"Entschuldigen Sie meine Verspätung Miss Jayden~. Das nächste mal werden ich pünktlich kommen.", spricht die blauäugige Schönheit und kommt auf mich zu. Sie lächelt mich kurz an und schaut dann in die Runde. "Guten Morgen. Mein Name ist Ivy Honey und ich werde Miss Jayden die nächsten Stunden begleiten. Die meisten kennen mich wahrscheinlich als die neue Referendarin. Ich, beziehungsweise wir, haben das Vergnügen uns in Englisch, Deutsch sowie Sport zu sehen, also geben Sie uns bitte die Möglichkeit die Zeit so gut wie nur möglich zu gestalten.", erzählt sie der Klasse selbstsicher. Ivy Honey also. Ich starre sie noch eine ganze Weile an, bis mein Handy erneut klingelt und ich mich bei der Klasse entschuldige, um dann den Anruf anzunehmen. "Guten Morgen Mrs. Jayden. Hier ist Simone Berge, die Klassenlehrerin von Melvin. Ich weiß, dass Sie gerade arbeiten, aber es ist etwas - wie soll ich sagen.", sie stoppt kurz und atmet dann laut ein. Im Hintergrund höre ich einige aufgebrachte Kinderstimmen und nun mache ich mir Sorgen. Ist Melvin irgendetwas passiert? "Ihr Sohn liegt gerade bei uns im Sanitäterraum und wir müssen aufgrund der Tatsache, dass er unterzuckert ist und blutet einen Krankenwagen und das Jugendamt rufen.", erklärt die Frau am anderen Ende der Leitung. Shit. "Ich mache mich sofort auf den Weg.", mit zitternden Händen lege ich mein Handy weg. Was ist gerade passiert? Heute Morgen ging es Melvin doch noch super. Er hat sein Frühstück brav aufgegessen und ist dann direkt zur Schule gefahren. Wie kann er nun unterzuckert sein? Vielleicht eine Reaktion seines Körpers aufgrund des momentanen Stress? Vielleicht habe ich ihm zu viel zugemutet. Er ist doch noch ein Kind! Ivy kommt mit einem besorgten Blick auf mich zu. "Ist alles okay?", flüstert sie mir zu und legt eine Hand auf meine Schulter. "Ich muss meinen Sohn abholen. Ich.. Ich muss dem Direktor-", "Ich kläre das schon. Mach du dich auf den Weg. Und pass auf dich auf.", ist alles was sie sagt. Zögernd entschuldige ich mich bei meiner Klasse und mache mich auf den Weg zu meinem Sohn.
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Melvins Lehrerin, Frau Berge, hat mich auf dem Weg zu seiner Schule erneut angerufen und bescheid gesagt, dass er von den Sanitätern ins Krankenhaus gebracht wurde, da er zu viel Blut verliert. "Verdammte Scheiße!", murre ich laut und donner die Tür meines Autos zu. Mit einer schnellen Bewegung schließe ich mein Auto ab und stampfe mit schnellen Schritten auf das Krankenhaus zu. "Entschuldigen Sie. Wo ist mein Sohn?", ist das erste was ich sage. Wie unprovessionel! Schnell lege ich einen charmanten Gesichtsausdruck auf mein Gesicht und gleite elegant mit meiner Hand durch meine Haare. "Entschuldigen Sie? Ehm, wie heißt Ihr Sohn denn?", fragt die junge Krankenschwester, die mir durch meinen letzten Besuch noch ziemlich bekannt ist, aber wie es aussieht hat sie sich mein Gesicht nicht gemerkt - zu meinem Glück. "Ah, warten Sie mal. Frau Jayden-Hope richtig? Ihre Frau lag hier bei uns. Jetzt kann ich mich an Sie erinnern.", schlagartig verdrehe ich leicht genervt meine Augen. Verdammt. "Also ich habe mitbekommen, dass ihr Sohn gerade stabilisiert wird, damit er daraufhin genäht werden kann. Vielleicht wollen Sie noch etwas warten bis der behandelnde Arzt fertig ist.", erklärt sie mir und zeigt auf den Warte-Bereich. "Das Jugendamt wurde auch schon informiert und wird nur kurz mit Ihnen reden wollen.", erklärt sie mir, während ich mich hinsetze. Gott, wie ich das Jugendamt verachte. Es liegt nicht daran, dass sie grundsätzlich schlecht sind. Sie gehen nur ihrer Arbeit nach, aber homosexuelle Paare und alleinerziehende Mütter oder Väter haben es nicht wirklich leicht. Kann schon sein, dass wir einige Male auffällig geworden sind, aber Melvin ist mein biologischer Sohn. In Familien in denen es zwei verschiedene geschlechter Rollen gibt wird nie genau hingeschaut, ob dort alles okay ist oder ob da vielleicht etwas schief läuft. Ich als Lehrerin habe bereits mit vielen verschiedenen Schülern geredet und viele von ihnen wurden von ihren Eltern misshandelt, missbraucht oder vernachlässigt und da hat sich niemand eingemischt, weil das Kind ja von zwei unterschiedlichen geschlechter Rollen mehr oder weniger erzogen wurde. "Ach so, bevor ich es vergesse. Die Stiefmutter, oder so, wurde ebenfalls informiert und sollte auch jeden Moment dazu kommen.", erklärt die junge Krankenschwester und setzt an weiter zu gehen. "Wie bitte? Warum?", frage ich einen Ton zu scharf. Die Krankenschwester dreht sich erschrocken zu mir und stottert ein paar mal etwas vor sich her. "Eh- egh, sie hat ebenfalls das Sorgerecht und die Berechtigung informiert zu werden. Zumindest steht dies in der Akte.", erklärt sie nervös. Sprachlos schaue ich sie an. Ich schlucke meine Wut hinunter und packe mir an meine Schläfe. Schließlich kann die Krankenschwester nichts dafür. Sie kennt unsere momentane Familiensituation nicht und ist nur den Vorschriften gefolgt. "Okay danke Ihenen für diese ausführliche Aufklärung.", bedanke ich mich aufrichtig bei ihr und sie geht zögernd weg. "Shit man!", gebe ich seufzend von mir. "Ihnen auch einen guten Tag, Frau Jayden-Hope.", höre ich plötzlich eine melodische Stimme. Ich schaue hoch und in das Gesicht einer mittelreifen Frau mit rot-braunen, bis zum Kinn gehenden Haaren, hellen, braunen Augen und einem dunkelroten Lippenstift auf den Lippen. Schnell richte ich mich etwas und stehe dann auf, um ihr meine Hand zu reichen. "Guten Tag, Sie sind bestimmt die Frau vom Jugendamt. Entschuldigen Sie meinen verbalen Ausrutscher. Ich bin eher selten in der Situation meinen Sohn im Krankenhaus aufzusuchen, da er kurz vorm verbluten ist.", erkläre ich ihr mit einem charmenten kirchern, jedoch springt sie nicht darauf an. "Interessant. Ist dies denn schon mal vorgekommen?", fragt sie ernst, setzt sich und holt sich hier Notizheft raus. "Nein, nein! So meine ich das nicht. Das letzte mal als wir mit ihm im Krankenhaus waren, war als ich mit ihm schwanger war.", erkläre ich ihr und verschränke meine Beine übereinander. Die Frau schaut mich kurz mit einem durchdringlichen Blick an und wendet sich dann erneut ab. "Sie haben 'wir' gesagt. Wo ist Ihre Lebensgefährtin, wenn ich fragen darf.", fragt sie stochernd und schaut mich wieder genau an. "Sie war vor kurzem noch im Krankenhaus wegen eines Krankheitsfalls. Sie wurde aber ebenfalls informiert und wird bestimmt auch gleich dazu kommen.", erkläre ich der Frau und so langsam werde ich etwas unruhig, jedoch verstecke ich die Nervösität und Aufregung gekonnt unter meiner charmanten Miene. "Interessant. Äußerst interessant.", murmelt sie vor sich hin. "Wie bitte?", frage ich verwirrt. "Also, laut Ihren Berichten, die ich genau analysiert habe, waren Sie für einige Monate in einer erwachsenen Psychatrie, da es Ihnen von Ihrem Therapeuten aufgrund Ihres aggressiven-Verhalten verschrieben wurde. Nachdem Sie sich einige Tage frühzeitig entlassen haben, war alles ruhig rund um Ihre Familie, doch nun sagen Sie mir, dass Ihre Frau im Krankenhaus war und nun ist Ihr Sohn ebenfalls im Krankenhaus. Außerdem können Sie mir nicht genau sagen, wo Ihre Frau ist. Sie merken vielleicht, dass mich dies ziemlich stutzig macht und ich mich fast schon dazu gezwungen fühle Ihren Sohn aus der Familie zu nehmen, da ich eine Kindeswohlgefährdung befürchte, jedoch habe ich dafür keine genauen Beweise.", erklärt sie mir und macht sich weitere Notizen. "Also diese Behauptung lasse ich nicht auf mir sitzen. Ich achte auf meinen Sohn und mache viel mehr, als so manche andere Eltern die ich kenne, und durch meinen Beruf als Lehrerin, habe ich viele Eltern kennengelernt.", erkläre ich ihr und versuche so ruhig wie möglich zu bleiben und schlucke die aufkommende Wut hinunter. "Ihr Beruf hat Sie damals auch nicht gerettet.", kommentiert sie und schaut mich unbeeindruckt an. "Ich habe meinem Sohn nie etwas angetan! Damals waren andere Zeiten und ich habe Methoden entwickelt damit klar zu kommen.", erkläre ich ihr und setze mir innerlich schon ein Siegeslächeln auf. Diese Frau kann mir gar nichts. Ich habe meinem Sohn nie unrecht getan. Kurz ist alles still und sie blättert etwas in ihren Unterlagen rum. "Naja, vielleicht wurde es damals nicht dokumentiert, aber sie haben auf jedenfall Ihrer Frau übel zugelegt. Zwei Schädeltrauma, zahlreiche Platzwunden und Knochenfrakturen hauptsächlich im Brustbereich.", sie hält mir den Arztbericht von damals hoch und meine Sicht wird milchiger, jedoch schlucke ich die Tränen hinunter. "Ich war nicht Herr meiner selbst. Ich habe damals sogar darauf bestanden alles zu dokumentieren und mich selber anzuzeigen, jedoch wollte meine Frau dies nicht und die Anklage wurde fallengelassen.", ein seufzen entfährt ihr und sie schaut mich einen Moment an. "Sie halten sich tapfer, dass muss ich Ihnen lassen. Ich hätte damit gerechnet, dass eine Ex-Schlägerin wenigstens ihre Stimme erhebt. Die meisten Ex-Schläger mit denen ich rede, sind tatsächlich immer noch gewalttätig. Ich weiß nicht wie ich Ihnen weiterhelfen kann, Frau Jayden-Hope. Trotz Ihrer Gelassenheit muss ich nocheinmal mit Ihrem Soh und Ihrer Frau reden.", verwirrt schaue ich sie an. Wie konnte sich die Stimmung von jetzt auf gleich so drastisch verändern. "Nun schauen Sie mich nicht so an, dies sind routine Fragen, die mir von meinem Vorgesetzten vorgeschrieben werden. Wir sind dazu verpflichtet herauszufinden, was wirklich passiert ist..", erklärt sie mir und blättert weiter rum. Kurz schaut sie mich an und schenkt mir ein kurzes Lächeln, jedoch steckt sie ihre Nase erneut in ihre Unterlagen. "Ich finde Sie haben sich gut geschlagen und müssen nichts befürchten. Ich habe da ein- Oh.", sich stoppt ganz plötzlich und schaut dann ernst. "Das habe ich wohl übersehen. Verzeihen Sie. Vielleicht muss ich nochmal genauer nachboren.", redet sie vor sich hin. "Entschuldigen Sie?", frage ich verwirrt. "Ach entschuldigen Sie. Nichts dramatisches. Ich habe nur einen Fehler gefunden und einige Formulare von Ihrem Sohn gesucht, die mir allerdings Fehlen. Also alles bis jetzt nichts all zu schlimmes.", erklärt sie mir nachdenklich. "Also ich würde mich hiermit bei Ihnen herzlich bedanken und mich ein anderes mal bei Ihnen melden, dann auch hoffentlich mit allen wichtigen Akten.", sie verpackt alle Akten und steht dann auf. "Das wars schon?", frage ich. "Ja, ich würde sagen, dass ich mich die Tage noch einmal bei Ihnen melde. Ich müsste noch einmal mit ihrem Sohn und Ihrer Frau reden. Ich habe jetzt noch einen wichtigen Termin, deswegen kann ich nicht länger auf Ihre Frau warten, ich hoffe das stört Sie nicht all zu sehr.", entschuldigt sie sich. "Ach alles gut. Wir hören voneinander!", verabschiede ich mich und gebe ihr meine Hand. Sie nimmt diese lächelnd in ihre und geht dann auch schon wieder. Solch ein Gespräch hatte ich noch nie mit einer Sachbearbeiterin des Jugendamts. Ich schaue der Frau hinterher und neben der Eingangstür sehe ich einen mir nur allzubekannten Schatten. Beim genaueren Betrachten, erkenne ich ihren scharfen Blick. Als sie meinen Blick bemerkt bildet sich ein freches Grinsen auf den Lippen, jedoch dreht sie sich um und verschwindet hinter einer Wand. Reflexartig bildet sich ebenfalls ein Grinsen auf meinen Lippen und meine Wangen werden warm, wie bei einem verliebten Teenagers. Schnell verziehe ich meine Miene und verdrehe meine Augen.
Wenn ich dich in die Finger bekomme, dann bekommst du was zu hören, Charly!!
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Heyaa, anstatt Samstag oder Sonntag bekommt ihr heute ein Kapitel von mir. Ich hoffe euch gefällt der Verlauf der Story weiterhin. Und keine Sorge, Charlotte existiert noch haha
Bis zum nächsten Kapitel
-Bohnenstange
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"It's over, honey" | Crazy in love 3
RomantizmIch dachte es wäre ewig. Dieses Gefühl. Die Liebe zu ihr. Einfach alles. _____________________ Endlich.. Nach gefühlten Jahrhunderten schreibe ich mal wieder eine Story und nicht irgendeine.. Es ist der dritte Teil zu meiner "Crazy in love" Reihe...