Kapitel 24 | Darian

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Ganze zwei Monate waren mittlerweile vergangen seit Darian dem jüngeren sein Herz ausgeschüttet hatte. Viele Dinge hatten sich seither verändert, denn Darian war offiziell bei Austin ausgezogen und wieder zu seinen Eltern gegangen, die ihm versprochen hatten ihm nach einer erfolgreichen Therapie eine Wohnung zu finanzieren bis er selbst dazu in der Lage war. Es war ihm schwer gefallen sich zu dieser Therapie zu entschließen, schließlich bedeutete es, dass etwas mit ihm nicht stimmte, aber nun war er froh sie begonnen zu haben. Langsam und Stück für Stück überwand der junge Student sein altes Trauma und konnte bereits wieder in einem Auto sitzen solange es nicht los fuhr. Zudem kamen immer wieder schwammige Erinnerungen in ihm hoch und auch Nachts träumte er von vergangenen Tagen seiner Kindheit. Manchmal überraschten ihn sogar ein paar sturmgraue Augen.

„Ich verstehe das Problem nicht, Dari Häschen, du liebst ihn doch und er dich offensichtlich auch, jetzt mach kein albernes Klischee aus der Sache und steh dazu." Austins Stimme drang durch die Lautsprecher von Darians Handy als er am Vormittag, nach seiner ersten und letzten Vorlesung diesen Tages, in seinem Bett lag und an die Decke starrte. „Ich weiß nicht...Ich bin mit Daphne zusammen und-", „Jetzt hör mir mal zu, nur weil sie auf dich steht und du bei ihren Eltern arbeitest, heißt das nicht, dass du sie belügen und ihr deine Liebe vorgaukeln sollst. Alles was du gerade tust, ist ein dämlicher Arsch zu sein, der Daphne ohne Gefühle vögelt, während du Vio auf Armlänge hältst."

„Nevio", brummte Darian mussmutig und zunächst war ungläubiges Schweigen zu vernehmen, bevor ein verwirrtes: „Was?" von der anderen Seite kam. „Für dich heißt es Nevio, klar?" Austin lachte in den Hörer, sodass Darian schlecht gelaunt sein Handy auf Abstand zu seinem Ohr brachte. Er wusste sein bester Freund hatte recht, das hatte er immer und Darian war bewusst das er die Beziehung zu Daphne besser beenden sollte. Aber was würde er ihr sagen? Das er ihren Bruder liebte? Das er nie wirkliches Interesse an ihr gehabt hatte? Egal was er auch tat, er würde das herzensbrechende Arschloch bleiben.

„Weißt du was? Meintest du nicht Nevio hat nächste Woche Geburtstag? Warte die Party ab und mach dann mit Daphne schluss, so ist die Stimmung an dem Tag wenigstens nicht dahin“, schlug Austin genial wie immer vor und bekam ein zustimmendes Brummen von Darian, der sich nach ein paar weiteren Minuten des telefonierens auch schon verabschiedete und sein Handy zur Seite legte. „Eine Woche also noch, hm?" seufzte er und fuhr sich über sein Gesicht. In der letzten Zeit waren viele Lasten von seinen Schultern gefallen, doch Nevio war einer der Gründe warum er durchgehalten hatte, er war es der Darian unbewusst unterstützt hatte und es ihm ein wenig erleichtert hatte. Ohne ihn und Austin hätte Darian wohl nie den Mut aufgebracht sich seinen Eltern zu stellen und diese Therapie zu beginnen, ihm hatte immer dieser kleine Anstupser in die richtige Richtung gefehlt.

„Ich brauche ein Geschenk...dringend.“ Aber was mochte Nevio? Was hatte Darian in seinem Alter gemocht? Er schien den Kleinen eine Ewigkeit zu kennen und doch gerade fühlte es sich an als würde er kaum etwas über Vio wissen. Er mochte Katzen, hatte Angst vorm Skateboard fahren, war ein tollpatischiger Idiot den Darian am liebsten nie aus den Augen lassen würde, er fuhr gerne mit seinen flauschigen Socken über die Fliesen in der Küche und war dazu noch außerordentlich niedlich. Aber all diese Informationen brachten Darian nicht weiter, eher verlor er sich in den Gedanken an seinen kleinen Vio, in seinen grauen Augen, seinen rosa Wangen wenn er mal wieder in Verlegenheit geriet, sein nervöse Gestottere und seinen unsicheren Berührungen.

Der Kleine hatte Darian ordentlich den Kopf verdreht, anders konnte er sich diese Sehnsucht nicht erklären, die ihn immer wieder aufs Neue durchströmte. Darian sprang ruckartig aus seinem Bett auf, gepackt von seinem plötzlichen Drang Nevio zu sehen, stürmte er aus seinem Zimmer heraus und zwängte sich unten angekommen in seine Schuhe hinein, der Sommer neigte sich zwar seinem Ende zu, doch der dünne Pullover, den Darian trug, reichte ihm völlig aus als er das große Haus seiner Eltern verließ und schnellen Schrittes in Richtung der Schule lief, die Nevio besuchte, denn so schön die Sommerferien auch gewesen waren, hatten diese auch irgendwann ihr Ende gefunden und leider bekam er Nevio dadurch auch kaum mehr zu Gesicht.

Lasting Crush [bxb] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt