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[Jungkook]

Scheinbar war Taehyung sehr müde, denn ich wartete noch zwei Stunden, bis er endlich aus dem Land der Träume erwachte. Einige Zeit lang drehte er sich nur hin und her, wollte die Augen nicht öffnen und sagte auch nichts, bis er sich dann irgendwann endlich aufsetzte, was ich als Signal für mich sah, dass ich auch endlich was tun konnte, weshalb ich mich sofort von hinten an ihn kuschelte. Ich schlang beides, Arme und Beine, um seinen Oberkörper und legte meinen Kopf auf seinem Rücken ab.

„Guten Morgen", nuschelte gegen sein Shirt, welches verhinderte, dass ich direkten Körperkontakt zu ihm haben konnte. Es nervte mich, weshalb ich sofort anfing daran zu zupfen, bis ich es ihm dann einfach auszog, er dafür auch brav die Arme hebend. „Schon besser", sagte ich nun und ging in meine Position zurück.

„Jungkook, ich wusste es gar nicht", sagte der Ältere leise und in einem Wimpernschlag lag ich nun wieder auf dem Bett und Taehyung war über mich gekrabbelt, unsere Blicke aufeinander treffend. „Wir werden also heiraten?", fragte er und grinste leicht. Sofort riss ich die Augen auf und schüttelte hastig den Kopf.

„Das habe ich nur so gesagt, damit sich keiner mehr an dich ranmacht! Du weißt, ich bin noch nicht bereit dazu, solch einen Schritt zu machen und außerdem sind wir doch erst seit-."

Ich konnte kein weiteres Wort sagen, denn der ältere Mann küsste mich plötzlich einfach. Auch, wenn ich anfangs noch ein wenig zögerte, ging ich relativ schnell darauf ein und erwiderte es, sodass aus diesem Kuss ein leidenschaftliches Rummachen wurde. Natürlich berührten wir uns und ich konnte auch nicht leugnen, dass mich das alles ein wenig anmachte, aber wir gingen keinen Schritt weiter und blieben nur beim Rummachen.

„Aber nun, da du jeden eingeladen hast, findest du nicht, dass wir auch heiraten sollten? Uns steht nichts im Weg", sagte er irgendwann und ließ sich seitlich neben mich fallen. „Ich hab es dir schonmal gesagt. Wenn es nach mir ginge, würden wir es sofort tun, denn ich möchte dich für immer an meiner Seite haben und ich denke, dass das Heiraten wie ein Siegel dafür ist, dass unsere Liebe auf eine Ewigkeit halten wird."

„Ich hatte gar nicht gewusst, dass du so traditionell bist", murmelte ich und konnte mir ein leises Kichern nicht länger unterdrücken.

„Natürlich! Immerhin bin ich im Vergleich zu dir noch die alte Generation", entgegnete der Braunhaarige lachend. Natürlich stimmte es nicht ganz, aber er wurde schon noch nach alten Prinzipien großgezogen, dachte ich mir.

Auch der nächste Tag unterschied sich nicht von den anderen. Wir wachten gemeinsam auf, ich machte das Essen, die Beiden gingen zur Schule, kamen zurück, wir aßen nochmal gemeinsam, ich half Young-Mi bei ihren Hausaufgaben und brachte Tae dann einen Kaffee in sein Arbeitszimmer, wir schauten dann zusammen Fern, sie ging ins Bett und wir verbrachten noch ein wenig Zeit zusammen, bevor wir dann ebenfalls ins Bett gingen. So gesehen passierte nichts Spannendes, weil wir für aufregende Ausflüge kaum Zeit fanden, da Taehyung Prüfungen beaufsichtigen und korrigieren musste, aber damit fand ich kein Problem.

Selbst die langweiligste Tätigkeit, wie den ganzen Tag sitzen und nichts tun, war für mich schon fast wie ein ganzes Erlebnis, wenn ich meine kleine Familie, Young-Mi und Taehyung, an meiner Seite hatte. Als Kind hatte ich immer gedacht, dass das Leben meiner Eltern doch so langweilig sein musste, weil sie nur arbeiteten, aßen und schliefen, aber nun, da ich fast schon dasselbe tat, sah ich, wie glücklich einen es doch machte, wenn man dabei Menschen um sich hatte, die man liebte.

„Wann kommst du heute wieder? Ich dachte mir, wir können uns einen schönen Abend machen, da morgen Wochenende ist und Young-Mi ja bei einer Freundin schläft", schlug ich vor und spielte ein wenig mit der Krawatte meines Freundes. Sofort legte er seine Hände an meine Hüften, zog mich dicht an sich und mit einem leichten Grinsen auf seinen Lippen küsste er mich, was Antwort genug auf meine Frage war. Dann gingen die Beiden schon und ich war wieder einmal alleine.

Weil Jimin nun auch arbeitete wie Yoongi, blieb ich auch wirklich allein und fand niemanden, mit dem ich etwas unternehmen konnte. Daher entschied ich mich dazu, einfach alleine durch die Stadt zu gehen, um mich in Läden umzuschauen. Weil ich fast schon eine Sucht dafür entwickelt hatte, unnötige Haushaltsgegenstände zu kaufen, die aber gut vermarktet wurden, wie ein Gerät, mit dem man Spinnen fangen konnte, ohne sie gleich zu töten, endete ich am Ende doch mit einigen Tüten an beiden Händen.

Auch die Zeit hatte ich vollkommen aus den Augen verloren, weshalb ich schnell in den Supermarkt ging, um Sachen für das Mittagessen zu kaufen, da Taehyung bald von der Arbeit kommen würde. Es fiel mir schwer, nun auch noch eine Tüte voll Essen zu tragen, vor allem, als ich den Code für die Tür eingeben musste. Zu meinem Glück aber, bekam ich schnell Hilfe.

„Wieso rufst du mich nicht an? Ich fühle mich schlecht, zu sehen, wie du das alles alleine tragen musst", hörte ich seine tiefe Stimme von hinten an meinem Ohr und schon waren die Tüten nicht mehr in meinen Händen. Während sich die Tür nun endlich öffnete, grinste ich breit und schmiss mich fast schon an Taehyung, als wir im Appartement waren und die Einkäufe alle abgelegt wurden. Er hob mich plötzlich einfach hoch und setzte mich auf den Esstisch ab, der hier gerade am nächsten war.

„Ich habe dich vermisst", flüsterte ich gegen die Lippen des Mannes, der zwischen meinen Beinen stand und seine Hände an meiner Hüfte hatte.

„Jungkook, ich werde mich heute nicht benehmen können", sagte er leise und schluckte einmal laut, schaute mich dabei mit einem derartig lüsternen Blick an, dass ich beinahe den Verstand verlor und eines Herzinfarktes erlitt. „Wir haben es zu lang nicht mehr getan und mein Tag war wirklich sehr stressig."

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teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt