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[Jungkook]

„Und er hat dir einfach seine Kreditkarte gegeben? Aber Taehyung ist doch nur Lehrer, der verdient niemals genug, als dass er auch noch dein Sugar Daddy sein könnte!", meinte Jimin und schaute erstaunt die Karte an, die ich gerade vor seine Nase hielt. Wir saßen in einem kleinen, vegetarischen Bistro in dem Einkaufszentrum, nachdem wir durch einige Läden gegangen waren, um hin und wieder mal etwas zu kaufen, weil wir aber schon einige Stunden hier waren, hatten sich die Tüten gehäuft und es sah aus, als hätten wir alles leergekauft.

„Ich mein, wir gehen ja nicht durch irgendwelche Designerläden! Außerdem meinte er, dass er noch anderweitig Geld macht, mit Investitionen oder so. Sonst könnte er auch nicht in dem Gebäude leben, in dem wir auch leben", erklärte ich meinem besten Freund, der natürlich schnell verstand. „Außerdem war es nötig, dass ich mal wieder neue Kleidung kaufe, immerhin laufe ich noch mit den Sachen rum, die ich vor zwei Jahren auch schon getragen habe, weil ich in all der Zeit mein Geld nicht ausgeben wollte. Und die Sachen, die ich vor zwei Jahren getragen habe, sind noch älter, manche vielleicht sogar vier Jahre! Einige Sachen sind einfach nötig, immerhin versuche ich einen Job zu finden und brauchte dafür anständige Schuhe und Hemden."

„Ich sag ja nichts dagegen! Mich hatte es nur gewundert, woher Taehyung das Geld hat", meinte der Blondhaarige und zuckte mit den Schultern. Plötzlich griff er nach der Kette, die um meinen Hals lag und schaute sie sich genauer an, weshalb ich mich ein wenig erschreckte. „Die trägst du nun schon Ewigkeiten und du hast sie uns noch nie gezeigt! Es ist ein T, für Taehyung? Echte Diamanten können es nicht sein, das wäre zu teuer, oder?"

„Die Kette hat er mir geschenkt. Sie gehörte ihm und er hatte sie bei seiner Geburt von seinen Eltern bekommen. Tae meinte, dass sie mir gehöre und ich habe sie in all der Zeit nur zum schlafen und duschen abgenommen", erzählte ich und schaute mit das Teil leicht lächelnd an. „Und doch, es sind echte Diamanten, echt teuer das Teil."

„Und du hast hinterfragt, dass er dich liebt, wenn er dir sowas gegeben hat, mit extrem hohem Preis und übermäßigem Wert in seinem Herzen, weil ihm seine verstorbenen Eltern das geschenkt haben! Jungkook, wo sind deine Gehirnzellen bloß geblieben? Hat Taehyung sie dir gleich beim erstens Mal aus dem Kopf gefic-", rief Jimin schon fast, weshalb ich meine Hand auf seinen Mund legte und ihn daran hinderte, auch nur ein weiteres Wort zu sagen.

Mein bester Freund hatte kein Schamgefühl, also störte es ihn auch nicht, solche Dinge in der Öffentlichkeit herum zu posaunen, was für mich aber ein Problem war. Ich fühlte mich in meiner Haut zwar wohl und versteckte meine Sexualität auch nicht, jedoch brauchte ich die Blicke, die auf solche Dinge folgten, nicht und konnte ganz gut ohne leben. Immerhin war mir vieles peinlich, im Gegensatz zu dem Blondie hier, der wahrscheinlich nicht einmal ein Problem damit haben würde, nackt über eine Bühne zu gehen.

„Oh Gott! Wonho hat gerade ein Bild hochgeladen! Schnell! Schau es dir an!", hörte ich plötzlich jemanden schreien, weshalb ich mich erschrocken umdrehte und zu einem Mädchen schaute, dass ihr Handy direkt vor die Nase ihr wahrscheinlich besten Freundin hielt. Ich kannte sie nicht, aber es wirkte auf mich so, also ging ich einfach mal davon aus, dass sie es waren. „Er sieht einfach so verdammt heiß aus! Er ist die einzige Achterbahn, die ich dieses Jahr fahren will."

„Findest du? Wenn ich das tun könnte, würde ich glaube ich Chungha nehmen! Ist diese Frau überhaupt echt und weiß sie, dass es wirklich gemein und auch verboten ist, so gut auszusehen? Mein armes Herz!", sagte die andere von den Beiden nun und zeigte nun ein Bild auf ihrem Handy. Sie waren vielleicht siebzehn Jahre alt, sahen nicht allzu jung aus, aber definitiv noch unter zwanzig.

Jimin und ich konnten nicht anders und mussten darüber ein wenig lachen, weil es uns natürlich an uns selbst erinnerte, denn auch wir schwärmten öfter mal so über Idols. Das aber mal so zu sehen, war etwas Anderes und ließ mich auch ein wenig unwohl fühlen, weil ich wusste, dass ich noch zehnmal schlimmer war.

„Und Eunwoo! Wie kann er so süß und gleichzeitig so heiß sein? Welchen Dämon hat er dafür bitte beschworen?", sagten sie und ich verschluckte mich an meinem Getränk, weshalb ich sofort anfing zu Husten als hätte ich Tuberkulose. Ich konnte mich schon gar nicht mehr einkriegen, weil ich, während ich hustete, auch noch lachen musste darüber, wie sie über Eunwoo redeten. Zwar hatten wir länger keinen Kontakt mehr gehabt, dennoch waren wir noch Freunde und schrieben hin und wieder mal miteinander.

„Cha Eunwoo? Wollt ihr es ihm persönlich sagen?", fragte ich, als ich mich umdrehte und die Beiden anlächelte. „Ich kann ihn gleich hier über FaceTime anrufen und ihr könnt ihn fragen, wieso er so süß und gleichzeitig so heiß ist!"

Scheinbar klang ich wie ein Perverser, denn die Mädchen schauten mich nur angewidert an und redeten für sich weiter, jedoch meinte ich meine Worte ernst, weshalb ich ihn anrief und zu meinem Glück ging er auch sofort ran.

„Jungkook, wie plötzlich du mich anrufst! Mein Gott, ich hab dich lang nicht mehr gesehen", entgegnete der Mann an der anderen Leitung, während er gerade von seiner Stylistin fertig gemacht wurde. Wahrscheinlich für ein Fotoshoot oder so. „Was gibt's?"

„Ach nichts, ich wollte mich nur mal wieder mit dir-", fing ich gerade an zu sagen, aber konnte nicht weiter sprechen, weil ich merkte, wie ich plötzlich rechts und links von mir die Anwesenheit zweier Menschen spürte.

„Das ist ja wirklich Eunwoo! Was bist du? Bist du ein Schauspieler oder so?", fragte die Braunhaarige mit der Brille und schaute mich staunend an, aber ich schüttelte nur den Kopf.

„Eunwoo ist nur ein guter Freund von mir und wir kennen uns schon, seitdem wir Kinder sind", erklärte ich den beiden und ließ sie dann kurz mit ihm reden, bevor er auflegen musste. Damit hatten Jimin und ich wohl neue Freunde gemacht, denn wir saßen noch relativ lang in diesem Bistro und redeten mit den Mädchen, die ursprünglich aus Deutschland kamen, wie Acelya.

Leann und Mascha hießen sie. Sie erzählten mir, dass sie lange Zeit damit verbracht hatten, Koreanisch zu lernen, um eines Tages hierher zu ziehen, was tatsächlich funktioniert hatte, denn sie waren nicht gerade schlecht und schienen sich hier auch schon gut eingelebt zu haben. Meine Vermutung war falsch, sie waren tatsächlich sogar ein Jahr älter als ich, aber das tat es nicht zur Sache, denn wir verstanden uns wirklich gut, tauschten sogar Nummern aus.

Normalerweise war ich niemand, der einfach so auf Menschen zuging und sich mit ihnen anfreundete, jedoch bemerkte ich, dass seitdem Taehyung wieder in mein Leben getreten war, ich alte Fassaden ablegte, die mich nur negativ beeinflussten. Er hatte tatsächlich einen wirklich sehr guten Einfluss auf mich.

Ich grinste leicht.

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teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt