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[Jungkook]

Ich wischte mir schnell alle Tränen aus dem Gesicht, weil mich der Mann hinter der Kasse bereits komisch anschaute, was aber nicht viel brachte, denn aufhören zu weinen konnte ich nicht, nachdem ich diese eigentlich schöne Nachricht erfahren hatte, mein Herz war nun nämlich voll und ganz gebrochen, all die Hoffnung war mir geraubt worden und das Licht am Ende des Tunnels, was sonst so schön strahlte, war erloschen, wodurch ich auf meinem Weg verloren ging, nicht mehr wissend wohin es mit mir gehen sollte, ob ich mir überhaupt noch die Mühe machen sollte glücklich zu leben.

„Es tut mir leid Taehyung", murmelte ich leise, griff mein Handy von dem Tisch und rannte nach draußen in den noch immer strömenden Regen. Ich hatte nun kein Ziel mehr an das ich gelangen wollte und das einzige, was ich noch vor mir sah, war eine verdorbene, dunkle Zukunft, in der der Mann, den ich für mich haben wollte, an der Seite einer aufgeblasenen Frau stand, die ihn an sich hing mit Kindern, die sie eigentlich gar nicht bekommen wollte.

Meine Füße waren bereits nass, meine Kleidung ebenso und ich wusste nicht wirklich, wohin mit mir, jedoch rannte ich weiter und hoffte einfach, dass Herr Kim mich nicht gesehen hatte, denn ich wollte nicht, dass er mich bemerkte. Ich wollte nicht, dass er zu mir kam und mit mir sprach. Ich wollte so gern einfach vom Erdboden verschluckt werden und somit für immer von der Bildfläche verschwinden, jedoch lebten wir nicht in einem Film und daher war das keine Option für mich.

Ohne zu wissen, wo ich mich befand, rannte ich einfach weiter durch diesen kleinen Ort, der sich hinter der Raststätte befand und suchte einen Laden, in den ich gehen konnte, um nicht mehr draußen sein zu müssen, jedoch gab es hier nichts, weshalb ich einfach weiter durch die Straßen zog, an den wenigen Häusern vorbei auf einen sandigen, nun matschigen, Weg, hinein in den Wald. Ich ging nicht tief hinein, machte halt gleich am ersten Baum und lehnte mich an diesen, langsam ineinander zusammenbrechend, weinend, schluchzend, bereits an einem Punkt angelangt, an dem der innere Schmerz größer war als die Angst vor dem Unwetter, was sich noch über mir befand.

Mein Leben war ruiniert. All die schönen Momente, die wie wir teilten, wenn Taehyung mich behandelte wie etwas Besseres, nachdem er mir das Gefühl gab, wirklich etwas Wichtiges in seinem Leben zu sein, mehr als nur ein einfacher Schüler, waren ruiniert, verblasst und untergegangen in einem tiefen, dunkelblauen, tobenden Ozean. In meinem Herzen funkte es nicht mehr, die Flamme war erloschen, die Türen geschlossen. Es schmerzte so sehr, dieses Stechen in meiner Brust, es war kaum auszuhalten. Mein Atem war hektisch und mein Hals tat durch die kalte Luft bereits weh, genauso meine Finger und mein restlicher Körper, der triefend nass war, auch verdreckt durch den Matsch durch den ich hindurchlaufen musste. 

Nicht mehr als ein kleines Häufchen Elend.

Ich senkte meinen Kopf ab und lehnte ihn gegen meine Arme, die ich auf meinen Knien verschränkt hatte. Mir war egal, dass ich hier auf dem Boden saß, es interessierte mich nicht, dass ich noch dreckiger wurde und meine Kleidung hiernach sicherlich ruiniert war. Mein Kopf war überfüllt mit allerlei anderen Dingen, mein Herz tat weh, als hielte es jemand in der Hand und würde feste drauf drücken, sodass mir auch der Atem immer wieder wegblieb und ich für einen ganzen Augenblick die Augen schloss, um zu versuchen an schöne Dinge zu denken, damit ich dieses Leid vergessen konnte. Es war vorbei für mich.

„Sag mal, spinnst du eigentlich?", hörte ich seine Stimme sagen, laut und rau, so wütend, in einem tiefen Ton, hinter mir durch den Wald schallend, durch all die prasselnden Geräusche des Regens. Für einige Zeit hielt ich meine Augen geschlossen und glaubte, es sei lediglich eine Illusion gewesen, wie ein Tagtraum, den mir mein Gehirn vorspielte, um mich besser fühlen zu lassen, jedoch hörte ich dann Schritte die mir immer näher kamen, weshalb ich die Augen öffnete und ihn vor mir sah, komplett durchnässt, die Haare ruiniert, die Kleidung ebenfalls verdreckt, hektisch atmend und mit einem besorgten und doch gleich wütendem Blick auf mich gerichtet.

Er war mir tatsächlich hinterhergerannt.

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teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt