25| Spitzendinger und Omaschlüpfer.

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Bebend atmete ich auf. Mir war warm. Regelrecht heiß. Ich spürte seine Arme um mich, seine Hände wie sie sanft über meinen Körper und unter mein Shirt glitten. Wie seine Finger sich spreizten, um möglichst viel meiner Haut zu berühren. 
Die Sonne schien sanft durch das Fenster, welches noch immer keine Vorhänge verhüllte. Ich konnte kleine Staubpartikel sehen die im Licht tanzten und verzweifelt versuchte ich mich auf darauf zu konzentrieren. Doch es gelang mir nicht. 
Mein Körper, der Verräter, schmiegte sich an Micha, der leise seufzte, als ich meinen Hintern an ihn drückte. Sachte drückte er sein Gesicht in meinen Nackten und sog tief die Luft ein. "Guten Morgen." Gurrte er in mein Ohr ich ich schnappte nach Luft. Es war nicht nur seine Stimme, die in mir zu vibrieren schien, es war auch das Gefühl, dass mich sofort überrollte. Ich war verloren. Dabei kannte er mich nicht und ich ihn nicht. Sofort schoss Panik durch mich hindurch und ich versteifte mich. Mit einem Ruck war ich aus dem Bett gesprungen und ohne einen Blick zurückzuwerfen aus dem Zimmer gestürzt. Erst als ich im Badezimmer war und die Tür hinter mir verrammelt hatte, atmete ich ein. Ich blickte in den Spiegel und sah die Panik in meinem Blick. Ich spürte die Tränen, schaffte es geradeso sie zurückzudrängen. 
Tief holte ich Luft und sammelte mich. Dann atmete ich aus. Möglichst gleichgültig sah ich mir selbst ins Gesicht. Erkannte wie die Angst verschwand und selbst die Röte in meinen Wangen abnahm. Mein Blick wurde kalt.
"Marie?" Ich zuckte zusammen. Das leise Klopfen das folgte, ließ mich nochmals zusammenzucken. "Ist alles in Ordnung?" Fragte er und klang dabei wirklich besorgt und das ließ meine Mauer sofort bröckeln. Ich konnte ihn nicht auf Abstand bringen, selbst wenn ich wollte. Ich war naiv gewesen, als ich auch nur eine Sekunde gedacht hatte, dass ich das hinbekommen würde. Er brauchte nur meinen Namen sagen, mich berühren und ich würde mich selbst völlig verlieren. Mit dem Wissen öffnete ich die Tür und sah zu ihm auf. 
Er war fast zwei Köpfe größer als ich und blickte mich aus den bernsteinfarbenen Augen an. Er runzelte die Stirn, als ich ihn schweigend musterte. Er lächelte nicht und sofort vermisste ich die Grübchen auf seinen Wangen. Mein Blick wanderte zu seinem Kinn, wo ein leichter Bartschatten zu sehen war. Dann wanderte mein Blick zu seinen vollen Lippen, über seine schöne Nase, die etwas schief war und auf deren Rücken eine kleine, weißliche Narbe war. Ich wusste nicht, woher er sie hatte. Ich wusste auch nicht woher er die kleine Narbe hatte, die über seiner Augenbraue verlief. Sachte hob ich meine Hand und fuhr über sein Kinn, seine Wange und seine Nase. Strich über die Narbe und lächelte als er sich an meine Hand schmiegte. Langsam fuhr ich über seine geschlossenen Augenlider und zu seiner Stirn. Auch über die Narbe strich ich. 
"Woher hast du die?" Fragte ich leise und er lächelte, öffnete die Augen und strahlte mich an. "Prügelei." Flüsterte er nach kurzem Zögern. "Ich war ein ziemliches Arschloch und bin ständig in Schlägereien verwickelt worden. Die meisten habe ich sogar angefangen." Erklärte er und ich nickte. Schweigend standen wir uns im Türrahmen gegenüber. 
Nach einer gefühlten Ewigkeit begann er leise zu sprechen: "Sagst du mir was da gerade passiert ist? Habe ich etwas falsches getan?" Ich blinzelte. Er hatte doch nichts getan. Ich war ausgerastet wegen gar nichts. Ich schüttelte den Kopf. "Ich..." Begann ich leise, doch was sollte ich sagen? Was war denn passiert? Ich wusste es selbst nicht. 
"Wenn ich was falsches getan habe, dann musst du mir das sagen. Ich will das nicht verbocken." Erklärte er und sah mich ernst an. "Was genau willst du nicht verbocken?" Fragte ich skeptisch. Lange sah er mich an bevor er etwas sagte. Ich wusste, dass er sah, wie Hoffnung und Panik sich in meinem Gesicht abwechselten. Dann runzelte er wieder die Stirn und kratzte sich nervös am Hinterkopf. Ich liebte diese Geste. Dabei sah er jung und unbeschwert aus. Er war süß, wenn er nervös war.
"Das mit uns." Sagte er schlicht und zuckte mit den Schultern. Wieder starrte ich ihn an. Und unter der Panik die in mir tobte, war ich... erleichtert. Erleichtert, dass er nüchtern noch immer das gleiche dachte. Erleichtert, dass ich keine betrunkene Fantasie war. Erleichtert, dass er hier war und nirgendwo anders. 
Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu zögern, warf ich ihm meine Arme um den Hals und zog ihn an mich. Presste meine Lippen sehnsüchtig auf seine. Er war überrascht und ich nutzte seine Überraschung aus, doch er fing sich so schnell. Heiß erwiderte er meinen Kuss und erstickte mich fast, doch mir war es egal. Als er sich nur eine Sekunde von mir löste, um mit seinen Lippen an meinem Hals zu knabbern, schnappte ich nach Luft. 
Ich hatte nie wirklich den ganzen Wirbel, um Sex und den ganzen Kram verstanden. Ich hatte es sogar bei genaueren Überlegungen immer irgendwie abstoßend gefunden. Doch hatte mich irgendwann der Konvention gebeugt und erzählt ich hätte es schon getan. 
Ich stritt nicht ab, dass es entspannend sein konnte ab und an mal Hand anzulegen, doch dazu brauchte ich niemand anderen. Aber jetzt gerade brauchte ich ihn, wie die Luft zum Atmen. 
Zusammen stolperten wir zu meinem Bett zurück, ich hatte kaum mitbekommen, wie er mir das Shirt über den Kopf gezogen hatte, wie er sich selbst ausgezogen hatte, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war nicht ohnmächtig zu werden. 
Als mir meine Nacktheit bewusst wurde versteifte ich mich. Er war groß und sehnig, doch muskulös. Keine Stelle seines Körpers hatte auch nur ein bisschen Fett. Dabei war er nicht aufgepumpt. Nicht so extrem muskulös, sondern perfekt. Was mir nur bewusster machte, wie... nun... nicht perfekt ich war.
Unsicher verschränkte ich die Arme. Ich trug nur noch meinen Schlüpfer. Und es war keiner dieser schwarzen Spitzendinger. Es war ein ausgeleierter rosafarbener Omaschlüpfer
Doch als er mich ansah, fühlte ich mich, als wäre ich die Schönste Frau der Welt. Nur für einen kurzen Moment. Doch das Gefühl war da und es war berauschend. 

Will you be my SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt