15. Befragung

10 1 0
                                    

Ace' Sicht

Die Polizei befragte einen nach den anderen, die annähernd Kontakt zu ihr hatten. Das dauerte fast den ganzen Tag. Irgendwann war ich an der Reihe. Doch ich konnte ihnen auch nicht weiterhelfen. Kurz darauf war Nikki dran – gefolgt von einigen anderen. Soweit ich mitbekam, wusste niemand, was sie im Wald verloren hatte.

Am Ende trommelten sie noch einmal unsere Gruppe zusammen. Jedoch fehlte Jayson. Was ich auch verstehen konnte. Er brauchte Zeit für sich. Lee war gerade noch mit bei ihm. Jayson sollte trotz dessen, dass er seine Ruhe brauchte, nicht allein sein. Schließlich kann er auf Gedanken kommen, welche er nicht haben sollte. Er könnte Suizidgedanken hegen oder zu Drogen oder Alkohol greifen. So weit darf er nicht sinken. Das wird ihn schließlich nicht weiterbringen. Er brauchte die Kraft von uns allen. Vielleicht auch die seiner Familie. Niemand könnte mal eben so den Tod seiner Schwester vertragen und da weitermachen, wo er aufgehört hat. Selbst die Taffesten schafften es nicht. Vielleicht würden sie es nicht so offen zeigen, wie Jayson. Aber wenn sie allein wären, würden sie weinen.

„Wir haben euch noch einmal hergebeten, da formell einer die Leiche identifizieren soll. Und ich will es nicht unbedingt ihrem Bruder zumuten. Würde es jemand freiwillig machen?", bat der Polizist und sah durch die Runde.

Trauernd blickten alle auf den Boden.

Vielleicht spielte der ein oder andere mit dem Gedanken, es zu machen, aber so richtig wollte niemand. Wieso auch? Es war schließlich keine schöne Aufgabe. Wer will sich denn schon über eine Leiche lehnen. In ihr bleiches Gesicht schauen und zu Protokoll geben, dass es sich um die Person handelt. Schließlich kannte man sie auch, was das alles noch schwerer machte.

„Ich mach's.", sagte ich vorsichtig und hob die Hand.

Erleichterung und Anerkennung sowie Dankbarkeit überfiel die anderen.

„Gut.", stimmte er zu.

„Und wann?", fragte ich, als er sich meinen Namen notierte.

„Sobald wir dir Bescheid geben. Im Moment wird sie noch in der Gerichtsmedizin untersucht.", erklärte der Ermittler.

Ich nickte und fragte noch: „Also soll ich dann in die Stadt zu der Gerichtsmedizin?"

Der Officer nickte und den restlichen Tag herrschte eine bedrückende Stimmung. Ich bekam mit, dass Jayson, den Rest des Schuljahres zu seiner Familie fährt und das er auch für diese Zeit freigestellt wird. Er wird abreisen, sobald die Woche vorbei ist. Zur selben Zeit, wie auch Jinx seine Leute abreisen.

Wie auch Jinx machte ich mir sorgen um Mika. Nur weil Jinx die Drogenzufuhr zu ihm unterbrochen hatte, suchte er sich etwas von anderen. Und was bei der Nummer rauskam, sollte man nicht noch mal geschehen lassen. Vielleicht sollte er in eine Selbsthilfegruppe...

Als ich dann gegen Nachmittag Jinx traf, fragte ich: „Wie ist die Befragung gelaufen?"

„Ich hab den abgesprochenen Text den Typen aufgetischt und...", er stockte.

„Was?", hakte ich nach und lief auf ihn zu.

„Mika hatte sich nicht an die Abmachung gehalten.", sagte er und wollte etwas rauchen.

Doch ich hielt ihn ab. „Spinnst du? Nicht wenn es hier von Polizisten wimmelt."

Er steckte die kleine Tüte mit Gras wieder ein und erklärte daraufhin: „Mika hat mir erzählt, dass er gesagt hat, dass er abends Trinken war. Er hatte dem Typen den Bon gezeigt und den Rest der Geschichte hatte er dann nach Abmachung preisgegeben.", erklärte Jinx und lehnte sich über das Geländer auf dem Dach. „Mit anderen Worten... Ich hab kein Alibi und man hat meine DNA sicherlich gefunden. Auf mich rieselt noch mal ein riesiger Haufen Scheiße.", seufzte er und beobachtete die Leute unter uns.

❌BEHIND THE FENCE❌ #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt