Dreiunddreißig

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„Bist du dir sicher, dass das hier nur die Verlobungsfeier und noch nicht die Hochzeit ist?", fragte ich Zayn, als ich die zahlreichen, parkenden Autos auf und vor dem Grundstück entdeckte.

Er lachte: „Ich habe eben eine große Familie. Ich sehe die meisten nicht sehr oft, aber zu solchen Anlässen kommen wir immer alle zusammen. Doch glaub mir, zur Hochzeit werden es mehr Gäste.". Er sah zu mir und erkannte, wie angespannt ich war. „Entspann dich. Sie werden dich lieben.".

Ich lachte wenig überzeugt auf. Zayn wusste sehr wohl, dass sein Vater mich nicht leiden konnte.

Wir erreichten die Haustür und wollten gerade klingeln, da öffnete sich die Tür von selbst und Melanie Walthers, Zayns Mutter, begrüßte uns fröhlich: „Zayn, mein Liebling! Und Solea! Wie schön, dass du mitgekommen bist.". Sie umarmte erst ihren Sohn, dann mich und zog uns dann in den Hausflur.
„Vielen Dank für die Einladung, Melanie. Ich bin gerne gekommen.", bedankte ich mich höflich bei seiner Mutter, die mir daraufhin ein breites Lächeln schenkte. Ich mochte seine Mutter. Sie war eine liebe, herzliche Frau, die mir bereits beim ersten Treffen sofort das „Du" angeboten hat.

„Bedank dich nicht bei uns, es war nicht unsere Idee, dich einzuladen. Zayn meinte, es wäre... nett, wenn du auch kommen würdest.".

Ich verkrampfte mich, als Stefan Walthers, alias Zayns Vater, alias Schrecken des Hauses den Hausflur betrat und mich mit skeptischem Blick musterte.

„Hallo, Mister Walthers.", begrüßte ich ihn so höflich wie möglich, doch anstelle einer Begrüßung, erhielt ich nur ein „Tzzz.". Dann drehte er sich um und lief wieder ins Wohnzimmer. Ich sah Zayn frustriert an. Das hat ja schon mal gut angefangen...

Wir folgten seiner Mutter ins Wohnzimmer, wo sich bereits eine Menge Leute befanden. Und augenblicklich fühlte ich mich so fehl am Platz wie noch nie. Ein Haufen spießiger, reicher Menschen, die sich über Aktiengesellschaften und Weltpolitik unterhielten und ihren kleinen Finger abspreizten, wenn sie die feine Teetasse anhoben. Als Zayn und ich das Zimmer betraten, wurde es augenblicklich leiser und ich wurde neugierig gemustert. Eine ältere Frau kam auf uns zu und beäugte uns interessiert: „Zayn, Schatz. Wer ist der junge Hüpfer, den du hier mitgebracht hast?".
„Guten Abend, Granny. Das ist ist meine Freundin Solea.".

Die alte Dame kam noch ein Stück näher und sah zu mir hinauf. Ich lächelte sie verunsichert an, doch dann packte sie mich mit ihren dünnen Ärmchen und umarmte mich: „Hallo, Sodelia! Schön, dass du auch da bist!".

„Solea.", verbesserte ich und lachte verkrampft, als mich die alte Frau wieder losließ und an uns vorbei in die Küche lief.

„Jeans und Pullover?!", raunte ich Zayn verärgert zu „Ist das dein Ernst?!".

Sagen wir es mal so: Ich war vollkommen underdressed. Die Frauen seiner Familie trugen fast alle Kleider oder Hosenanzüge, die Männer steckten in Hemden mit Krawatte oder Fliege. Einige, so wie sein Vater, trugen sogar Anzüge. Aber definitiv gab es hier niemand in Jeans und Pullover. Abgesehen von Zayn und mir. Und Zac, wie ich erleichtert feststellte, als er auf uns zukam und uns freudig begrüßte: „Hey, Bruderherz! Hallo, Sol. Gut, dass ihr gekommen seid, ich wäre hier sonst der einzige Normale.".

„Hat Dad schon die ganze Zeit so schlechte Laune?", fragte Zayn und nickte mit dem Kopf unauffällig in die Richtung von Mister Walthers, der am anderen Ende des Raumes mit einem anderen Mann im Anzug sprach und uns jedoch immer wieder misstrauische Blicke zuwarf, so als würde er befürchten, ich könnte etwas von seinem teuren, vergoldeten Besteck einstecken und auf Ebay verhökern. 

„Ach, er ist eben Dad.", meinte Zac nur achselzuckend und wandte sich dann an mich: „Tja, Sol. Dann viel Spaß auf dieser absolut krassen Party.".

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