32 - Daheim

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Ich wollte gerade laut fluchen, als sich Sarah energisch zwischen zwei Sicherheitsleuten hindurchdrängte. „Kommt mit. Ich bringe euch zur Nemesis."

„Kommt nicht in Frage. Zuerst will ich wissen, was hier gespielt wird." Gio pflanzte sich breitbeinig vor ihr auf und starrte auf sie hinunter. Sie holte tief Luft, um etwas zu erwidern, aber Jasmine von Schroeder kam ihr in bester Prinzessinnenmanier zuvor. Sie stemmte die Hände in die Hüften.

„Das würde ich auch gerne wissen. Wo bleibt hier der Respekt, der mir als Person mit diplomatischer Immunität geschuldet ist?" Ihre Augen blitzten und ich fragte mich, wie sie in ihrem erschöpften Zustand die Energie zu diesem Ausbruch aufbrachte. „Zuerst werde ich ungefragt aus dem Schiff auf die Station geschleppt, muss zusehen, wie unser Captain unrechtmäßig zusammengeschlagen wird, und sobald das Missverständnis gütlich geklärt ist, werden wir ein weiteres Mal von ihnen und ihren sogenannten Sicherheitskräften attackiert. Ich werde mich definitiv über die unangemessene Behandlung beschweren."

Gio's Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Sie haben als unregistrierte Besucherin auf der Station keine besonderen Rechte. Nicht solange sie nicht einen entsprechenden, vom Zentralkommando verifizierten Identifikationsbadge tragen."

„Und woher sollte ich einen solchen Badge bekommen haben? Sie haben uns hierher geschleppt, bevor wir uns überhaupt ordentlich als Besucher anmelden konnten. Wie sie vielleicht gehört haben, wurden wir in einer Rettungskapsel im Tiefschlaf hierher gebracht." Auf den Mund gefallen war sie tatsächlich nicht. Trotzdem wurde das Grinsen des Sicherheitsbeamten, wenn das möglich war, noch breiter, und ich machte mich auf ein länger dauerndes Wortgefecht gefasst.

Aber bevor die beiden richtig loslegen konnten, öffnete sich mit einem lauten Zischen dir Tür zum Konferenzraum. Die Sicherheitschefin stand mit gekreuzten Armen dahinter. „Das reicht, Gio. Lass sie gehen. Du und dein Team meldet euch in einer Stunde bei mir persönlich zum Rapport. Wegtreten." Ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich nicht auf eine Diskussion einlassen wollte. Der Angesprochene schien einen Moment lang etwas erwidern zu wollen, überlegte es sich aber dann anders. Er machte auf dem Absatz kehrt und seine Kollegen folgten ihm wie brave Hündchen.

Wir warteten, bis der Trupp abgezogen und die Tür zum Konferenzraum wieder geschlossen war, bevor wir Sarah zur Transportkapsel folgten. Kurz darauf waren wir unbehelligt unterwegs nach Nadir und zurück zur Nemesis.

Sobald wir unter uns waren, lehnte sich die Prinzessin erschöpft gegen eine Wand der Kapsel. Ihr forscher Auftritt war also wirklich gespielt gewesen. Herakles beugte sich besorgt über sie, obwohl er sich selbst kaum auf den Beinen halten konnte. Einzig Jules schien noch einigermaßen fit zu sein. Er sprach Sarah auf den Vorfall im Vorraum an. „Eure Überwachungssysteme verpassen wohl gar nichts?"

„Nicht viel. Aber das vorhin war ein kleiner Trick." Sie deutete auf ihr Komm. „Ludmilla hat mir bereits vor einigen Tagen ihren persönlichen Prioritätscode gegeben. So wie ich sie einschätze, ließ sie die Szene live im Rat übertragen und stellte damit die Sache ein für alle Mal richtig."

Die Eröffnung gab mir den Rest. Es begann mit einem harmlosen Glucksen, aber bald schüttelte ich mich vor Lachen. Jules sah mich nur kurz an, bevor er mir Gesellschaft leistete und Sekunden später zuckte auch Sarahs Mundwinkel. „Weshalb ist das so lustig?"

„Keine Ahnung." Ich rang nach Luft und bekam prompt einen Hustenanfall. Jules klopfte mir besorgt auf den Rücken. Es dauerte eine Weile, bis ich mich gefasst hatte und zu einer Erklärung fähig war. „Gio sah aus, als hätte er eine fette Asteroidenschnecke geschluckt."

„Eine Asteroidenschnecke? Was ist das? Klingt ja scheußlich." Herakles sah aus, als würde er sich gleich übergeben.

Ich kämpfte mit einem neuen Lachanfall. Jules knuffte mich in den Arm. „Nur eine alte Raumerlegende. Ich erzähle sie dir, wenn wir ausgeschlafen haben. Versprochen, aber am besten bei einem Bier."

Und mein Schiff heißt Nemesis | Wattys 2021 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt