles was du mir erzählen könntest meine Gefühle nicht ändert." Diesmal schnaubte ich. "Aber es gibt da etwas, dass du wissen solltest, bevor du dich entscheidest." Langsam öffnete ich die Augen, als er sich aufrichtete und mich ansah. Bebend holte er Luft, als habe er tatsächlich Angst vor meiner Reaktion. Also nahm ich seine Hand. "Bevor ich wieder nach Hause gekommen bin, da war ich nicht auf einer Reise oder habe woanders gelebt. Jedenfalls nicht so wie du denkst. Ich hab Scheiße gebaut und dafür musste ich gerade stehen. Ich war im Gefängnis." 

Will you be my SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt