Schönheit

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Ich hatte mich darauf vorbereitet, ein Gesicht zu sehen, welches jedem anderen glich. Sein Gesicht allerdings war grade zu einzigartig. Es kam einem expressionistischen Gemälde gleich. Mit diesem Jungen hätte ich mich auch gerne in meiner Kindheit angefreundet. Man sieht ihm seine Unschuld und aufrichtige Ehrlichkeit
an. Ich bin grade zu Faziniert von diesem Bild. Auch sein Lächeln ist einfach ansteckend und strahlt solch eine Freude aus. Noch nie in meinem Leben hatte etwas das ich sah so viel Begeisterung in mir geweckt.

Aber ich kann mir vorstellen, dass viele seine Schönheit nicht erkannt haben und er sie deswegen nun umhüllt. Ich möchte gar nicht daran denken was ihm deswegen angetan wurde, weswegen er hier ganz alleine und versteckt lebt, weswegen er zu einem brutalen Mörder geworden ist.
Mein Lächeln verschwand bei diesen Gedanken und ich starrte auf das Bild.
Ich merkte erst, dass ich verdammte Heulsuse wieder am weinen war, als ich die Tropfen auf dem Bild sah.
Schnell wischte ich sie mit meiner Hand von meinem Gesicht und dann mit meinem Tshirt von dem Bild.

Dann schaute ich Jason an.
"Du kannst die Maske jetzt abnehmen." Er zögerte erst aber nahm sie dann endlich ab. Jedoch schaute er auf den Boden und nicht mich an."Hey" flüsterte ich leise.
Dann schaute er mich an. Wieder konnte ich nur Lächeln. Sein Gesicht hatte sich zwar verändert, aber es begeisterte mich immer noch. Er konnte den Mund nicht richtig schließen und man sah seine Zähne, seine Augen lagen nicht parallel sondern ein wenig versetzt. Sein linkes Auge erschien etwas größer als das Rechte. Sein Gesicht sah nun auch ziemlich rau aus und nicht mehr so weich wie auf dem Bild. Man sieht ihm an, dass er viel durch machen musste. Es ist wahrlich ein Gesicht, ich welches ich Stunden, Tage, Wochen schauen könnte.
Okey, ich glaube ich übertreibe.

"Wunderschön."

Ich hielt meine Hand vor meinem Mund. Oh verdammt, hatte ich das grade laut gesagt ? Warum ist mir das Peinlich ? Ich aber kann nun endlich seine Gesichtszüge deuten und er sah ziemlich überrascht aus von meiner Antwort. Aber zu gleich lächelt er. Sein Lächeln ist so warmherzig.
Ich legte instinktiv mein Hand an seine Wange "Ach Jason, was hat man dir angetan?"
Ich wusste ich werde keine Antwort auf diese Frage erhalten. Aber ich wollte ihm irgendwie zeigen, dass ich auf seiner Seite stehe.
Vielleicht kann man ihm ja auch professionelle Hilfe holen. Wenn er mich irgendwann gehen lassen sollte.
Ich würde so gern in sein Kopf hineinschauen können um zu wissen ob er wirklich böse ist. Er ist natürlich brutal aber ich bin der Meinung es ist nicht das gleiche, zumindest hoffe ich es. Die anderen Wanderer haben ihm bestimmt auch irgendwas angetan und er hatte einen Grund sie zu töten.

Er legte die Maske neben sich auf das Bett. Dadurch, dass er sich mir endlich gezeigt hat wirkt er nun nicht mehr so befremdlich obwohl ich kaum etwas über ihn weiß, also eigentlich garnichts. Dann griff er wieder in seine Kiste und holte ein kleines Buch heraus. Es sah schon ziemlich abgenutzt und dreckig aus. Er drückte es mir in die Hand, nahm wieder seine Maske, stand auf und ging zu Tür. "Gehst du die anderen wieder suchen ?" Er nickte und setzte seine Maske wieder auf. "Jason die brauchst du doch garnicht." Dann schaute er mir lange in die Augen. Ich glaube er zweifelt noch über meine Wort aber legte die Maske auf einen kleinen Beistelltisch neben der Tür und ging fort.

Sein Gesicht verdrängte die ganzen blutigen Eindrücke der letzten Tage. Es war als würde ein Licht den Schatten durchbrechen. Dadurch, dass ich nur daran denken konnte vergaß ich das kleine Buch in meiner Hand. Der Wind pfeifte durch die offenen Fenster was mich aus meinen Gedanken riss. Ich legte das Buch neben mich und schloss die Fenster. Dann widmete ich mich dem Buch.
Ich blätterte einmal nur schnell durch um mir einen groben Überblick zu verschaffen. Auf der ersten Seite stand schräg über das ganze Blatt Jason. Die einzelnen Buchstaben wurden immer wieder nachgezogen, es sah aus als wäre der Name ins Blatt geritzt worden. Beim durchblättern erkannte ich auch das auf den anderen seiten ziemlich unordentlich geschrieben wurde. Die Buchstaben waren mal etwas größer dann wieder ziemlich klein. Druckschrift und nur mit Mühe lesbar. Von Einhaltung der Grammatik war garnicht erst zu reden. Allerdings sollte ich aufhören die äußere Erscheinung zu kritisieren und mal anfangen zu lesen. Denn anscheinend würde ich durch dieses Buch mehr über ihn erfahren.

Ich war relativ schnell durch mit dem, was ich nun erschließen konnte, Tagebuch. Die ganzen Informationen musste ich erst einmal richtig verstehen. Jason hatte es zwar mit den einfachsten Worten geschrieben. Was nun auch klar ist, da er ja nur als Kind von seiner Mutter unterrichtet wurde aber seine Geschichte ist wirklich eine Tragödie. Nie hatte er diesen Wald verlassen und dann musste er mit erleben wie seine geliebteste Person ermordet wurde. Dass, seine Mutter auch Rache an diesen inkompetenten Idioten verübt hatte mag für manche als irre bezeichnet werden, ich aber konnte ihre Taten irgendwie nachvollziehen. Natürlich hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben aber als Mutter, vorallem als Mutter von einem so außergewöhnlich Kind, kann man denke ich keine rationalen Entscheidungen treffen. Vieles musste ich mir aus diesem Buch auch selbst erschließen da man manche Textpassagen gänzlich nicht lesen konnte. Dadurch war ich nun auch ziemlich verwirrt. Er lebt immer noch an diesem See, wo er ertrunken sein sollte. Allerdings ist er ja noch hier und auch nicht als Geist. Zudem beschrieb er, dass Wasser mit zu seinen größten Ängsten zählt und dennoch ist er für mich ins Wasser gesprungen und hat mich gerettet obwohl wir uns erst seit einem Tag kannten. Selbst jetzt offenbart er mir ziemlich viel obwohl wir uns doch garnicht richtig kennen.

Aufeinmal plagte mich doch wieder die Angst vor ihm. Was wenn er mir all dies zeigt und mich nicht frei lässt, weil er mich eh töten wird. Er lebt doch solange schon alleine, da bin ich doch für ihn im Moment eher eine Last. Durch füttern kann er mich ja auch nicht die ganze Zeit. Was wenn er mich nun als Mutter Ersatz ansieht, weil ich nett zu ihm war und ich seinen Erwartungen nicht nachkommen kann. Wird er mich dann entsorgen ?

Er..(Jason Voorhees FF/Lovestory) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt