18. Hasserfüllte Trauer

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Kais Sicht

Jayson hatte sich entschieden, uns für die letzten paar Wochen zu verlassen. Er wurde von der Schule freigestellt, aufgrund der familiären Probleme.

Nachdem auch Ethan mit zwei anderen Schülern von der Schule gegangen sind, war es Tyler, der traurig war. Wir standen ihm zwar bei, aber es zog alles an ihm vorbei.

Nach der Trennung mit Minato ging es mir auch nicht sonderlich gut. Mir ging es beschissen. Und die Sache mit Emma ging selbst mir sehr nah. Ich wollte mich nicht in den Vordergrund rücken. Ich hatte zwar damals gesagt, dass ich glaubte, Minato nicht mehr zu lieben, doch das war falsch. Seitdem er nicht mehr bei mir war, hatte ich erst bemerkt, wie viel er mir tatsächlich bedeutet hatte. Ich liebte ihn immer noch. Aber das wurde mir viel zu spät bewusst.

Warum merke ich immer dann erst, wie viel mir ein Mensch bedeutet, wenn ich ihn bereits verloren hab?

Seit unserer Trennung weinte ich mich jeden Abend in den Schlaf. Und ich konnte mir vorstellen, dass es Minato nicht anders erging. Am liebsten würde ich zu ihm gehen wollen und ihn umarmen. Ich wollte nicht, dass er weinte und traurig war. Doch Minato hielt mich auf Abstand. Er würdigte mich keines Blickes.

Jedes Mal, wenn ich Gideon sah, kam eine enorme Wut in mir auf. Ihm ging ich aus dem Weg und da Lee die ganze Zeit für Jayson da gewesen war, hatte ich niemanden, der mich ablenkte. Somit war ich die ganze Zeit allein und immer wenn ich allein war, überkamen mich die Schuldgefühle und die Trauer. Ich konnte es nicht unterdrücken.

Jeden Tag musste ich vor Liebeskummer den Unterricht verlassen und hetzte auf die Toilette. Ich sank auf den Boden und machte mich so klein, ich konnte. Leise schniefte ich vor mich hin.

Die Seite von mir kannte ich nicht wirklich. Eigentlich dachte ich, ich wäre derjenige, der alles leicht wegstecken konnte und der dennoch lachen kann, aber jetzt war es anders. Ich war eine richtige Heulsuse.

Minato hatte mich einfach nicht verdient. Niemand hatte mich verdient. Ich zerstöre jeden, den ich zu nah an mich heranlasse. Ich verletze zu viele. Ich hätte ein viel besserer Freund sein sollen. Ich hätte ehrlich und treu sein sollen. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich darf nie wieder jemanden lieben. Ich darf niemanden mehr zu nah an mich herankommen lassen. Dies warf ich mir wieder und wieder vor und mit jedem weiteren Gedanken flossen mehr und mehr Tränen aus meinen Augen.

„Alles klar, Kai?", fragte Gideon mich am Abend und ich hörte, wie er sich aufrichtete. Er sah zu mir hinüber, doch ich zog die Bettdecke höher.

„Alles bestens.", versuchte ich, in einem halbwegs normalen Ton zu antworten.

„Kai, ich kenne dich... Was ist los?", hakte er ein weiteres Mal nach.

„Minato... Ich habe ihn so sehr verletzt. Das wollte ich doch gar nicht. Und ich wollte nicht fremd gehen. Das ist alles deine Schuld Gideon. Hättest du mich nicht in Versuchung gebracht, dann wäre das mit Charlie auch nicht passiert...", murmelte ich schluchzend in meine Bettdecke.

„Ich wollte nur einen Kuss...", entgegnete er.

„Dein Kuss wurde aber mehr! Und dann ist Charlie aufgetaucht und ich habe ihn zu nah an mich herangelassen! Und dann wurde mir irgendwas ins Glas gemischt und dann hast du es wieder versucht! Und...", schrie ich ihn an und weinte nur noch mehr.

„Es tut mir leid...", entschuldigte er sich wieder und wieder, so wie er es seit dem Vorfall, jeden Tag tat. „Aber wenn du einen Rat von mir annehmen willst, Kai. Rede doch mit Minato und sprich dich mit ihm aus. Dann wird es dir wenigstens etwas besser gehen. Und außerdem wolltest du bereits Schluss machen. Doch dann hat er dir die Entscheidung abgenommen."

❌BEHIND THE FENCE❌ #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt