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[Jungkook]

„Hier", sagte ich ganz leise und gab Taehyung das Glas Wasser in die Hand, dass ich soeben aus seiner Küche geholt hatte.

„Dankeschön", murmelte er nur und trank sofort daraus, in großen und gehetzten Schlücken, als hätte er seit Tagen nichts mehr getrunken. Mir fiel dabei auch auf, dass es ganz speziell nach dem Whiskey roch, den auch mein Vater am Abend öfter mal trank, der einen ziemlich penetranten Geruch hatte, den ich gar nicht ausstehen konnte. Das erklärte jedenfalls, wieso er so getaumelt hatte, als er mir die Tür öffnete.

„Sie haben bestimmt so Durst, weil Sie den Whiskey getrunken haben, oder? Alkohol zieht Flüssigkeit aus dem Körper, deswegen...", meinte ich lediglich und nahm das Glas wieder an, um es auf die nächst beste Stelle abzulegen, damit ich mich neben Taehyung setzen konnte. Es war ein ziemlich hohes Bett, weshalb ich bei meiner Körper Größe den Boden mit den Füßen nicht erreichen konnte, wodurch ich mich fühlte wie ein Kind. Ich wollte größer sein, aber ich wuchs einfach nicht mehr, was mich total nervte.

„Es tut mir leid, dass ich deiner Familie und dir so viel Stress mit meinen Problemen bereite, wo ich das doch nicht sollte, da ich dein Lehrer bin", merkte er irgendwann an, nachdem wir uns wieder über einen längeren Zeitraum einfach nur angeschwiegen hatten. Diese Momente waren die Schlimmsten, denn wir saßen nebeneinander und es gab definitiv Bedarf zum sprechend, aber keiner wagte es den Mund zu öffnen und zu sprechen. Ich für meinen Teil tat es nicht, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, da ich Angst hatte, Taehyung in irgendeiner Weise mit meinen Worten zu verletzen und er tat es wahrscheinlich nicht, weil er sich so schlecht damit fühlte, dass ich überhaupt hier war und ihn in dieser Verfassung sah.

„Sie haben selbst gesagt, dass man einem Menschen helfen soll, wenn man sieht, dass dieser Hilfe benötigt. Ich hätte jetzt sowieso nichts mehr gemacht und meine Eltern genauso wenig", erzählte ich und schaute zur Seite, zu ihm. „Wir machen das wirklich gerne, vor allem ich! Sie haben mir auch oft geholfen und das hier ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann. Ich habe die ganze Zeit schon überlegt, wie ich Ihnen dafür danken soll, was Sie in einem so kurzen Zeitraum für mich gemacht haben."

„Habe ich dir nicht schon gesagt, dass es selbstverständlich für mich, als dein Lehrer, ist, dir in jeglicher Situation zu helfen, vor allem wenn du unter meiner Verantwortung stehst? Ich habe es nur gemacht, weil mein Beruf es so wollte", erwähnte er plötzlich und wandte seinen Blick zur Seite ab. Etwas verwundert darüber, woher sein plötzlich gereizter Ton kam, senkte ich meinen eigenen Blick nur und seufzte, traurig.

„Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht verärgern", nuschelte ich im Flüsterton vor mich hin und spielte mit meinen Fingern. „Es ist nur, dass ich Ihnen in Seoul jedes Mal wieder so viel Stress gemacht habe, vor allem als ich weglaufen wollte, dass ich mich einfach sehr schlecht fühle und nicht weiß, wie ich das gutmachen soll."

Einige Augenblicke verweilten wir so und keiner von uns dachte daran zu sprechen, bis Taehyung sich letztendlich aber dann doch dazu entschied. Er schaute mich während er sprach sogar auch an, aber ich konnte diesen Blick nicht wirklich deuten. Es verwirrte mich.

„Wieso willst du es wieder gutmachen? Schließlich ist ja nichts daran, dass du dich total daneben benommen hast, kaputt gegangen. Hätten wir jegliche Art von Relation, könnte ich es verstehen, du bist aber nichts als ein Schüler für mich und ich nichts als ein Lehrer für dich. Es gibt nichts, das du wieder gutmachen musst oder sollst", entgegnete er und stach mir damit mitten ins Herz. Nur leicht nickend, machte ich mich immer kleiner und hob meinen Blick nicht mehr von meinen Händen, neigte meinen Kopf jedoch noch etwas zur Seite, in der Hoffnung der Mann würde meine Tränen nicht sehen.

teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt