Kapitel 6 | Darian

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Es war sicher erst sechs Uhr am Morgen als Darian wach wurde und einen Blick auf sein Handy warf. Austin hatte noch immer nicht geantwortet und langsam begann der Student sich Sorgen um seinen besten Freund zu machen. Das Problem war, dass Darian gleich los musste und sein Freund leider nicht mit ihm zusammen studierte. Austin hatte direkt arbeiten gehen wollen um seine Familie unterstützen zu können und das rechnete Darian ihm hoch an.
Langsam richtete er sich auf der Couch auf und streckte seinen Rücken durch der ein wenig schmerzte. Er war einfach zu groß für das Sofa gewesen und es schien nicht mehr das neuste zu sein, sodass es sich angefühlt hatte als hätte Darian auf einem unebenen Boden geschlafen, doch es war immer noch besser als die Straße gewesen.

Ob er wohl kurz das Bad benutzen dürfte? Der junge Mann erhob sich und wollte sich auf die Suche nach Nevio oder Daphne machen. Doch als er die Türklinke herunter drückte, bemerkte er, dass man ihn wohl eingeschlossen hatte. Verwirrt riss er kurz an der kühlen Klinke und klopfte dann gegen die Tür. „Hallo?!“ rief er und seufzte dann schwer, Darian konnte sich denken wem er seine Lage zu verdanken hatte. Nevios eifersüchtige Blicke von gestern Abend war er sich noch allzu bewusst und konnte über diesen Jungen nur den Kopf schütteln, doch verübeln konnte er es ihm dennoch nicht, oder? Schließlich war Darian ein Fremder in seinem Haus.

„Na toll...“, murmelte er und ließ seinen Kopf gegen das Holz der Tür knallen, doch im gleichen Moment öffnete diese sich und Darian stolperte einen Schritt nach vorne und sah wie Megan erschrocken zurück wich. „Darian? Was machst du denn hier?“ fragte die Frau des Hauses perplex und sichtlich überrascht ihren Angestellten hier zu sehen. „Ich... Also...“, setzte er ein wenig hilflos zu einer Erklärung an. „Ich habe ihm angeboten hier zu schlafen weil er seine Schlüssel vergessen hat und seine Eltern nicht daheim sind“, erklang die gut gelaunte und beinahe Engelsgleiche Stimme Daphnes, der man einfach glauben schenken musste. Wie es schien hatte sie Darian aus seiner misslichen Lage gerettet, denn Megan nickte nur und lächelte den schwarzhaarigen verständnisvoll an. „Hättet ihr doch nur etwas gesagt, ich hätte das Gästebett in Nevios Zimmer vorbereiten können, aber gut...ums Frühstück müsst ihr euch kümmern, ich habe noch einen Arzttermin.“ Mit diesen Worten verschwand Megan auch schon wieder und man hörte leise das knarzen der Treppe. „Danke, schon wieder hast du mir den Arsch gerettet“, Darian grinste das Mädchen an und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Wie jeden Morgen sah er wahrscheinlich aus wie eine Vogelscheuche, „Aber darf ich noch so dreist sein und euer Bad benutzen?“ fragte er Hoffnungsvoll.

„Na klar“, erwiderte sie locker und gerade als Darian erleichtert durch den Türrahmen an ihr vorbeigehen wollte, versperrte sie ihm den Weg, weshalb er stirnrunzelnd stehen blieb. „Unter einer Bedingung.“ Die brünette wickelte sich eine lange braune Strähne um ihren Finger und klimperte unschuldig mit ihren Wimpern zu Darian hinauf, der sie jedoch nur abwartend ansah. Morgens war er wie ein Stein und das einzige wonach er sich sehnte war eine ausgiebige Dusche. „Halt dir den Samstag frei, wir werden ausgehen“, bestimmte die nur etwas jüngere und ließ Darian einen Moment Sprachlos. Doch verdankte er Daphne eine ganze Menge und nickte, „Einverstanden, aber du suchst aus was wir machen, ich hasse sowas“, brummte er und schob das Mädchen an ihrer Hüfte vorsichtig zur Seite. Als der junge Mann sich auf die Suche nach dem Bad machte, hörte er nur noch ein freudiges Quieken hinter sich und öffnete auf gut Glück irgendeine Tür.

„Bingo“, murmelte er und trat in das Bad um sich seiner morgendlichen Routine hinzugeben. Erst als er frisch geduscht und mit einem Handtuch um der Hüfte vor dem kleinen Spiegel stand meldete sich eine leise Stimme in seinem Kopf. Hatte er denn etwas vergessen? „Dann kann es nicht so wichtig gewesen sein“, sagte er sich selbst und sah dabei in die grün leuchtenden Augen bei denen er selbst nicht so genau wusste welches Gefühl sich in ihnen widerspiegelte. Es war als kenne Darian sich selbst nicht, als wüsste er nicht was sich hinter diesen Augen verbarg. Doch wie immer drifteten seine Gedanken in eine Richtung in die er sie nicht gehen lassen wollte. So riss er seinen Blick vom Spiegel los und schlich durch den Flur ins Wohnzimmer zurück um sich dort schnell anzukleiden. Eine helle Jeans mit löchern an den Knien und ein lockeres Shirt reichte bei den draußen herrschenden Temperaturen.

Nun musste er erstmal Daphne suchen, er wollte sich noch einmal bedanken und dann von hier verschwinden. Darian stapfte die Treppe hinunter und sah sich suchend um, aber damit das er einen auf den Boden schlafenden Nevio vorfinden würde, hätte er nicht gerechnet. „Wirklich ein kleiner verrückter Vogel“, schmunzelte der ältere und holte sein Handy hervor. Es war vielleicht merkwürdig, doch das Bild was sich da bot, musste einfach festgehalten werden, denn der Junge lehnte mit dem Kopf an der Wand, auf seinem Schoß hatte sich Yoda zu einem kleinen Knäul zusammen gerollt und sah nun zu Darian hinauf, so als müsste sie prüfen ob er mit guten Absichten hier war.

Nachdem das Foto geschossen war, hockte er sich zu den beiden auf den Boden und streckte seine Hand nach Nevio aus, doch stattdessen traf ihn eine von Yodas kleinen Pfoten. „Ist ja gut, ich tu ihm nichts“, brummte er und leistete sich ein kleines Blickduell mit dem Kätzchen. Yoda miaute leise und reckte sich, ehe sie von Nevios Schoß sprang als Daphne die Küche betrat. „Oh, nicht schon wieder“, seufzte die ältere Schwester Nevios.
„Das passiert also öfter?“ fragte Darian belustigt und piekste Nevio in die Wange, sodass er leise grummelte. „Ja und Mom hält ihn bald auch noch für verrückt“, Daphne öffnete den Kühlschrank und schien sich nicht weiter um ihren Bruder zu kümmern.

Doch Darian wollte den Jungen hier nicht alleine schlafen lassen und legte einen Arm unter seine Kniekehlen, während die andere vorsichtig seinen Rücken umgriff. „Darian, mach das lieber nicht!“ wollte Daphne ihn gerade noch warnen, doch da wurde ihm auch schon schmerzhaft ein Knie in die Mitte gerammt. „Verdammt!“ zischte er und ließ ruckartig von ihm ab. „Man sollte Nevio nicht wecken, er schlägt dann immer wie wild um sich wenn man ihn anfasst“, erklärte sie und kam zu dem schwarzhaarigen herüber geeilt. „Geht's?“

„Sehe ich so aus?“ presste er hervor und mit einem Mal schlug auch Nevio die Augen auf. „Ich wusste das er ein Mörder ist!“ rief er und schien noch schlaftrunken zu sein, doch Darian und Daphne schienen nicht so recht zu verstehen und sahen Nevio an als wäre er nun tatsächlich verrückt geworden. Wie so oft errötete Nevio unter diesen Blicken und kämpfte sich taumelnd auf die Beine, „Ich... Uhm... Muss jetzt in die Schule!“ stammelte er und flüchtete aus der Küche heraus, denn immer wieder ritt er sich in solche peinlichen Situationen.

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