28| Schwanger oder nicht schwanger, ...

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Jakob stöhnte vor Anstrengung, als er zusammen mit seinem Trainer seine Übungen absolvierte. Und obwohl ich ihn unterstützen wollte, konnte ich mich nicht darauf konzentrieren. Oder auf irgendwas anderes. 
Schwanger, schwanger, schwanger!  Es war dieses große Fragezeichen, dass sie völlig in den Wahnsinn trieb. Doch noch war es Schrödingers Schwangerschaft. So lange sie nicht wusste, dass sie schwanger war, war sie es nicht. 
Denn so sehr sie sich selbst dafür fertig machte, ändern konnte sie es jetzt nicht mehr, sollte es tatsächlich so sein. 
Erschrocken zuckte ich zusammen, als mein Handy klingelte. "Oh Entschuldige. Ich hab es vergessen." Sagte ich, kramte es aus meiner Tasche und blickte auf das Display. Kathi. Ich erhob mich und verließ den Raum. 
"Hey." Begrüßte ich sie und sofort begann sie zu reden. "Er ist ein Arsch. Ein richtiges Arschloch. Er hat mich total angefahren, dabei habe ich ihm nur eine einfache Frage gestellt. Er ist ein Kotzbrocken, dabei habe ich ihm gar nichts getan. Er wird wie früher. Dabei dachte ich, wir hätten das Durch. Ganz ehrlich ich werde ihm nicht alles immer verzeihen. Ich liebe ihn aber irgendwann ist Schluss." Sprudelte sie heraus. "Über wen sprechen wir gerade?" Warf ich dazwischen, da ich völlig irritiert war. "Meinen Bruder natürlich. Ich hab ihn und Mama aus Versehen belauscht, kann doch mal passieren. Aber das es um etwas wichtiges ging, kann ich ja nichts dafür. Ich meine er hat ja nicht Mal eine Freundin. Er wird den verhökern." Ich schnaubte. "Du musst von vorne anfangen, ich verstehe kein Wort." Erklärte ich und schloss die Augen. Ich wollte nicht über Micha sprechen, doch gleichzeitig wollte ich alles über ihn hören, was ich zu hören bekommen konnte. 
"Also ich bin nach Hause gekommen vor einer halben Stunde und wollte mir was zu Essen machen." Ich machte einen zustimmenden Laut. "Da habe ich Mama und Micha gehört. Keine Ahnung, warum ich nicht einfach rein gegangen bin, aber... naja ich bin halt draußen stehen geblieben." Sie seufzte. "Da habe ich gehört, wie er mit Mama über eine Ische gesprochen hat." Schmerz zuckte durch meine Brust. "Das dachte ich jedenfalls, aber dann hat er gesagt, dass er alles für sie machen würde. Das er sie fragen will, ob sie ihn heiratet und er wolle das mit Omas Ring machen." Ich hielt die Luft an. Mein ganzer Körper brannte vor Eifersucht und Herzschmerz. Das hat ja nicht lange gedauert, Mistkerl. "Und Mama meinte, dass es ja sein Ring wäre, weil Oma ihm den damals hinterlassen hatte. Was schon mal voll unfair ist. Ich meine, wozu braucht er den? Vielleicht hätte ich den auch gerne gehabt." Ich schüttelte den Kopf. Manchmal war Kathi ein richtiger Egomane. 
"Jedenfalls hat er fast heulend Mama erklärt, dass er scheiße gebaut hat aber nicht genau weiß wie er das gut machen soll. Sie hat wohl von seiner Vergangenheit erfahren und nun will sie ihn nicht mehr sehen, oder so. Keine Ahnung." Seine Vergangenheit? 
"Und dann ist er raus gekommen und hat mich angemeckert, dass ich gelauscht hätte und was mich das anginge und so." Ich schnaubte. Faktisch hatte sie ja gelauscht. 
"Aber die Krönung war, als ich dann fragte, wer die Frau war ist er so ausgerastet. Wie früher. Ich dachte echt er haut mir eine rein." Verwirrt runzelte ich die Stirn. "Das würde er nicht tun." Erklärte ich fest und ließ mich auf einem der Wartestühle im Gang plumpsen. "Ich dachte das der neue Micha das nicht tun würde, aber der alte Micha?" Verwirrt runzelte ich wieder die Stirn. "Ich verstehe das nicht so ganz." Sagte ich also ehrlich. "Er mag es nicht, wenn die Leute das Erfahren. Aber er war früher ein richtiger Draufgänger. Hat sich ständig geprügelt. Richtig böse. Er war auf Droge und alles. Und er hat eine Menge falscher Entscheidungen getroffen. Und für diese Entscheidungen musste er fast zwei Jahre absitzen." Schockiert riss ich die Augen auf. "Er war im Gefängnis?" Ich war völlig erschrocken. "Da hat er einen Entzug gemacht und Therapie und Aggressionstraining oder sowas." Erklärte sie trocken. 
Obwohl ich geschockt war, war ich gleichzeitig auch irgendwie traurig. Immerhin hatte er zwei Jahre verloren, für Fehler die er in seiner Jugend begangen hatte. Mitleidig verzog ich das Gesicht. Stellte mir vor, wie er sein gesamtes Leben umkrempelte. 
"Und ich dachte er hätte sich geändert. Und ich meine er trinkt fast nichts mehr, nimmt keine Drogen und prügelt sich auch nicht ständig." Führte sie aus. "Deswegen warst du so wütend, wegen der Sache mit Tobi." Brachte ich raus und Kathi stimmte zu. "Ich dachte er hätte ihn verprügelt." Erklärte sie mir. "Aber das warst du und das war absolut gerechtfertigt." Stellte sie klar. 
Plötzlich verstummte sie. "Oh man. Ich quatsche dich hier voll, dabei hast du selbst ja den Kopf voll. Hast du schon ein Test gemacht?" Wollte sie plötzlich wissen und ich erstarrte. Sie hatte mich ein paar Minuten von dem Thema abgelenkt, dass meine Gedanken völlig lahmlegte. "Nein. Noch nicht." Sagte ich zerknautscht. Als hätte sie mich ertappt. "Umso früher, desto besser." Sagte sie neunmalklug. "Ich bringe nachher einen... oder drei, nur um auf Nummer sicher zu gehen, mit. Dann pinkelst du drauf. Und dann erzählst du mir mit wem du, Luder, es getrieben hast." Sie lachte. "Du hast mich schön an der Nase herumgeführt." Wieder lachte sie auf. "Ich muss los. Ich bin dann gegen sechs bei dir und dann wird gequatscht..." Es raschelte. "Nein, geh raus aus meinem Zimmer. Ja, das ist Marie." Sie schnaubte genervt. "Nein, sie erzählt mir gerade von ihrem neuen Typen." Ich hatte keine Zeit zu reagieren, da hatte sie es schon gesagt. "Kathi..." Versuchte ich es allerdings. 
Ich hörte die tiefe Stimme von Micha im Hintergrund, doch nicht was er sagte. "Ich weiß nicht wer es ist." Sagte Kathi genervt. "Bis nachher. Ich muss meinen Bruder jetzt loswerden." Dann war sie weg und ich saß völlig fertig in dem kalten Flur und starrte an die Wand mir gegenüber. Erst als ich mir mit den Fingern übers Gesicht strich, merkte ich, dass ich weinte. 


Will you be my SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt