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[Jungkook]

,,Komm schon, gib mir deine Hand", meinte Taehyung und blieb weiterhin so vor der geöffneten Autotür stehen, während er mir seine eigene Hand entgegen gestreckt hielt. Nur zögernd griff ich diese dann irgendwann auch und stieg aus. Mir blieben keine drei Sekunden, nachdem er die Tür schloss, bevor er mich letztendlich dicht an sich zog, seinen Arm um meiner Schultern legend. ,,Lass uns schnell reingehen", sagte er, öffnete seine Jacke und hielt sie so über meinen Kopf, dass sie mir mehr oder weniger als ein Schirm diente. 

Unsere Körper waren sich plötzlich so nah wie noch nie zuvor und ich hatte regelrecht damit zu kämpfen, deswegen nicht einfach einem Schwächeanfall zu erleiden. Ich spürte die angenehme Wärme, die von ihm ausging, während mir der männliche und doch so liebliche Geruch seines Parfüms in die Nase stieg. Seine Hand an mir zu spüren, war wie im Himmel zu sein, auf Wolke sieben, so schwerelos, einfach frei. Alle meine Ängste und Sorgen waren dahin, denn es gab nur noch eine Sache, über die ich gerade nachdenken konnte und diese Sache war ein Mensch, der so mit mir nicht umgehen durfte, weil das Gesetz es verbat, aber er tat es trotzdem, um mich zu beruhigen, mir meine Angst vor dem Unwetter zu nehmen und letztendlich wieder ein Lächeln auf die Lippen zu bringen.

,,Nimm das und iss es, du wirst die Energie für die restliche Fahrt sicherlich noch brauchen. Mir ist vorhin auch aufgefallen, dass du einen sehr kalten Körper hast, da wird dich die Schärfe ein wenig aufwärmen", sagte der Ältere und hielt mir einen kleinen Pott voll Instantnudeln vor. Wir saßen im Tankstellengebäude an einem relativ kleinen Tisch, er saß direkt Gegenüber von mir, sodass unsere Knie sich hin und wieder mal berührten, wobei stets ein irgendwie besorgter Blick auf seinem Gesicht lag, seitdem ich anfing, die Nudeln langsam zu essen, die er mir gegen meinen Willen gekauft hatte und die ich auch nur aß, weil ich mich schlecht fühlte.

,,Ich habe einfach keine Körperwärme. Das ist nichts Schlimmes", murmelte ich leise vor mich hin, da ich nicht gern darüber redete. An vielen Tagen vergaß ich es einfach, zu essen, wodurch meine Hände und meine Beine immer relativ kalt waren, aber ich empfand das als nichts, worüber man sich Sorgen machen musste. Ganz im Gegenteil musste ich sogar ein wenig darüber schmunzeln.

Mein Lehrer fand dies aber nicht allzu amüsant, denn er behielt eine ernste Miene, ging aber nicht weiter darauf ein, sodass es wieder ganz ruhig wurde, bis auf den prasselnden Regen, den man im Hintergrund noch hören konnte.

,,Wie geht es dir mittlerweile mit deiner Angst? Du scheinst nicht mal mehr mit dem Augenlied zu zucken, obwohl es die ganze Zeit schon donnert", sagte Herr Kim nach einiger Zeit, um die Stille zu brechen, die aufgrund meiner dummen Aussage gekommen war. ,,Sobald du fertig bist mit dem Essen, können wir wieder los. Der Himmel wird in der Ferne auch schon wieder klarer."

Obwohl ich noch mehr als die Hälfte zu essen hatte, stand der Mann bereits auf, dabei auf sein Handy schauend, als er erwarte er etwas.

,,Komm nachher einfach in das Auto, ich muss raus und telefonieren, es ist wirklich wichtig", erzählte er mir dann noch, wobei er seine Jacke am anziehen war. ,,Meine Freundin müsste jetzt beim Arzt durch sein und endlich wissen, ob ich das Glück mit einer Tochter oder einem Sohn habe", erklärte er mir noch, dabei nervös lächelnd, was ich noch nie an ihm gesehen hatte, aber er war wohl gerade etwas emotionaler geprägt, schließlich ging es um seine Freundin... 

Die Stäbchen fielen mir aus meiner Hand und ich hörte die Tausenden kleinen Teile meines gebrochenen Herzens, die auf den Boden prallten, wie ein zerbrochenes Glas.

,,Freundin? Und er wird Vater...?", wiederholte ich fragend, da ich nicht glauben konnte, was ich soeben gehört hatte.

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teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt