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[Jungkook]

„Willst du dich nicht einmal eincremen? Du wirst bestimmt einen Sonnenbrand bekommen", sagte ich zu Taehyung, während ich es bei Young-Mi tat, denn sie wollte unbedingt so schnell wie nur möglich ins Wasser. Ich hatte mich zum Glück schon zuhause eingecremt, also musste ich das nicht mehr machen und konnte sofort mit den Kind ins Wasser, während ihr Vater lieber auf der Decke liegen blieb, um in der Sonne zu brutzeln.

Zu meiner Verwunderung, war das Mädchen für ihr Alter bereits relativ gut im Schwimmen, was mein Freund mir schon erzählt hatte, aber ich konnte mir darunter nicht sonderlich viel vorstellen. Nichts desto trotz blieb ich immer in unmittelbarer Nähe und hielt meine Hände bereit, falls doch was passieren sollte. Nach einiger Zeit, war sie aber auch schon erschöpft und klammerte sich daher an meinen Rücken, damit sie mich, wie sie sagte, als Boot benutzen konnte.

„Schwimm schneller Jungkook-Oppa! Wir sind ein Rennboot!", rief das Kind und ich versuchte dabei, wirklich mein Bestes zu geben, weil wir aber in relativ flachem Wasser waren, fiel es mir schwer überhaupt zu schwimmen. So nutzte ich das einfach zu meinem Vorteil und hörte auf zu schwimmen, sondern tat nur so, indem ich einfach über den Meeresgrund lief. Dadurch wurde ich nun auch schneller, was Young-Mi wirklich unglaublich doll freute und einige der anderen Kinder, die hier waren, staunen ließ.

Ich hatte kein wirkliches Zeitgefühl und konnte gar nicht so richtig einschätzen, wie lang wir im Wasser gewesen waren, aber irgendwann fühlte ich mich einfach, als sei es Zeit zu gehen, weil ich total kaputt war davon, die ganzen Runden im Wasser mit einem Kind auf dem Rücken gelaufen zu sein. Auch Young-Mi schien vorerst raus zu wollen, weshalb wir zurück zum Strandkorb gingen.

„Lass uns deinen Papa erschrecken", meinte ich leise, als ich das Mädchen auf dem Boden absetzte. Sie nickte sofort breit lächelnd und wir schlichen uns dann an, wobei sie meine Hand griff, während wir gingen. Für einen kurzen Augenblick brachte mich das wirklich aus dem Konzept, weil ich es so süß fand und daher konnte ich auch nicht aufhören zu grinsen wie ein Pferd, jedoch kriegte ich mich relativ schnell wieder ein, schließlich hatten wir einen Plan auszuführen.

Taehyung lag dort, hatte die Augen geschlossen und uns somit noch nicht bemerkt, weshalb er sich sehr erschreckte, als die Kleine sich plötzlich auf ihn legte. Während er sich wohl total aufgewärmt hatte in der prallen Sonne, waren unsere Körper ganz schön kalt durch das eigentlich nicht allzu kalte Wasser.

„Wollt ihr, dass ich einen Herzinfarkt bekomme? Young-Mi! Dein Papa ist ein alter Mann", entgegnete der Braunhaarige sofort und setzte sich empört auf. Er war nicht wütend, dass wir das getan hatten, auch wenn es so klang. Letztendlich endeten wir auch alle damit, dass wir viel lachten und die Zeit miteinander genossen. Taehyung und ich setzten uns irgendwann in den Strandkorb, ein wenig aneinander gelehnt und schauten seinem Kind dabei zu, wie sie mit allerlei Steinen, Muscheln und auch Algen ihre Sandburgen dekorierte und damit die der anderen Kinder, vollkommen in den Schatten stellte.

Wir merkten hin und wieder mal, dass die Blicke auf uns lagen, da wir aussahen wie eine Familie, also zwei Väter und ein Kind. In meinen Augen waren wir auch eine Familie, nur hatte ich das Gefühl, mit Young-Mi auf einer eher geschwisterlichen Ebene zu sein, auch wenn ich irgendwann zu ihrem Vater werden würde, sofern ich plante, Taehyung zu heiraten. Bis dahin war aber noch viel Zeit, schließlich war ich erst zwanzig Jahre alt.

Mit dem anbrechenden Sonnenuntergang, ließen wir den Tag auch ein wenig ausklinken. Das Essen, welches wir mitgebracht hatten, war nur vollständig gegessen, Taehyung hatte keinen Kaffee mehr, Young-Mi keine Saftpäckchen und ich keinen Eistee. Da es zum Abend hin auch ein wenig kälter wurde, entschieden wir uns dazu, früher als geplant wieder Nachhause zu fahren.

„Ich geh zuerst duschen!", rief die Kleine sofort als wir in die Wohnung traten und rannte, zu meiner Verwunderung, in Taehyungs Zimmer. Dieser bemerkte meine Verwirrung natürlich sofort.

„Ah! Sie duscht immer bei mir im Bad, obwohl ihr Zimmer ein eigenes hat, weil sie sich damit wohler fühlt", erklärte er mir und sofort verstand ich es. Als Kind tat ich dasselbe, denn obwohl ich immer der Meinung war, ich bräuchte keinerlei Hilfe dabei, zu duschen, hatte ich im Inneren immer Gedanken, dass ich lieber in der Nähe meiner Eltern sein wollte, falls ich ausrutschen sollte oder so. Aus diesem Grund musste ich lächeln, einfach weil es mich so sehr an meine eigene Kindheit erinnerte und obwohl ich noch so jung war, fühlte ich mich gerade zum ersten Mal tatsächlich alt.

[...]

„Gute Nacht", sagte ich leise zum Mädchen, obwohl sie bereits schlief, schaltete das große Licht aus und ließ ein kleines Nachtlicht an, bevor ich ihre Tür ein wenig heranzog und dann zurück zu Taehyung ging, der gerade mit einem Bier in seiner Hand auf dem Sofa saß und irgendeinen Actionfilm schaute. Wie er dort saß, brauchte mich ein wenig zum Lachen, denn seine Beine waren sehr männlich weit auseinander gebreitet und die Arme lagen auf den Lehnen des Sofas. Ich nutze das, um mich sofort und problemlos an ihn zu kuscheln und seufzte zufrieden.

„Schläft sie schon? Das ging wirklich schnell", meinte der Ältere und legte seinen Arm um mich. Im Blickwinkel sah ich, wie er an seinem Bier nippte und weil ich den Geruch davon wirklich nicht ab konnte, nahm ich es aus seiner Hand und legte es auf dem Tisch ab.

„Trink alles andere, aber bitte kein Bier", meinte ich leise und ging dann zurück in unsere eingekuschelte Position. „Danke, dass wir das heute gemacht haben. Es war ein so unglaublich schöner Tag und ich hatte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder das Gefühl, wirklich ein Teil einer Familie zu sein."

„Bedank dich nicht für sowas. Du bist meine Familie Jungkook, du und Young-Mi", murmelte mein Freund und küsste meinen Kopf einmal. „Ich hab meine Eltern nicht mehr, der Kontakt zu anderen Familienmitgliedern bestand nie wirklich, also habe ich nur euch. Für mich seid ihr alles und mehr will und brauche ich auch nicht. Aber mir macht eine Sache große Sorgen. Du bist so jung und doch hast du den Kontakt zu deinen Eltern abgebrochen. Findest du nicht, ihr solltest wenigstens im Guten zueinander stehen, auch wenn ihr euch nicht sehen wollt?"

„Wie meinst du das? Ich brauche das nicht, ich bin wütend. Meine Eltern sind mir egal", sagte ich sofort und setzte mich auf.

„Jungkook, das redest du dir nur ein! Du liebst deine Eltern, hast es immer schon getan und vermisst sie auch. Denkst du nicht auch, es ist langsam Zeit, mit ihnen zu reden?", fragte er, jedoch schüttelte ich eifrig den Kopf.

„Nein! Es gibt nichts zum Reden!"

„Tja, schade", meinte Tae und zuckte die Schultern. „Was mache ich da bloß? Ich habe am Freitagabend nämlich vor, groß zu kochen und habe sie dafür eingeladen!"

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teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt