Time is short

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Kaum waren sie aus den Tür drehte sich Sirius mit seinem ganzen Körper zu mir um und starrte mich an: „Wieso hast du meine Hand wieder losgelassen bevor wir in die Küche gegangen sind?" Es überraschte mich, dass es ihn störte, aber ich erklärte es ihm und er nickte, bevor er ergänzte: „Was hast du gemeint, als du zu deinem Vater gesagt hast, dass alles was jetzt ist, alles was das danach kommt es wert ist?" Ich seufzte und wich seinem forschenden Blick aus. „Was denkst du denn? Dass ich, wenn ich all das mit dir erlebe und du mir offensichtlich wichtig bist, einfach zu meinem alten Leben zurückkehren kann? Mal ganz abgesehen davon, dass ich jetzt in dieser Zaubererwelt lebe und alles fremd ist? Glaubst du wirklich, dass es mir nach den zwei Wochen, die wir jetzt noch haben, gut gehen wird?" Erst als ich fertig war sah ich wieder hoch. Jetzt war er derjenige, der mir nicht in die Augen sehen konnte. Er sah gequält aus und er spielte mit meiner Hand. „Ich", fing er an, „Ich wollte nie, dass es für dich so schwer wird. Ich bin nicht gut für dich. Davon bin ich fest überzeugt. Du... du kannst alles machen, was du willst und ich wäre nur jemand der dich zurück hält. Wenn es für dich leichter ist, dann können wir hier und jetzt beenden, was wir haben. Ich verdiene keinen Monat Glück, wenn es dich danach ins Unglück stürzt. Ich will, dass du glücklich bist, dass du frei leben kannst und alles in dieser Welt kennen lernst, was es gibt. Ich will, dass du heiratest und die beste Mutter wirst, die es je gegeben hat. Ich will, dass du jemanden hast, den dein Vater wie einen zweiten Sohn behandeln kann. Ich kann dir das alles nicht geben, aber ich will alles dafür tun, dass du es haben kannst". Es war das erste Mal, dass ich ihn weinen sah. Es war nur eine einzelne Träne, aber nichts hatte mir je so sehr weh getan. Ganz langsam beugte ich mir vor und küsste sie weg. Der Mann, der hier vor mir saß, war das Beste, was mir je hätte passieren können. Ja es tat weh, aber ich würde es um nichts in der Welt missen wollen. Genau das sagte ich ihm auch. Er seufzte tief und nahm mich fest in seine Arme. Die Umarmung war anders als sonst, wie als würde er sich verabschieden. Bevor ich ihn darauf ansprechen konnte, küsste er mich. Mit Herz und Gefühl. Mein Kopf wollte aufhören und fragen, was denn jetzt auf einmal los sei, aber mein Herz brachte ihn zum Schweigen, weil dieser Kuss und dieser Mann alles war, was es im Moment wollte. Ganz zart biss er auf meine Unterlippe und das entlockte mir ein leises Stöhnen. Ich kletterte auf seinen Schoß und strich mir die Haare in den Nacken. Mit der Zeit wurden wir langsamer und hörten auf uns zu küssen. Unsere Stirnen lagen aneinander und wir atmeten die gleiche Luft. Ich ließ meine Augen geschlossen und genoss diesen Moment. Er war kostbar, genau wie die vielen anderen kleinen Momente, die wir in den letzten Wochen gesammelt hatten und ich wollte ihn in Erinnerung halten, selbst wenn es schmerzhaft sein würde. Ohne ein Wort zu sagen, gingen wir ins Bett. Sirius küsste mich noch einmal atemberaubend, bevor er in sein Zimmer ging. Die Hälfte unserer gemeinsamen Zeit war um und ihm war heute bewusst geworden, was es bedeuten würde, wenn es endet.

Die nächsten Wochen vergingen noch schneller als die letzten. Sirius und ich verbrachten jede freie Minute miteinander, was gar nicht so einfach war, weil meine Eltern jetzt wieder im Haus wohnten und die erste Ordensversammlung an der ich teilnehmen durfte, beschlossen hatte, dass Snape mir kontrollierte Legilimentik über den Zauberspruch und die dazugehörige Okklumentik beibringen sollte. Er verachtete mich dafür, dass und wie ich meine Zeit mit Sirius verbrachte, aber das vor ihm zu verstecken, stellte sich als schwierig heraus, wenn er regelmäßig in meinen Kopf eindringen konnte. Ich war froh ein Teil des Ordens zu sein und lernte fleißig. Anscheinend war ich auch von Natur aus gut in Okklumentik, was niemanden mehr ärgerte als Snape. Das was sich über die Zeit entwickelt hatte, war ein gewisser gegenseitiger Respekt, vor den jeweiligen Fähigkeiten, aber auch gegenüber der Person. Ich erfuhr mehr über seine Vergangenheit und das was er tat und fing an ihn dafür zu bewundern. Nicht, dass er deswegen ein weniger bescheuertes Arschloch wäre, aber zumindest eins, dass meinen Respekt verdient hatte. Sirius war immer ein wenig komisch, nachdem ich Zeit mit Snape verbracht hatte und als ich ihn fragte wieso das so sei erwiderte er: „Ich mag es einfach nicht okay? Früher habe ich dich trainiert. Das war unser Ding und jetzt, ne Woche später taucht Schniefelus hier auf und schnappt dich mir weg." Ähm... okay... ich hatte ja noch verstanden, warum er eifersüchtig wegen George gewesen war. Der sah gut aus, tat mir gut, ich mochte ihn wirklich gern und ich hatte ihn ja tatsächlich geküsst, aber Snape?! Ich meine Sirius hat ja eigentlich schon Augen im Kopf und er hätte doch sehen müssen, wie abstoßend sein Schulfeind war. Ebenso weiß Sirius doch wohl mit am besten, dass Snape einfach nur ein arroganter Kerl ist, der selbst wenn er die Seite gewechselt hat, seine Schüler und vor allem Harry wie Dreck behandelte. „Jetzt bin ich echt baff Sirius", erwiderte ich also, „Wie könntest du jemals denken, er wäre in der Lage dich zu ersetzen? Niemand kann das oder wird das jemals können...und jetzt schwing deinen süßen Hintern hier rüber und nutze deine Zeit besser". Das lies er sich nicht zwei mal sagen und überfiel mich nur so mit seinen Küssen. Diese zwei Wochen waren so schön und so herzzerreißend gleichzeitig. Ich wusste nicht, dass man so etwas überhaupt fühlen kann.

Dann kam der Tag, von dem ich nie wollte, dass er kommt. Der Tag, der nie hätte kommen sollen. Der Tag, an dem der Monat vorüber war. Ich hatte die letzte Nacht bei Sirius im Bett geschlafen, ohne, dass er Albträume gehabt hätte. Wir haben geredet und uns geküsst und so gekuschelt, wie als müssten wir uns einen Vorrat davon anlegen. Was wir ja auch mussten. Er hat Pancakes gemacht zum Frühstück. Dann waren wir still und haben uns angesehen. Bevor er etwas sagen konnte, beugte ich mich vor und küsste ihn. Ich wollte nicht hören, was er zu sagen hatte. Als ich mich von ihm löste, nickte ich und nahm ihm ab, was er sagen wollte: „Der Monat ist vorbei. Was auch immer wir hatten ist also auch vorbei. Ich verstehe deine Gründe auch wenn ich wünschte es wäre nicht so... weil wir weiterhin in diesem Haus leben, würde ich sagen, dass wir versuchen nach ein bisschen Abstand eine Freundschaft aufzubauen." Das hat sich leichter angehört, als ich es fühlte. Er sah mich an und in seinen Augen sah ich die selbe Verzweiflung und den Schmerz, wie ich ihn fühlte. Wie bescheuert war denn das? Wieso musste es uns beiden so weh tun? Wieso bitte konnten wir nicht einfach zusammen sein? Ach ja... weil er sich selbst zu sehr verachtete, als dass er das zugelassen hätte. Wir standen beide auf und umarmten uns. Es war nicht so als würden wir uns nicht mehr sehen, aber wir dürften uns nicht mehr so berühren wie jetzt, dürften nicht mehr so fühlen wie jetzt. Es würde uns kaputt machen. „Du bist mir so unendlich wichtig Malin, vergiss das nicht", murmelte er mit rauer Stimme in mein Haar. Danach ließ er mich los und ging nach oben. Jede Faser meines Körpers schrie danach ihm hinterher zu laufen, aber ich hielt dem Drang stand und ging langsam in die Bibliothek. Später würde Snape kommen und eine letzte Bestandsaufnahme machen, bevor ich danach in den Außeneinsatz geschickt werden könnte. Im Moment schien es mir wie das einzige sinnvolle Ziel. So könnte ich Sirius entkommen und mich ablenken. Ich war mir ziemlich sicher, dass Snape absichtlich diesen Tag gewählt hatte, weil er dank meinen gescheiterten Abwehrversuchen in meinen Gedanken gesehen hatte, dass dieser Tag mich emotional zerstören würde. Genau in solchen Momenten war es am wahrscheinlichsten, dass meine Fähigkeiten außer Kontrolle gerieten oder ich besonders anfällig für fremdes Eindringen war.


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