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[Jungkook]

„Ah! Verdammt, ich habe was in der Lobby vergessen", sagte ich mit einen nervösen Lachen und drehte mich zu Daniel um, der mich nur verwirrt anschaute. „Ich bin gleich wieder da, gib mir nur eine Minute", meinte ich nur und löste mich aus seinen Armen, rannte geradewegs aus dem Hotelzimmer hinaus in den Flur, in Richtung des Fahrstuhles, wo ich einstieg und tatsächlich in die Lobby fuhr, nur, dass ich dort nichts vergessen hatte, sondern mich einfach nur von diesem Jungen schützen wollte. Ich konnte mich dazu bei niemandem äußern und bei einem plötzlichen Zimmerwechsel würde Taehyung bestimmt nicht zustimmen.

Wieder einmal befand ich mich in einer Zwickmühle und wusste nicht, wohin es mit mir gehen sollte. Ich fühlte mich hier definitiv unwohl und wusste, dass die Zeit in Seoul durch Daniel nun komplett hin wäre.

Vor mir befand sich der Eingang des Hotels, aus dem ich jetzt einfach hinauslaufen konnte, jedoch war das keine ganz so gute Idee, denn ich hatte weder eine Jacke, noch mein Portemonnaie oder mein Handy hier bei mir. Ich wäre ziemlich verloren und würde nur auf den Straßen herumirren, bis mich Menschenhändler fänden oder ich irgendwann verdurste. Das waren alles Szenarios, die mir gerade durch den Kopf gingen und auch, wenn sie nicht gerade schön waren, gefielen sie mir besser, als mit Daniel in einem Zimmer zu schlafen, von dem ich ganz genau wusste, wozu er in der Lage war und ebenso wusste ich, dass er gerade, mit einer Beule in seiner Hose auf dem Bett lag und sich Gedanken darüber machte, wie er mich die nächsten Tage immer und immer wieder ausnutzen könne.

So entschied ich mich dazu, wieder die Flucht zu ergreifen, sobald ich aber nur den ersten Schritt machte, stellte sich jemand vor mich und ich rannte somit geradewegs in die Brust eines Mannes hinein, welcher sich als mein Lehrer herausstellte. Sofort trat ich also einen Schritt zurück und senkte meinen Blick beschämt auf den Boden, wo ich anhand seines Schattens erkannte, dass er die Arme vor seiner Brust verschränkte.

„Du enttäuschst mich heute immer wieder Jungkook", sagte Taehyung nur, weshalb ich meinen Blick wieder hob und gerade etwas sagen wollte, dazu bekam ich aber gar nicht ernst die Chance, denn er griff mich lediglich am Arm und zog mich in den Fahrstuhl hinein. Ich sah in seiner Hand einen Becher, was bedeutete, dass er sich gerade wohl etwas zu trinken holen wollte, da man in der Lobby des Hotels an einem Automaten umsonst Getränke bekommen konnte.

„Herr Kim ich-", fing ich an zu sagen, wollte mich erklären, wenn auch nur mit einer Lüge, jedoch zischte er nur einmal und sorgte dafür, dass ich den Mund hielt, meinen Blick wieder senkte und einfach verstummte.

„Ich möchte kein Wort mehr hören, ja? In welchem Stockwerk ist dein Zimmer? Du wirst das heute nicht mehr verlassen, komme was wolle", entgegnete er noch in einem wirklich wütenden Ton und drückte auf die sechs, als ich erzählte, dass ich im sechsten Stockwerk war. Und er brachte mich letztendlich bis vor meine Tür, hinter der man leise Musik hörte, die Daniel wohl angemacht hatte. Taehyung klopfte einfach und es dauerte nicht lang, bis mein Mitschüler dann die Tür öffnete. Er hatte erst dieses dreckige Grinsen auf den Lippen als er mich sah, was dann aber zu einem vermeintlich freundlichen Lächeln wurde, als er den Lehrer sah.

„Herr Kim? Was führt Sie her?", fragte er und tat auf scheinheilig. Ich wusste genau, was ihm gerade durch den Kopf ging und dass er nur darauf wartete, dass Herr Kim wieder gehen würde, um mir leid zuzufügen.

„Kannst du bitte dafür sorgen, dass Jungkook nicht mehr wegläuft? Lass ihn am besten nicht mehr alleine aus dem Zimmer und bleib in den nächsten Tagen bitte einfach an seiner Seite, damit er nicht verloren geht", hörte ich die tiefe Stimme des Mannes Wort für Wort in mein kleines Herz rammen. Unkontrolliert stark begann mein Körper zu zittern und ich merkte, wie mein Herz immer schneller raste. 

Meine Beine hielten mich kaum noch, weshalb Taehyung seinen Griff an meinem Arm festigte, als er das Gefühl bekam, ich würde langsam zur Seite kippen.

„Jungkook? Was ist los? Fühlst du dich nicht gut?", fragte der Älteste und schaute mich plötzlich so besorgt an, nachdem er mich die ganze Zeit nur mit wütender Miene angesehen hatte. Immer wenn er wütend auf mich war, sah er, dass es mir im Nachhinein nicht gut ging und tat dann wieder so, als kümmere er sich um mich. Ich verstand es einfach nicht mehr.

„Ich kümmere mich gut um ihn, vertrauen Sie mir Herr Kim!", erwiderte Daniel nur und griff nach meinem Handgelenk, um mich direkt aus den Armen des Mannes, der meine einzige Hoffnung war, an sich heranzuziehen. „Kookie und ich verstehen uns sehr gut, oder nicht?", fragte er noch und legte seinen Arm um meine Schultern, was mir ein nur noch unsicheres Gefühl gab.

Wieder musste ich eine Entscheidung treffen. Entweder ich rettete mich selbst aus dieser Situation, würde damit aber bewirken, für die restliche Schulzeit alleine sein zu müssen und niemanden mehr an meiner Seite zu haben oder ich ließ alles über mich ergehen und ersparte mir damit den Stress und die Blamage.

Und wie meine schwache Persönlichkeit es so wollte, entschied ich mich für Letzteres, weshalb ich zu Daniel schaute und nur mit einem aufgezwungen Lächeln leicht nickte.

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teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt