17. Verluste

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Lees Sicht

Wie es mir meine Freunde geraten haben, ließ ich Jayson etwas allein. Doch als ich dann am Abend wieder zu ihm wollte, um ihn in den Arm zu nehmen und über ihn zu wachen, während er schlief, traf ich Jayson nicht an. Hecktisch riss ich die Tür des Bades auf, doch dort war er auch nicht. Ich sprintete aus dem Zimmer und rannte den Flur entlang.

Jeden, den ich antraf, fragte ich, ob er ihn gesehen hatte. Aber niemand konnte mir auf meine Frage antworten.

Dann lief ich zu Kai und Gideon, aber auch sie hatten ihn nicht gesehen, seitdem sie aus dem Zimmer sind.

Ich suchte das ganze Gebäude ab. Ich hastete ins Obergeschoss, klopfte an jede Tür, fragte jeden Schüler. Ich sah selbst in den Klassenräumen, Abstellkammern, der Bibliothek, dem Schwimmbad und allen anderen Orten nach, doch er war nicht aufzufinden. Verzweifelt und mit Tränen in den Augen lief ich durch den Flur und sah mich um.

„Ich hätte ihn nicht allein lassen dürfen.", schluchzte ich leise vor mich hin und sah mich nach allen Seiten um.

Was ist, wenn er sich etwas antun will?

„Lee!", sprach mich Tyler mit verzweifelter Stimme von hinten an.

Bleich und mit wasserbefüllten Augen, drehte ich mich zu ihm um.

„Ich habe gehört, dass jemand gesehen hat, wie er in den Wald gelaufen ist. Vielleicht hat er sich trotz des Nebels verlaufen."

„Ich suche ihn. Wenn ich in einer halben Stunde nicht wieder da bin, sagst du Julien bescheid.", trug ich ihm auf.

„Soll ich nicht lieber mit?", fragte Tyler.

„Luna kann ihn orten. Das klappt schon. Und ich muss mich um ihn kümmern. Er ist mein Freund und ich hätte ihn nicht allein lassen dürfen.", sagte ich und rannte erschöpft in den Wald. Ich folgte dem blinkenden Punkt auf meinem Handy, aber irgendwie wusste ich schon, wo er hinging. Er wollte zu Emmas Todesstelle.

Ich lief mit schnellem Schritt durch das feuchte Unterholz des Waldes und bahnte mir einen Weg zwischen dem Gestrüpp hindurch. Der Nebel war zu dicht und ich sah kaum etwas. Mit meiner Taschenlampe konnte ich mir meinen Weg etwas erhellen, doch viel half es mir nicht. Ich kam näher und näher an die Stelle. Ich konnte ein Schluchzen wahrnehmen. Instinktiv steckte ich mein Handy weg und rannte zu Jayson. Ich sah ihm am Abgrund stehen und er blickte weinend hinab.

„Jayson!", rief ich.

Langsam drehte er sich mit verweintem Gesicht zu mir um und sagte: „Nein, Lee. Es ist gut. Bleib weg. Ich...", schluchzte er und sah hinab. „Ich..."

Meine Augen zitternden vor Angst und ich brach in Tränen aus. „Jayson! Tu das nicht! Komm zu mir! Das ist keine Lösung!"

„Ich habe nicht vor mich umzubringen, Lee...", schluchzte er und wischte sich mit seinen Händen durch die Augen. „Ich wollte nur noch einmal sehen, was Emma durchmachen musste. Ich fühle mich ihr irgendwie hier nah. Vor kurzem lag sie hier noch und...", weinte er bitterlich und brach zusammen.

Ich hastete zu ihm und nahm ihn in den Arm. „Wie konntest du mir das antun? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.", schluchzte ich sorgvoll. „Du bist so ein Idiot! Mach so was bitte nie wieder! Ich habe die halbe Schule wegen dir verrückt gemacht!", rief ich und mir rannen die Tränen weiter hinab.

Doch Jayson drückte mich weg. „Ich will allein sein...! Ich will Emma wieder...", schluchzte er, „Ich will Emma. Ich will Emma wieder.", weinte er immer weiter.

Ich wollte ihn erneut in den Arm nehmen, doch hielt mich zurück.

„Lass mich allein!", bat er laut und stieß mich ein weiteres Mal zurück.

❌BEHIND THE FENCE❌ #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt