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Nachdem wir geputzt hatten und es schon so spät war, blieb ich trotzdem in Levi's Büro. Ich saß auf seinem Schreibtisch und schaute ihm zu, wie er irgendwelchen Papierkram erledigte. Manchmal sah ich auch aus dem Fenster. Meine Anwesenheit war zwar dezent unnötig, aber gerade hatte ich einfach keine Lust allein zu sein.

„Tch.", machte Levi auf einmal und murmelte genervt etwas. Anschließend öffnete er eine Schublade und ließ seine Hand darin verschwinden. Mir blieb fast der Mund offen stehen, als er sich den Gegenstand aufsetzte und weiter arbeitete. Ich konnte nicht anders, als ihn von der Seite anzustarren.

„Willst du Stress?", fragte er monoton wegen meines Verhaltens.
„Du trägst eine Brille!?", platzte es lachend aus mir heraus. Er schaute mich nun gereizt an, aber ich konnte ihn nicht ernst nehmen, weil seine Augen plötzlich doppelte Größe hatten.
„Genau aus diesem Grund weiß davon niemand.", entgegnete er angepisst, „Ich brauch sie auch nur manchmal zum Lesen."
Er widmete sich wieder seiner Arbeit.

„Tja ich weiß jetzt davon. Vielleicht erzähl ich es ja weiter...", scherzte ich. Er schaute nur amüsiert, wohlwissend dass ich mich das sowieso nicht trauen würde.
„Es steht dir aber.", sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Danach fiel ich ihm um den Hals, da ich mit ihm schmusen wollte. Ich setzte mich auf seinen Schoß, aber er war total von seiner Arbeit eingenommen.

„Bist du nicht müde?", fragte ich, um ihn zum Pennen ins Bett zu locken.
„Doch."
„Dann schlaf doch."
„Geht nicht, ich muss den Scheiss hier fertig machen...", erklärte er kurz , „Kann sowieso nicht gescheit schlafen."

„Wieso?", fragte ich besorgt.
„Hm, nicht so wichtig.", blockte er ab.
„Aber als ich an dem einen Morgen schon gegangen bin, hast du doch auch noch geschlafen.", erinnerte ich mich.
„Ja, hat mich selbst überrascht."

Ich konnte verstehen, dass er nicht mit mir darüber reden wollte, doch ich wollte ihm nur helfen.
„Wenn du willst... schlaf ich ab jetzt immer bei dir...", schlug ich vor. Ich konnte seine Reaktion nicht sehen, da ich mein Gesicht verlegen in sein Hemd hielt. Und er roch so gut...
Plötzlich hörte ich nur noch Kruschteln. Anschließend stand er auf und hob mich hoch, wodurch ich meine Arme um seinen Hals schlang.

„Das kann warten.", meinte er zu dem Papierkram und trug mich mühelos Richtung Nebenzimmer. Ich musste lächeln. Dort angekommen legte er mich aufs Bett und lief zu seinem Schrank, um sich umzuziehen.
„Krieg ich auch was zum Schlafen?, fragte ich müde.

„Keine Klamotten stehen dir aber besser.", schmollte er teuflisch und ich schaute ihn nur mahnend an. Er warf mir dann ein Shirt von sich zu, was ich zum Schlafen anziehen durfte. Danach machte er das Licht aus und kuschelte sich zu mir ins Bett. Er nahm mich in den Arm und ich musste zittern, weil er so kalt war.

„So schön warm...", murmelte er, während ich fast einen Kälteschock bekam. Nach ein paar Sekunden war es dann in Ordnung. Ich genoss, wie er sanft meine Schulter küsste und mich liebkoste. Nachdem er es sich hinter mir gemütlich gemacht hatte, war alles still und ich hörte nur noch Levi's beruhigenden Atem.

Meine Augen fühlten sich so schwer an und ich war schon an der Grenze für "wach sein oder schlafen". Ich stellte mir die üblichen Fragen vorm Einschlafen, während ich schon halb in meine Träume gesogen wurde. Er hauchte plötzlich etwas... oder war das Einbildung?

Ich erinnerte mich nur noch daran, geträumt zu haben, wachte plötzlich aber wieder auf. Es war immer noch Nacht, dennoch hatte mich etwas geweckt... Levi mit seinen unruhigen Bewegungen neben mir. Ich drehte mich um und sah nur sein unglückliches und schlafendes Gesicht.

„... Isa.. Farlan...... n..nein...(D/...", stotterte er.
„Bitte...", flehte er nun.
Betroffen sah ich im Mondlicht, wie ihm eine Träne übers Geischt lief. ‚S-Soll ich ihn wecken?', dachte ich unsicher und setzte mich auf. So hatte ich ihn noch nie gesehen.

„Levi...", schüttelte ich ihn sanft und holte ihn aus dem Schlaf. Erschrocken schaute er mir in die Augen.
„Was auch immer ist, du kannst mit mir reden.", versicherte ich ihm und er beruhigte sich schnell wieder.
„Es ist nichts.", sagte er nur emotionslos.
„Aber du-"
„Es ist nichts!", unterbrach er mich nun aufgebracht und wendete sich ab.

Irgendwie gekränkt, legte ich mich wieder hin und drehte mich ebenfalls weg. Aber nach dem was ich gesehen hatte, fiel es mir schwer zu schlafen. Einige Zeit später, hörte ich ihn sich umdrehen. Trotzdem kam nichts von ihm, also vermutete ich, er wäre wieder eingeschlafen.

„Ich... Ich kann eigentlich nicht schlafen... weil ich Albträume hab...", gab er plötzlich zu, als hätte er Angst vor der Dunkelheit.
„...Was für Albträume?", hakte ich vorsichtig nach und kam wieder zu mir.

„Immer wenn ich die Augen schließ..."
Seine stimme fing an zu beben und er hielt sich die Hand vor den Mund. Ich drehte mich entsetzt zu ihm um und nahm ihn sofort in meine Arme.
„Ich träum, d-dass...", versuchte er es erneut, schaffte es aber nicht.

„Du musst es nicht sagen, wenn du nicht kannst.", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Er schnappte dann kurz nach Luft und fuhr fort: „..sie alle v-vor meinen Augen s-sterben!"

„...UND ES IST MEINE SCHULD!", platzte es nun aus ihm heraus. Ich spürte eine seiner Tränen entlang meiner Schulter laufen. Er versuchte sich wieder von mir abzuwenden, aber ich ließ ihn um keinen Preis los, sondern hielt ihn noch näher zu mir. Er gab es dann auf und lag nur noch da, als hätte er auch alles andere aufgegeben.

„Es ist meine Schuld...", hauchte er, „Ich frag mich immer... was ich getan haben muss, um dieses Leben zu verdienen..."
Seine Worte schmerzten mir, auch weil ich nicht wusste, wie ich ihm helfen konnte.
„(D/N), ich hab mir selbst verboten... dich zu lieben und ich dachte wirklich, ich könnte es schaffen...", gab er nun zu.
Anschließend strich er mir sanft durchs Haar.

„Wenn ich niemanden liebe... dann muss ich niemanden mehr verlieren.", hauchte er.

Es herrschten einige Momente der Stille und des Schmerzes.
„Ich kann's verstehen, wenn du dich jetz von mir abwendest, (D/N). Ich bin ein schlechter Mensch und schwach un-"

„Nein!", unterbrach ich ihn und schaute ihm entschlossen in die Augen, „Levi, das bist du nicht. Ich halt dich auch nicht für schwach und ich werd mich ganz sicher nicht von dir abwenden, denn...

Ich liebe dich.", gab ich nun tatsächlich zu. Ich sah wie seine Augen wieder glasig wurden, bevor ich mich vorbeugte, um ihn zu küssen. So viele Emotionen hatte ich noch nie in einem Kuss gespürt.
„Ich liebe dich auch...", flüsterte er und drückte mich nun fest und dankbar an sich, als würde er mich nie wieder loslassen.

Wir lagen danach da und redeten. Wir redeten über unsere Leben und wir öffneten uns gegenseitig, bis wir letztendlich Arm in Arm einschliefen. Und ich wusste irgendwie... das war die Person, mit der ich mein Leben verbringen wollte.

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(Rip Eren)

Strange desire...🍋 [levi x reader x eren](deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt