Danach ging alles sehr schnell. Ich rannte zurück in den Aufwachraum, wo Jules und die Prinzessin gerade dem Leibwächter beim Aufstehen halfen. Rasch füllte ich einen Becher mit Wasser und drückte ihn in seine kraftlose Hand. Er trank gierig und verlangte mit ausgestreckter Hand nach mehr, als die Sicherheitskräfte unser chaotisches Provisorium stürmten.
Pilot, der zuvor auf unserem improvisierten Bett geschlafen hatte, verließ den Raum wie ein Blitz mit gesträubtem Fell. Ich konnte es ihm nicht verübeln und hätte einiges dafür gegeben, es ihm gleichzutun.
Im Chaos, das entstand als eine purpurn uniformierte Amazone über einen Kabelstrang stolperte und die leere Liege der Prinzessin umriss, steckte ich der Dame von Schroeder den Salzstreuer zu. Sie zwinkerte und ließ ihn in die Tasche ihrer Hose gleiten. Zumindest schien sie geistesgegenwärtig genug zu sein, um meine Absicht zu verstehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir getrennt würden, war groß und ich musste sicherstellen, dass Herakles zu genügend Wasser und Salz kam.
Minuten später waren wir in der Transportkapsel auf dem Weg zum Zentralkomitee, Jules und ich bewacht, als wären wir Massenmörder. Jasmine von Schroeder war in eine Wärmedecke gewickelt, obwohl ihr hochrotes Gesicht nicht so aussah, als ob sie diese benötigte.
Ihre Stirnfalte und der Schmollmund, an den ich mich nur zu gut erinnerte, waren deutliche Zeichen, dass sie die Behandlung nicht angemessen fand. Nun, für einmal konnte ich ihr das nicht verübeln. Ich hoffte bloß, dass sie die angespannte Situation für uns nicht noch schlimmer machte.Am schlechtesten von uns allen ging es Herakles. Mit den eingefallenen Wangen und trüben Augen sah er gerade nicht aus, wie ich mir einen griechischen Halbgott und Helden vorstellte. Vermutlich hatte er Durst und benötigte dringend das Salz, das seine Schutzbefohlene in der Tasche hatte. Ich öffnete den Mund, um sie darauf aufmerksam zu machen.
Ein heftiger Stoß in die Rippen mit dem gefährlichen Ende eines Blasters ließ mich aber gleich wieder verstummen. Die Stirnfalte der Prinzessin vertiefte sich und sie öffnete den Mund. Verzweifelt versuchte ich, mit meinen Blicken anzudeuten, sie solle ihrem Leibwächter das Salz geben. Erst nach dem dritten Versuch begriff sie und holte den Streuer aus der Tasche.
Sie zögerte, als ein Wächter den Blaster auf sie richtete, holte aber dann tief Atem und starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Domingo benötigt Salz. Ich werde es ihm jetzt geben."
Da war sie wieder, die arrogante Prinzessin. Nun, zumindest zeigte ihr scharfer Ton die beabsichtigten Wirkung. Der verantwortliche Offizier bedeutete seinem Untergebenen, den Blaster wegzustecken und ließ Jasmine von Schroeder gewähren.
Domingo nahm den Salzstreuer mit zitternder Hand entgegen. Dass dabei seine Wärmedecke zu Boden fiel, schien er nicht einmal zu bemerken. Er versuchte, den Streuer aufzuschrauben, aber seine Kraft schien dafür nicht auszureichen. Jasmine half ihm dabei, und schüttete ein Häufchen Salz in seine geöffnete Hand, bevor sie sich selbst ebenfalls eine Portion in die Handfläche schüttete.
Sobald sie die Hälfte davon zu sich genommen hatte, wendete sie sich an den Offizier. „Wir brauchen Wasser. Viel davon, und dringend."
„Wir befinden uns in einer Transferkapsel, falls ihnen das noch nicht aufgefallen ist. Hier gibt es kein Wasser."
„Und wir wurden gerade aus dem Gefrierschlaf geholt. Unsere Körper benötigen Wasser. Jetzt. Wir befanden uns an einem Ort, wo genügend zur Verfügung stand und wir angemessen betreut wurden. Es war ihre Verantwortung, uns dort wegzuholen. Ich erwarte deshalb, dass sie unsere Bedürfnisse berücksichtigen."
Zum ersten Mal war ich wirklich von ihr beeindruckt. Gerade eben war sie noch völlig verwirrt und besorgt um ihren Leibwächter gewesen, nun kehrte sie wieder die unerbittliche und zickige Seite der Prinzessin vor. Beinahe tat mir der Sicherheitsoffizier leid. Dieser setzte einen stoischen Gesichtsausdruck auf und ignorierte die Beschwerde seiner Fracht. Zu seinem Glück erreichten wir den Knoten, bevor die Prinzessin die Energie zu einem weiteren Ausbruch aufbrachte.
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Und mein Schiff heißt Nemesis | Wattys 2021 Shortlist
Science FictionEigentlich sollte ich nur die Tochter des Senators nach Europa-5 bringen. Der Lohn würde reichen, endlich mein Schiff zu überholen. Aber das Schicksal meinte es anders. Es bescherte mir nicht nur einen Asteroideneinschlag, sondern auch einen blinder...