❌BEHIND THE FENCE❌ #3

8. Emma

Emmas Sicht

Einige Stunden zuvor:

Als ich am Morgen aufwachte und zum Frühstück ging, setzte ich mich zu Yuma. „Guten Morgen.", begrüßte ich ihn und gleichzeitig auch den Rest der Truppe.

„Guten Morgen, Emma.", lächelte mich Yuma an.

„Gehen wir heute wieder Schwimmen?", fragte ich Julien, als er sich an unseren Tisch niederließ.

„Ja. Können wir machen, Emma.", stimmte Julien zu.

Nach dem Essen gingen wir nach oben in die Umkleidekabine und zogen uns um. Dann lief ich in meinem Badeanzug in die Schwimmhalle und legte mein Handtuch auf eine Liege. Ich lief über die Fliesen und zog meine Badeschuhe aus. Dann stieg ich auf den Sprungblock und machte einen eleganten Köpfer ins Wasser. Ich fing an meine Bahnen zu schwimmen.

Leider begann nach dieser morgendlichen der Erfrischung der Unterricht. In der ersten Stunde durfte ich zusammen mit Billy ein Experiment in Physik machen.

„Du musst den Stromkasten anschalten.", sagte ich zu ihm.

Er drückte den Schalter, aber nichts passierte. „Nein, wir müssen erst einmal den Stecker in die Steckdose stecken.", meinte er und machte es. „Tja, lagst mal wieder falsch.", lachte er und streckte mir die Zunge raus.

„Nur weil du recht hattest, heißt das nicht, dass ich im Unrecht bin, schließlich musst du den Kasten immer noch anmachen, Billy.", sagte ich schlagfertig zurück.

Er machte mich dumm nach und ich musste zusammen mit ihm anfangen zu kichern. Doch genau, als Billy den Schalter umlegte, explodierte die Lampe und kleine schwarze Rauchschwaden stiegen auf.

„Du hast nicht auf die Watteinstellung geschaut, oder?", fragte ich und er schüttelte den Kopf.

„Ups.", grinste er nervös.

„Los melde dich.", forderte ich ihn auf und er schwang seinen Arm in die Luft, wobei er mir fast eine überbriet.

„Pass doch auf.", zischte ich und schlug ihm gegen den Hinterkopf.

„Aua.", murrte er.

Nach dem Unterricht war ich in meinem Karateclub. Ich hatte mich in der letzten Zeit unter meinen Teammitgliedern einen Namen gemacht und niemand wollte mit mir kämpfen, weil sie Angst hatten, gleich auf der Matte zu landen. Also bat mich unser Sensei die bekannten Übungen und Techniken mit mir zusammen, den andern zu zeigen. Ich lief also vor zu ihm und unterstützte ihn.

Nach dem Club lief ich mit meinem Strafzettelblock durch die Gegend und untersuchte die Lage. Ich lief die gewöhnliche Runde. Erst durch den Wohnbereich von unten nach oben und dann ging ich durch den Verbindungstunnel hinüber zu den Klassenräumen. Der ein oder andere Strafzettel war schon vergeben, als ich plötzlich eine Auseinandersetzung wahrnahm.

Ich hörte von draußen zu. Doch alles was ich mitbekam, war, dass irgendjemand ein fest verschraubtes Gurkenglas aufbekommen sollte und dem anderen die Gurke reichen soll. Der Typ war so ahnungslos, wie man nur sein konnte.

Also ging ich hin und schmiss das Glas hinunter. „Hier hast du deine Gurke. Und jetzt hört auf, so laut zu streiten.", sagte ich stumm.

„Aber das war mein Lieblingsgurkenglas.", sagte der Junge mit Tränen in den Augen.

„Such dir ein Neues.", meinte ich stumm.

„Und du bekommst für deine Dummheit einen Strafzettel.", sagte ich zum anderen und klebte ihm einen an die Stirn. Dann lief ich aus dem Zimmer und ging weiter.

Als ich dann bei der Cafeteria war, nahm ich mir eine Wasserflasche und schlenderte in den Computerraum an meinen PC. Ich wollte, wie jeden Tag um vier eine Pause machen und CandyCrush spielen.

Doch als ich die Maus bewegte, war ich in dem Schulsystem drin. Ich hatte jeglichen Zugriff auf alle Daten. Ich konnte mir alles ansehen. Die Punktzahlen, die Lehrer und die Akten der Schüler. Ich war selbst mit unserer Schülerseite verbunden. Ich konnte schauen, wann wer krank war und was er hatte.

Neugierig sah ich mich erst um und klickte dann auf Akten. Ich überlegte und gab dann: Yuma Black ein. Ich öffnete meine Flasche und trank einen Schluck. Dann studierte ich seine Infos. Doch ich fand nichts Neues. Erneut blickte ich mich im Raum um.

Dann gab ich meinen Namen ein und las mir meine Akte durch. Auch dort fand ich nichts Interessantes. Was auch? Ich wusste ja schließlich alles über mich.

Ich lehnte mich zurück und sah aus dem Fenster, während ich noch einen Zug aus der Wasserflasche nahm. Unten auf dem Rasen sah ich Sophia herumspringen. Und wenn ich ‚herumspringen' sagte, meinte ich das auch so. Schließlich hüpfte sie draußen mit ihrem rosa Sprungseil.

„Sophia...", murmelte ich und gab ihren Namen ein.

Es gab insgesamt drei Personen unter ihren Namen. Aber ich erkannte sie ja am Profilbild. Ein ellenlanger Text wurde angezeigt, wie sich ihr Zustand verbesserte oder verschlechterte und was sie hatte. Ich überflog den Auszug und fasste zusammen. Sie leidet an einer gespaltenen Persönlichkeit, doch befindet sich in einem stabilen Zustand, solang sie ihre Medikamente regelmäßig schluckte. Und sie hatte einen imaginären Freund namens James. Er hatte einst gelebt und sie war gut mit ihm befreundet. Sophia verkraftete seinen Tod nicht und tat deshalb so, als wäre er noch am Leben.

Als ich diesen Artikel las, kam mir wieder die Schule in den Sinn und das Massaker. Es soll ja wohl ein Brand gewesen sein, aber was war da wirklich passiert? Mich plagte diese Frage und ich schloss die Akten. Dann durchforstete ich den Account und fand verschlüsselte Informationen im Hinterfach eines Archives. Da mir Jayson vor längern gezeigt hatte, wie man Passwörter knackt, versuchte ich mein Glück.

Es dauerte ein zwei Minuten, aber schließlich war ich drin. Sofort blitzte mir ein sehr sehr langer Text ins Auge. Ich las ihn mir durch und fischte die wichtigsten Informationen heraus. Dann hämmerte ich in den Computer eine anonyme Äußerung ein. Dabei versuchte ich den Artikel mit einzubeziehen und machte mein Bestes daraus. Anschließend ging ich auf Posten und schickte eine Rundnachricht herum.

Erst als ich mich dann abmelden wollte, sah ich, dass ich über Vanessas Profil noch eingelockt war. Schnell drückte ich auf abmelden, meldete mich auf meinem an und spielte CandyCrash, während ich wieder aus meiner Flasche nippte. Irgendwie fühlte es sich gut an, die Wahrheit zu offenbaren, auch wenn nie einer herausfinden wird, dass ich das war...