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[Jungkook]

„Gib mir mal bitte dein Handy", sagte Herr Kim so plötzlich, nachdem wir beide ins Auto gestiegen waren. Ich schaute ihn etwas erschrocken an, während er da saß, zu mir gedreht und mit seiner Hand ausgestreckt, zögerte aber keine weitere Sekunde, bevor ich ihm gab, was er wollte, immerhin hörte ich auf ihn, wie ein Hund auf sein Herrchen hörte. „Wie lautet dein Code?"

„Ihr Geburtstag!", gab ich nur von mir.

Schnell realisierte ich, dass ich das nicht einfach so hätte sagen sollen, denn er war nach wie vor mein Lehrer und meine Gefühle waren einseitig, ich hielt sie auch geheim, jedenfalls dachte ich das. Ich merkte sofort, wie die Hitze in mein Gesicht stieg, weshalb ich meine Hände schnell an meine Wangen schlug, um die Röte zu verstecken, damit aber wahrscheinlich eher dafür sorgte, dass ich noch roter wurde.

Taehyung schien es nicht wirklich zu interessieren, er war ohnehin eher jemand, der sich von Dingen ganz allgemein nicht viel beeinflussen ließ. Daher gab er den Code einfach an und ich schaute ihm dann dabei zu, wie er irgendwas an meinem Handy tippte, auf dem ich eigentlich viele Sachen hatte, die mich verraten könnten, aber ich ging einfach davon aus, dass er jetzt nicht durch meine Galerie oder so gehen würde, in der ich einen ganzen Ordner mit Bildern von ihm hielt.

„Was machen Sie eigentlich an meinem Handy?", fragte ich irgendwann dann neugierig und versuchte einen Blick zu erhaschen, wollte mich aber nicht zu weit in seine Richtung lehnen, aus Angst einen Herzinfarkt durch die körperliche Nähe zu bekommen. Es war ja schon schlimm genug, dass wir gemeinsam in einem Auto saßen, in dem uns nur wenige Zentimeter voneinander teilten und in dem es so schön nach dem Parfüm roch, das er trug. In diesem Moment bereute ich es aber auch, dass ich meinen Bildschirm immer so dunkel hielt, denn ich konnte nicht wirklich erkennen, was er daran machte.

„Ach, ich habe mich nur bei dir in den Kontakten eingefügt, damit du meine Nummer hast", sagte er lässig und gab mir mein Hände dann wieder zurück. Etwas verwirrt schaute ich ihn weiterhin an, jedoch erwiderte er diesen Blick nicht, denn er startete den Motor und fuhr dann los.

„Wieso, wenn ich fragen darf? Ich dachte wir Schüler dürfen die Nummern nicht von Lehrern haben, geschweige denn außerhalb der Schule Kontakt haben, sofern das nichts mit der Schule zu tun hat. Gibt es einen bestimmten Grund?", hakte ich weiter nach und erhoffte mir im tiefsten Inneren natürlich, dass er sich jetzt einfach outen und seine Gefühle für mich klarmachen würde, wie man es aus melodramatischen Filmen kannte. Natürlich war dies aber nicht der Fall und es würde auch definitiv nie so sein, das war mir selbst sehr wohl bewusst, aber ich ließ diesen kleinen Funken, den ich in mir hatte, nicht erlöschen. 

„Naja, es ist ganz einfach, oder nicht? Du bist ein Sorgenkind, dir passieren oft schlimme Dinge, vor allem in der Schule und da ist es vielleicht nicht ganz so schlecht meine Nummer zu haben, weil du mich dann kontaktieren kannst wenn was ist. Und das mache ich jetzt, weil wir uns auf einen Klassenausflug begeben, mit Menschen in deiner Klasse, die dich nicht wirklich leiden können", erklärte Herr Kim mir. „Ich gebe selten meine Nummer weiter, also nutze das nicht zu deinen eigenen Gunsten oder so aus. Ich bin nur sowas wie der Notruf für dich."

Mit dem verlegenen Grinsen eines Pferdes, schaute ich sofort aus dem Fenster hinaus, mir dabei auf die Unterlippe beißend und mein Handy fest an meine Brust drückend. Ich konnte nicht glauben, dass das hier gerade wirklich die Realität war und der Mann, den ich über alles liebte, sowas für mich tat.

„Vielen Dank", nuschelte ich daher leise vor mich hin und musste mich wirklich zusammenreißen, nicht gleich voll und ganz die Kontrolle zu verlieren, loszuschreien oder eher zu kreischen wie man es von den Mädchen kannte, die damals auf Konzerte von Justin Bieber oder One Direction gingen.

„Scheiße! Verdammt...", rief Taehyung nach einiger Zeit, in der es ruhig war und nur das Radio leise im Hintergrund spielte, dann plötzlich und schlug gegen sein Lenkrad, weshalb ich mich erschreckte. ,,Was ist los?", fragte ich nur leise, unsicher.

„Siehst du nicht die Schlange an Autos vor uns? Wir werden nicht rechtzeitig ankommen und den Zug verpassen!", meinte der Mann seufzend und schaute auf sein Handy, da wir gerade standen und er nicht fuhr. ,,Ein Glück fahren zwei Lehrer mit, sodass die anderen Schüler mit diesem noch losfahren können und der Ausflug somit nicht komplett hin ist."

„Und jetzt?", fragte ich murmelnd nach und schaute Taehyung traurig an, da ich mich wirklich sehr auf die Reise nach Seoul gefreut hatte. „Können wir nicht mehr mit? Ich wollte so gern nach Seoul, ich habe mich so sehr gefreut daran."

„Und du kannst dich auch weiterhin noch freuen", sagte er und lenkte zielstrebig nun auf der Autoschlange hinaus auf eine andere Spur, in der wir am Bahnhof vorbeifuhren. „Wenn wir nicht den Zug nehmen können, dann fahren wir beide eben mit dem Auto nach Seoul!"

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Taehyung und Jungkook, ganz allein in einem Auto. Mehrere Stunden 🤔😏

teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt