Am nächsten Morgen wurde ich durch meine Mutter geweckt, die gegen meine Tür klopfte und laut „Du musst aufstehen!" rief. Ach ja, heute musste ich ja zu diesen verdammten Kontrolltermin ins Krankenhaus. Ich wollte gerade aufstehen, als ich etwas schweres auf meinen Bauch bemerkte. Zayns Arm. Ich wollte ihn gerade anschreien, was er in meinem Bett zu suchen hatte, als mir die vergangene Nacht wieder einfiel. Zayn war hier. Betrunken. Ich hatte ihn gebissen und verarztet. Dann ist er in meinem Bett eingeschlafen und um dem Erfrieren zu entkommen, bin ich widerwillig dazu gekommen.
Ich lief knallrot an, als mir bewusste wurde, wie eng wir beieinander lagen. Gott sei dank hat meine Mom nur gegen die Tür geklopft und ist nicht reingekommen, sonst hätte ich ihr einiges erklären müssen. Ich hob Zayns Arm hoch und versuchte aus dem Bett zu fliehen, aber mein rechter Arm steckte fest. Unter Zayn. Und er war schon ziemlich taub. Ich schubste Zayn ein Stück weg, um meinen Arm unter ihm hervor ziehen zu können.
Bitte wach jetzt nicht auf, das wäre eine echt peinliche Situation für uns beide.
Bitte wach nicht auf, bitte wach nicht auf, bitte wach nicht....
„Sol?".
Meine Gebete wurden wohl nicht erhört. Er ist aufgewacht.
„Ähm... hey.", ich räusperte mich „Guten Morgen.".
„Was....", verwirrt sah Zayn sich um und lief dann mindestens genau so rot an wie ich.
„Ich würde ja aufstehen und uns diese peinliche Stille ersparen, aber du liegst auf meine Arm.".
Schnell setzte er sich auf und ich konnte endlich meinen Arm befreien.
„Tut mir leid.", murmelte er verlegen.
Ich biss die Zähne zusammen, als mein Arm schmerzhaft zu kribbeln anfing. Irgh, er durchblutet wohl gerade wieder.
„Das ist jetzt echt peinlich.", stellte ich fest und sprang aus dem Bett.
„Für mich ist es noch viel peinlicher, ich weiß nicht, warum ich überhaupt hier bin.".
„Sei froh.", erwiderte ich.
„Und was ist mit meiner Hand?", fragte er verwirrt und sah auf den weißen Verband.
"Du wurdest gebissen.", erklärte ich wahrheitsgemäß.
"Gebissen? Was hat mich denn gebissen?".
„Ähm.... Ein Hund.", antwortete ich schnell.
„Ein Hund?", fragte er ungläubig „Was denn für ein Hund?".
„Ein Labradoodle.", antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.
„Ein Labradoodle?".
„Ja.", stotterte ich „Da denkt man die wären so gutmütig wie Labradore, dabei sind sie so heimtückisch wie Pudel.".
Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber ich wechselte schnell das Thema: „Wie auch immer, ich muss jetzt los.".
„Sol, warte. Können wir reden?", bat er mich und stand auf. „Es tut mir wirklich leid. Ich habe überreagiert.".
Verdammt, der Junge hatte echt ein mieses Timing. Ich musste mich eigentlich dringend fertig machen, damit ich nicht zu spät zu meinem Termin komme. Aber so oft hat er mich ignoriert, wenn ich mit ihm reden wollte, ich hatte Angst, dass er es wieder tun würde, wenn ich jetzt abhaue.
„Nein, mir tut es leid, Zayn.", gestand ich „Ich hab dich verletzt und es tut mir leid. Ich wollte dir nie das Gefühl geben, dass du unwichtig für mich wärst oder dass ich dich nicht lieben würde. Ich hatte einfach so viel zu tun, ich weiß, das rechtfertigt es nicht. Und ich...".
„Solea!", rief meine Mutter „Wir müssen los!".
„Wo müsst ihr hin?", Zayn sah mich fragend an.
„Ich hab einen Kontrolltermin im Krankenhaus.", gestand ich.
„Was? Wieso?", fragte er verwirrt „War irgendetwas nicht in Ordnung?".
„Ich hatte letzte Woche Fieber und war vier Tage im Krankenhaus. Sie wollen es nur noch einmal kontrollieren.", ich lief zu meinem Schrank und suchte mir Klamotten raus.
„Du warst im Krankenhaus? Oh, Sol, das tut mir so leid! Und ich Idiot war nicht für dich da, weil ich die beleidigte Teewurst spielen musste.".
„Leberwurst.".
Er sah mich verwirrt an: „Bitte was?!".
„Leberwurst. Es heißt beleidigte Leberwurst.", korrigierte ich ihn.
„Aber Teewurst schmeckt besser.".
Ich mag beides nicht besonders.
„Zayn, können wir nachher weiterreden? Bitte? Ich muss jetzt echt los.".
„Ja, klar. Darf ich.... darf ich hier auf dich warten?".
Ich nickte: „Meine Familie ist schon weg, mein Bruder ist in der Uni und meine Schwester in der Schule. Mein Vater ist auf Arbeit und meine Mutter geht gleich mit mir ins Krankenhaus. Du hast also sturmfrei, bis wir wieder da sind. Tu mir einen Gefallen und geh duschen und Zähne putzen. Im Spiegelschrank im Badezimmer sind Gästezahnbürsten. Du riechst nach Alkohol.", mit diesen Worten lief ich an ihm vorbei ins Bad. Innerhalb von Sekunden zog ich mich um, putzte Zähne und wechselte meine bunte Stoffmütze gegen meine Perücke. Dann rannte ich die Treppe runter zu meiner Mom, die bereits ungeduldig auf mich wartete.
DU LIEST GERADE
Sunrise
Novela Juvenil"Der Krebs sucht sich die Personen nicht aus. Es ist wie ein... Lostopf. Er zieht einfach einen Namen." Die siebzehnjährige Solea, von allen nur Sol genannt, führt ein perfektes Leben. Sie ist beliebt, erfolgreich und eine gute Tänzerin, weshalb si...