19. Die kleine Ampulle

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Masakis Sicht

„Gideon, sag mal...", zog ihn beim Training kurz zur Seite. „Warum kommen Kai und Minato nicht mehr? Und irgendwie sind sie in letzter Zeit gar nicht mehr so eng zusammen, wie früher...", überlegte ich besorgt. „Gab es Streit zwischen den beiden?", wollte ich wissen.

Gideon sah mich überrascht und zugleich nervös an. „Nun ja... Frag Minato da lieber selbst. Es geht nur die beiden etwas an.", sagte er hippelig und warf den Ball in seinen Händen hin und her.

Allein seine Worte rüttelten meine Gedanken noch mehr durcheinander. Minato würde mir doch sagen, wenn etwas zwischen ihm und Kai vorgefallen ist...?

Da ich mir extreme Sorgen um meinen Freund machte, beendete ich das Training vorzeitig. Er rechnete demzufolge noch nicht mit mir. Und als ich die Tür öffnete, hörte ich ein qualvolles Schluchzen. Minato weinte.

Sofort ließ ich meine Tasche fallen und rannte zu ihm. Ich nahm Minato, ohne weiter nachzufragen, in den Arm und streichelte ihm behutsam über seinen Kopf.

„Masaki...", schluchzte er bitterlich. „I-ich...", brachte er mit zitternder Stimme hervor. „Ich habe mit Kai Sch-Schluss gemacht...", weinte er in mein Oberteil und schniefte laut. „I-Ich hab ihn mit jemand anderen gesehen. Gi-Gideon ha-hat ihn ange-gemacht und er...", heulte er Rotz und Wasser und wischte sich ein weiteres Mal die Tränen aus den Augen. „Und d-das wa-war nicht das erste Mal... Mit Charlie hatte er auch...", zitterte seine Stimme. „Masaki? Was hab ich nur falsch gemacht?", fragte er mich und weinte sich weiter an meiner Schulter aus.

„Du hast nichts falsch gemacht, Minato.", sprach ich zu ihm und versuchte, ihn irgendwie zu beruhigen. Zaghaft streichelte ich ihm über den Rücken.

Wer Minato so etwas antut, kann sich warm anziehen. Ich mach diesen Scheißwichser fertig! Er wird in der Hölle brennen!

Kais Sicht

Ausdruckslos schwang ich die Droge vor mir hin und her.

Wen stört es schon, wenn ich das nehme? Jeder schwört doch darauf, dass es einem dann besser geht, oder etwa nicht...? Aber... – überlegte ich hin und her, als ich plötzlich weit entfernte Stimmen von Kira und Yuma wahrnahm.

Schnell stopfte ich die Ampulle in meine Tasche und wischte mir noch einmal die Tränen aus den Augen. Aber verstecken, dass ich geweint hatte, konnte ich sicher nicht.

Ich sprang auf und hüpfte aus der Ecke hinaus.

„Na ihr.", sprach ich sie fröhlich an und grinste.

„Kai? Deine Augen...", stellte Yuma bemitleidend fest.

„Habe nur etwas wenig geschlafen, wisst ihr?", versuchte ich, die Wahrheit zu übertönen.

„Wenn's weiter nichts ist.", sagte Kira unbesorgt und ich verabschiedete mich: „Man sieht sich. Ich hab noch was vor." Und mit diesen Worten eilte ich auch schon davon.

Wo Gideon im Moment wohl ist? – fragte ich mich, da ich ihm aus dem Weg gehen wollte.

Ich betrat das Gebäude und bog in die Cafeteria ab. Schuldig und schlapp sah ich durch den großen Raum. Wenige Schüler waren noch da. Aber sie bemerkten mich nicht. Alle saßen unbekümmert auf ihren Ärschen und chillten ihr Leben. Ich wünschte, ich könnte das auch einfach tun. Aber das ging nicht.

Ich lief auf die Getränke zu, als mir Julien entgegenlief. Er lief mir mit einer Cola entgegen und ich musste wieder mein Lächeln aufsetzen.

„Hast du Durst, Kai?", fragte mich Julien. Er sah mir an, dass es mir nicht gut ging.

❌BEHIND THE FENCE❌ #3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt