Kapitel 19

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"Hey Lola, ich hab gestern gar nichts mehr von dir gehört. Ist alles okay bei dir?", höre ich die besorgte Stimme meiner besten Freundin, Violetta, nachdem sie mich im Lehrerzimmer auffindet. "Hey, Vio. Sorry, mein Sohn ist im Krankenhaus und irgendwie ist gestern alles einfach an mir vorbeigezogen.", erkläre ich ihr und spiele nervös mit meinen Haaren, nebenbei packe ich meine Tasche für die nächste Stunde und schulter diese. "Oh nein, das hört sich gar nicht gut an. Brauchst du bei irgendetwas hilfe oder unterstützung? Warum nimmst du dir denn nicht frei?", fragt sie besogt und legt ihre Hand auf meinen Unterarm. "Nein, alles gut. Ich kann mir nicht frei nehmen. Das ist momentan undenkbar. Aber ich schaffe das schon, danke.", ich versuche so stark wie möglich zu wirken, jedoch nimmt mir Vio das nicht so ganz ab. "Violetta, du bist so eine treue, gute Freundin, wie wäre es wenn ich dich die Tage mal auf einen Kaffee einlade? Wir hatten dies doch eh mal wieder vor. Ich muss jetzt auch leider los.", und schon verschwinde ich aus dem Lehrerzimmer und ab in das Gewusel der Schüler. "Guten Morgen Mrs J.!", höre ich Ian rufen. Er läuft mit einem breiten Lächeln auf mich zu, jedoch stoppe ich. "Ist das eine Zigarette hinter deinem Ohr? Laut Schulortnung ist der Konsum oder das Besitzen von Drogen, alkoholischen Getränken sowie Nikotin auf dem gesamten Schulgelände verboten und kann zu einer Suspendierung führen.", er schaut mich kurz erschrocken an, jedoch setzt er wieder sein charmantes Lächeln auf und will mir näher kommen. "Was ist den plötzlich mit Ihnen?", fragt er grinsend. "Nachsitzen.", erwider ich ihm und nun ist sein Lächeln komplett verschwunden. "Wie bitte?", fragt er histerisch. Ian ist einer der Schüler, die noch nie nachsitzen mussten, mit ihren Noten immer im guten Bereich bleiben und mit ihrem Charm alle in den Bann ziehen. Er wurde schon oft beim rauchen erwischt oder flirtet mit meinen Kollegen oder Kolleginnen, jedoch hat er sich immer rausreden können. "Donnerstag beim Direktor nach der siebten Stunde.", ist alles was ich ihm noch sage, bevor ich einen Schritt schneller gehe und ihn damit zurück lasse. Ich gehe den Gang noch etwas weiter bis ich plötzlich eine weiche Stimme hinter mir höre. "Frau Jayden?", ich bleibe stehen und schließe meine Augen. Genervt seufze ich einen Teil meiner Anspannung in die dicke Luft die im gesamten Schulgebäude herrscht. Langsam drehe ich mich um und schaue in die roten Augen des kleinen Wunders. Mein Hals fühlt sich plötzlich ganz rau an und nachdenklich kaue ich auf meiner Unterlippe. Ich habe gestern gar nicht mehr an sie gedacht. Ich kann mich nichteinmal dran erinnern, dass sie bei mir im Haus war. Hat sie vielleicht woanders geschlafen? "Können wir kurz reden?", fragt sie mit brüchiger Stimme. Sie wird von einem vorbeigehenden Schüler leicht an der Schulter gestriffen und legt reflexartig ihre Hand auf diese Stelle und wie aus dem nichts erinnere ich mich daran wo wir hier eigentlich sind. "Wenn Sie ein Anliegen haben, dann schreiben Sie mir doch eine Mail oder suchen Sie das Gespräch in meinen Sprechstunden. Wenn es um die Berufsberatung geht, können Sie auch gerne die Hilfe unseres Berufsberaters in anspruch nehmen. Bei anderen Themen können sie sich auch gerne an den Schulsozialhelfer unserer Schule wenden.", erkläre ich ihr professionell und möchte mich wieder umdrehen und zum Raum in dem ich gleich Unterricht habe begeben, doch plötzlich hält sie mich an meinem Handgelenk fest. "Bitte, Lola.", gibt sie gekränkt von sich. "Nicht hier, Natasha.", ich versuche mich wieder loszureißen, jedoch wird ihr griff um mein Handgelenk stärker und sie krallt sich in meine Haut. "Bitte-", "Ich habe dir gesagt, dass wir nicht hier reden können, also wärst du bitte so nett mich loszulassen. Oder willst du auch Nachsitzen?", keife ich sie an und sofort lässt sie mich los. "Es tut mir leid.", gibt sie kleinlaut von sich. "Das will ich auch hoffen. Und jetzt ab in den Unterricht!", und schon begebe ich mich auf den Weg zum Klassenraum. Vor diesem steht Frau Honey mit einem breiten Grinsen. "Scheinst wohl ziemlich beliebt bei den Schülern zu sein.", sagt sie neckend. Hat sie uns etwa beobachtet? Panik breitet sich in mir aus. "Ich bin nun mal einer der Vertrauenslehrer. Vielleicht liegt es daran.", sage ich nervös und zucke mit den Schultern. Das Grinsen auf ihren Lippen verändert sich zu einem süßen Lächeln und sie mustert mein Gesicht. Verwirrt lege ich meinen Kopf schief. Dies scheint sie zu bemerken und sie wendet schnell ihren Blick ab. "Oh, tut mir leid.", sie beißt sich verlegen auf ihre Unterlippe und schaut mich von der Seite an. "Ich sollte vielleicht rein gehen. Meine Schüler warten bereits.", sage ich peinlichberührt. Kurz scheint sie über etwas nachzudenken, doch dann beginnt sie doch zu reden. "Ach genau, dass habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt. Ich begleite Sie für die nächsten Wochen. Sie sollen meine Mentorin werden, aufgrund meines Referendariats.", erklärt sie mir, als ich gerade den Raum betreten wollte. Ich soll ihre Mentorin werden? Wer hat sich das denn bitte ausgedacht. "Ach das ist ja schön. Ich hoffe Sie können etwas lernen.", sie kichert kurz auf und schaut mir dann mit ihren eisblauen Augen in meine eisblauen Augen. "Das werde ich.", murrt sie mir zu und ein erneut ziert ein bezauberndes Lächeln ihre Lippen. Mein Blick springt von ihrem linken Augen zum rechten Augen. Ihre Augen strahlen so viel Stolz und Sicherheit aus, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken fährt. Ihre Haut ist so markelos, als würde ihre Haut gar nicht wissen, was Unreinheiten sind. Ihre Lippen sind so rosig und sehen so weich aus, als hätte sie noch nie aus puren jucks auf ihnen rumgebissen. Die Schulglocke holt mich aus meinen Gedanken und ich fahre kurz zusammen. Schnell gehe ich in den Raum und stelle meine Tasche am Pult ab. "Guten Morgen, wir haben für die nächsten Wochen eine weitere Hilfskraft für unseren Unterricht. Frau Honey. Seid nett zu ihr!", und damit beginnt die Stunde.

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[Heyaa, ich würde mich sehr über eure Rückmeldung freuen.. -M]

"It's over, honey" | Crazy in love 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt