7| Helden in glänzender Rüstung

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Es war nach Mitternacht und Kathi völlig betrunken. Lachend saß sie auf Leons Schoß und klammerte sich an ihm fest. Ich saß ihr gegenüber auf einer alten Couch. Eingequetscht neben Tobi und der Lehne. Mit jedem Shot war ich abgerückt, doch er war stets näher gekommen. Und immer wieder sah mich Kathi an als wäre ich bekloppt.
Ich konnte beinahe ihre Stimme hören. Guck dir doch an wir süß er ist! Er ist so nett! Er mag dich voll! Blablabla!
Aber trotz allem war mir seine Nähe unangenehm. Und das Kathi einfach nicht aufhören wollte zu trinken. Das ich mir auch hatte auf quatschen zu lassen etwas zu trinken, nervte mich ebenfalls. Ich konnte so nicht mal nach Hause fahren.
"Kathi?" Fragte ich über den Tisch. Wir waren in einer Gruppe mit sechs Leuten. Doch bis auf Leon und Tobi waren mir alle Fremd.
Kathi reagierte nicht auf mich, sondern redete mit Leon. Genervt sagte ich ihren Namen nochmals. Sie hob den Blick. "Ich..." Begann ich, doch sie sagte nur: "Hab mal bisschen Spaß!" Genervt starrte ich sie an. Ohne ein Wort erhob ich mich. Verwirrt sah Tobi mich an. "Ich brauche frische Luft." Dann ging ich zur Haustür, schnappte meine Jacke und verließ die laute, verqualmte Bude. Wütend ging ich hinunter.
Es nervte mich, das ich getrunken hatte. so konnte ich definitiv nicht selbst ins Auto steigen. Im Zweifelsfall hätte ich jetzt Kathi angerufen, doch diese Option fiel aus und sonst schränkten sich meine Optionen tatsächlich ziemlich ein. Ich könnte Erika und Willy anrufen, doch ich wollte Kathi nicht in Schwierigkeiten bringen, also fiel auch das weg. 
"Scheiße." Fluchte ich genervt und fuhr mir durchs Haar. Es blieb nur eine Möglichkeit. Auch wenn ich mich sträubte ich wollte nach Hause ins Bett. Ich hatte das Gefühl mein Kater war schon da. 
Wütender als noch zuvor stapfte ich zurück zu dem alten Bauernhaus. Die metallene Treppe, die hinter dem Haus in die obere Einliegerwohnung führte, hinauf und in die stickige, verqualmte Bude. Als ich Kathi erreichte, war sie damit beschäftigt wild mit Leon zu knutschen. Sie reagierte kaum, als ich an ihre Hose ging, um ihr Handy herauszunehmen. Sie grinste nur und wandte sich wieder Leon zu. Genervt schüttelte ich den Kopf. 
Doch ich war zu wütend um jetzt noch eine Szene zu machen, also ging ich wieder zur Haustür. Diesmal aber blieb ich auf der Treppe stehen, gab den Pin auf Kathis Telefon ein, es war ihr Geburtstag - nicht sehr originell -  und suchte in den Kontakten nach Micha. Sie hatte ihn unter Vollhorst gespeichert und ich grinste, als ich die Nummer auswählte. Nur an den letzten Nachrichten erkannte ich, dass es Micha sein musste.
Es klingelte kaum, da war er schon dran. "Trine, ist was passiert?" Sie rief ihn wohl nicht oft an. "Ich äh, ihr geht es gut." Erklärte ich stotternd und fühlte mich wie ein Idiot. "Marie?" Er klang alarmiert. "Wir haben beide getrunken und..." Ich wurde unterbrochen. Tobi stand neben mir und legte seinen Arm um mich, bevor ich es verhindern konnte. 
"Ich dachte du bist gegangen ohne dich zu verabschieden. Das wäre echt nicht cool." Lallte er und ich versuchte nicht seinen Atem zu riechen. Er roch nach Alkohol und erbrochenem. "Entschuldige mich kurz." Sagte ich in den Hörer und ignorierte die Einsprüche die Micha einwandte. "Tobi ich telefoniere." Er schnaubte. "Du kannst auch mit mir reden. Oder wir können auch was anderes machen." Diesmal schnaubte ich. "Das können wir auch lassen." Erklärte ich genervt und er lachte leise. Als würde ich einen Witz machen. "Hab dich nicht so. Ich weiß du willst es doch auch. Kathi hat mir gesagt du bist etwas schüchtern." Ich raffte meine Schultern. "Tobi ich möchte wirklich nicht..." Er unterbrach mich, indem er sich gegen mich drückte. Panisch griff ich nach dem Treppengeländer, um mich von ihm zu entfernen. Seine Finger aber legten sich um meine Taille, zogen mich ruckartig an sich. Dann presste er seine Finger an meinen Hintern und schoben mein Becken vor an seine Erektion. Panik schoss durch mich hindurch. "Tobi, lass mich los." Sagte ich streng, doch meine Stimme bebte. Erst jetzt hörte ich Micha, wie er mich förmlich anschrie, ich solle ihm die beschissene Adresse geben. 
"Wir sind in Kumreith, Dorfstraße 14, denke ich." Gab ich bebend von mir. "Bleib am Telefon, bis ich da bin." Knurrte er mich an und ich nickte, doch ich brauchte beide meine Hände, um mich gegen Tobi zu wehren. Umständlich schob ich das Handy in meine Jackentasche. 
Dann schob ich meine Finger zwischen uns und drängte Tobi von mir weg. "Tobi, es tut mir leid..." Mit einem kräftigen Ruck schob ich ihn von mir und wandte mich von ihm ab. Er war etwas unsicher auf den Beinen, weshalb ich mich von ihm entfernen konnte und aus seinem Griff befreien konnte. Ohne zögern rannte ich die Treppe runter, hinaus auf die Straße und auf den kleinen Schotterplatz dem Haus gegenüber. 
Bebend stand ich in der Kälte und die Minuten zogen sich hin, wie Kaugummi. Ich sah wie Tobi am Haus entlang kam und torkelnd immer wieder gegen die Hauswand stieß. "Entschuldige." Sagte er jedes Mal wenn das passierte. 
"Lass uns darüber reden." Sagte er als er zwei Meter vor mir stehen blieb. "Worüber willst du reden? Du bist betrunken. Geh wieder rein und schlafe dich aus."  Er lachte leise. "Warum kommst du nicht mit?" Er stolperte auf mich zu. Er sank beinahe zu Boden und ich machte einen Schritt auf ihn zu, um ihn aufzufangen. Ich wollte nicht das er sich verletzte. Naja nicht allzu sehr. 
Doch sobald ich in Reichweite war, hatte er mich wieder gepackt, presste mich an sich und bevor ich reagieren konnte presste er seine Lippen auf meine. Panisch schob ich ihn von mir, doch er war unnachgiebig. 
Das aufheulen eines Motors riss mich aus meiner Panik, jedenfalls ein wenig. Mit einem kräftigen Tritt landete mein Fuß auf seinem. Er zuckte zusammen und stöhnte auf, doch entfernte sich nicht wirklich von mir. Also ruckte ich mit dem Kopf und traf ihn an der Stirn. Diesmal ruckte er zurück und sah mich gequält an.  "Was zum Teufel?" Fuhr er mich an und rieb sich die Stirn. 
Schwer atmend starrte ich ihn an. Ich fühlte mich furchtbar.  Ich fühlte mich absolut ekelhaft. Ich wollte mir die Zähne putzen. Ich unterdrückte die plötzliche Übelkeit. Dann stand Micha zwischen uns. Er sah mich an, strich mir die Haare aus dem Gesicht und musterte mich. "Bist du in Ordnung?" Ich nickte benommen. 
"Du Schlampe." Rief Tobi plötzlich und ich erstarrte. "Jetzt willst du mir in die Schuhe schieben, dass du dich an mich rangemacht hast? Sieh dich doch an." Er schnaubte und diesmal war es mehr als Ekel der mich packte. Es war Wut. reine Wut. 
Mit geballten Fäusten ging ich auf ihn zu, ließ Micha hinter mir stehen, doch sein Blick folgte mir. Im Augenwinkel sah ich, das Alex am Wagen lehnte und uns ansah, bereit einzugreifen, wenn es erst wurde. Er hatte Verstärkung mitgebracht. Ich sah ihn kurz an. "Kathi ist drin. Hinterm Haus. Treppe hoch." Ich wartete nicht seine Reaktion ab, sondern ging mit erhobenem Zeigefinger auf Tobi zu. Doch mir vielen keine Worte ein. Er Grinste dreckig. 
"Es hat dir doch gefallen, dass dich mal jemand anfasst." Er lachte. "Davon kannst du ja deiner Mami heute Nacht erzählen." Es waren diese Worte die aus meiner Wut, Raserei machten. Du kannst das ja deiner Mami heute Nacht erzählen. 
Und ich wusste nicht, dass ich es tat, bevor es zu spät war, als ich ausholte und Tobi mit der Faust - mit der Faust! - frontal ins Gesicht schlug. Ein hässliches Krachen gab mir dieses Gefühl der Genugtuung. Gefolgt von seinem Aufschrei und dem Winseln. Er stolperte Rückwärts und fiel dann auf die Knie. Jammernd und weinend sein Gesicht umklammernd. Blut lief aus seiner Nase und über seine Finger.
Mit einem letzten tiefen Atemzug wandte ich mich zu Micha um. Er grinste breit. Sah mich überrascht aber beinahe ehrfürchtig und irgendwie beeindruckt an und sagte dann: "Ich bin eigentlich gekommen, um dich zu retten. Aber sieht so aus als bräuchtest du keinen Helden in glänzender Rüstung." 

Will you be my SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt