25. Letzte Woche

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Tylers Sicht

„Steh auf!", rüttelte mich mein Bruder wach. Mika zog sein Hemd drüber und warf mir meine Klamotten hin. „Letzte Woche, dann haben wir es geschafft."

„Du hast nur noch ein paar Endprüfungen in den Ferien. Dann bist du Lehrer, oder?", fragte ich nach.

„Na ja. Danach muss ich zwei Jahre Probezeit überstehen."

„Schaffst du schon.", machte ich ihm Mut und lief ins Bad.

„Du meintest ja...", sprach ich meinen Bruder auf dem Weg zur Cafeteria an, „dass du Nathan und mich wieder zusammenbringen willst... Also das zum Geburtstag war echt süß von dir, aber ich hätte ihn doch noch ein Weilchen länger behalten."

„Tyler, vertrau mir. Ich bin dran. Und nach den Sommerferien wirst du ihn sicher wiedersehen.", lächelte mir Mika frohen Mutes zu.

„Na wenn du meinst.", seufzte ich.

Ich hatte schon etwas die Hoffnung an sein Versprechen aufgegeben. Aber ich konnte es mir ja immer noch wünschen und in meinen Träumen, treff ich Nathan immer an...

„Was ist eigentlich mit dir und Jake? Er war doch neulich da. War da was zwischen euch, was ich als dein Bruder wissen sollte?", fragte ich neugierig.

„Ich bin nicht schwul, Tyler.", gab er seufzend als Antwort.

„Vielleicht denkst du das nur! Ich wette...", sagte ich schnell, doch Mika redete mir ins Wort.

„Nein, ich denke nicht. Es gibt da ein Mädchen, das ich toll finde."

„Du meinst diese Vanessa. Läuft da etwas?", fragte ich ihn weiter aus.

„Nein noch nicht. Aber ich bin auf einem guten Weg. Wir hatten neulich nur etwas Streit, wegen Jake. Er war nämlich sauer, da ich etwas von ihr will und da hat er sie einfach angemacht, um mir zu beweisen, dass sie mit jedem rummacht. Und dann hat er einen auf: Wir sind ein Päarchen gemacht. Er sagte ihr, dass er und ich auf ein Date gingen und..."

„Sekunde. Schon mal dran gedacht, dass Jake etwas von dir will? Und vielleicht war euer Treffen ja ein Date.", mutmaßte ich.

„Nein, er hat es als kostenloses Abendbrot bezeichnet und er will ganz sicher nichts von mir."

„Was habt ihr denn gemacht?", fragte ich nach und wir stellten uns in der Reihe zum Frühstück an.

„Na ja... wir sind in ein Bistro gefahren und haben gegessen."

„Ich brauch Einzelheiten, Brüderchen.", bat ich ihn.

„Vielleicht haben wir uns etwas geneckt und so.", stammelte er.

War es ihm peinlich darüber zu reden?

„Dann hat er sich mein Essen gemopst und wir waren noch in einer Bar feiern. Als wir dann nach Hause gingen, hab ich ihm meine Jacke gegeben, weil Jake kalt war.", zuckte er mit den Schultern.

„Das klingt verdammt nach einem Date, Mika.", sagte ich zu ihm.

„Da stimm ich ihm zu.", grinste Jinx Mika über die Schulter. „Jake ist nicht so der Typ, der seine Treffen als Date bezeichnet, aber es schien eins gewesen zu sein. Auch wenn ihr es beide nicht wahrhaben wollt."

„Was war jetzt eigentlich aus deinem Problem geworden? Hast du dein Eigentum zurück?", wechselte Mika schnell das Thema.

„Ja hat sich alles geklärt. Vincent war ne große Hilfe. Nur eins hatte Jake uns verschwiegen...", brummte er. „Er ist der kleine Bruder von Conner. Conner Silver. Mein größter Rivale.", knirschte Jinx mit den Zähnen.

Als ich mir dann mein Frühstück geholt hatte, setzte ich mich mit zu Lee an den Tisch. „Wie geht es Jayson?", fragte ich ihn.

„Den Umständen entsprechend gut.", meinte er. „Ich fahr in den Sommerferien zu ihm."

„Richte ihm schöne Grüße aus. Ich werde höchstwahrscheinlich bei meinen Eltern vorbeischauen und mich mit ein paar Leuten treffen. Vielleicht mit meinem Bruder Philip... Mal sehen.", überlegte ich und starrte Löcher in die Luft.

„Ich denke jeder fährt nach Hause.", entgegnete Billy mit vollem Mund. „Seitdem Emma weg ist...", fing er an und schluckte sein Essen runter, „Fühle ich mich allein in meiner Klasse. Alles ist voll öde."

„Nächstes Jahr bekommst du neue Schüler. Freunde dich doch mit denen an. Und da du ein Einzelzimmer hast und es bislang keine Neuen gab, seitdem Toby weg ist, wirst du wohl einen auf dein Zimmer bekommen. Vielleicht werden hier auch einige Umbauarbeiten vorgenommen, mal sehen.", sagte Julien und checkte sein Handy.

„Luna kann bereits die neuen Schüler abrufen. Und ein paar von denen kennt ihr. Chuck kommt mit seinem Bruder an die Schule. Dein Bruder Philip wechselt. Und noch viele andere. Und Billy...", sprach er den Kleinen mit den Katzenohren an.

„Ja.", entgegnete er und Julien zeigte ihm sein Handy.

„Denver Smith und Louis Steel.", erklärte er ihm und zeigte ihm höchstwahrscheinlich von jedem ein Bild.

„Sehen nett aus.", entgegnete er und wandt sich wieder seinem Essen zu.

„Wo sind die anderen Mädchen? Also Zoe, Nikki und Yui?", wollte Gideon wissen, der sich zu uns setzte.

„Sie wollten heute Morgen extra früh aufstehen und schon Koffer packen. Vermutlich haben sie bereits gegessen.", erklärte Julien.

„Wieso sitzt Kai eigentlich bei dem Typen da?", fragte ich Gideon und zeigte auf den Tisch, an welchem Kai zusammen mit dem Baseballkapitän saß.

„Wir hatten uns etwas gestritten... Und seitdem mit Minato nichts mehr ist, hängt er lieber mit ihm ab. Ich kann ihn aber verstehen.", erklärte Gideon deprimierend und stocherte in seinem Essen herum.

„Gideon Kopf hoch.", meinte Ace stumm und ließ sein Tablet neben Julien fallen. „Du meintest doch neulich, dass du einen Freund besuchen gehst in den Ferien. Freu dich lieber darauf. Ich hingegen bin nur wieder allein an der Schule und warte auf Jinx, bis er vom Camp wieder da ist."

„Du bleibst die ganze Zeit hier?", fragte ich Ace ungläubig.

Er zuckte mit den Schultern. „Ja, hatte ich geplant. Schließlich hasse ich mein zu Hause. Also lieber allein hier und die Ruhe genießen."

„Du hast doch noch Julien. Du bleibst sicher auch hier.", sagte ich.

„Um ehrlich zu sein, wollte ich schon gern mal zu Hause vorbeischauen. Tut mir leid, Ace."

„Ach schade. Ich hätte zu gern an die Sache im Krankenzimmer vor vier Jahren angeknüpft oder an die Sache bei Kais Geburtstag. Außerdem, wurden wir ja neulich im Wald...", redete er ohne Punkt und Komma.

„Klappe oder ich schneid dir deine Zunge raus.", zischte Julien wütend.

Doch Ace grinste nur und seine Hand wanderte etwas weiter nach links. Nur unterm Tisch. Sofort wurde Julien rot und sprang auf. „Wir sehen uns.", meinte unser ehemaliger Gruppenleiter und verschwand.

„Was hast du getan?", fragte ich ihn.

„Darf ich ihn nicht etwas nerven?", hakte er nach.

„Mach nur.", ließ ihm Lee freien Lauf.

Als wir am Freitag die Zeugnisse ausgehändigt bekommen hatten, stürmten alle in die Busse und es ging los zu unseren Familien.

Ich wurde von unserem Chauffeur abgeholt. Der schwarze Mercedes parkte vor der Schule und mir wurde mein Gepäck sofort ausgehändigt. Ich stieg ein und schon ging es los.

Hoffentlich hält Mika sein Versprechen. Doch wie will er bitte Mum und Dad überzeugen, dass Nathan an meine Schule darf und wie will er seine Eltern dazu bringen? Für mich sieht diese Situation fürs Erste immer noch aussichtslos aus. Doch irgendwie war da immer noch ein Fünkchen Hoffnung in mir.

Nachdenklich nahm ich meine Kopfhörer hinaus, steckte sie in meine Ohren und hörte träumend Musik. Endlich Abschalten. Keine Schule, kein Stress, keine nervigen Leute. Endlich Sommerferien!

❌BEHIND THE FENCE❌ #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt