Kapitel 5

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,,Das ist jetzt schon der dritte Tanz, den wir zusammen tanzen. Wann werden wir angesprochen?", beschwerte Gaia sich.
,,Vielleicht musst du doch über deinen Schatten springen und jemanden ansprechen", antwortete ich und wirbelte uns beide über die Tanzfläche.
Meine Cousine schaute mich mit einem strafenden Blick an, der sagen sollte, dass sie das ganz sicher nicht tun würde.
Das Lied endete und ich drehte sie einmal, bevor ich mich vor ihr verbeugte.
,,Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich habe Hunger", erklärte ich Gaia und führte sie von der Tanzfläche.
,,Und was soll ich jetzt machen?", fragte sie aufgebracht.
,,Keine Ahnung. Hier stehen bleiben und auf deinen Traumprinzen warten", schlug ich ihr vor und verschwand dann kurz danach auch in der Menge auf dem Weg zum Essen.

Vor den Essensständen war es nun leerer und ich konnte mir in Ruhe etwas zuessen suchen.
Gerade als ich nach einem Stück Zwiebelbrot greifen wollte, wurde ich von der Seite angerempelt und verlor den Halt.
Bevor ich mir wirklich bewusst war, dass ich fiel und mich irgendwie hätte auffangen können, wurde ich schon von zwei starken Armen aufgefangen.

,,Alec, kannst du nicht besser aufpassen? Du hast dieses wunderschöne Mädchen zu Fall gebracht", wurde ein gewisser Alec von meinem Retter angefahren.
,,Oh, tut mir Leid, Hayden. Ich habe sie einfach nicht gesehen, obwohl sie wirklich sehr schön ist", entschuldigte sich dieser.
So oft in einer halben Minute wurde ich noch nie schön genannt. Zwar war es nicht selten, dass mich jemand schön nannte, meine braunen Haare ließen meine grünen Augen strahlen, wodurch ich in der Masse heraus stach und durch das viele Training hatte ich eine definierte Figur, trotzdessen waren die direkten Komplimente ein bisschen ungewohnt.
Ich rappelte mich langsam wieder auf und entfernte die Hände meines Retters, die er immer noch um mich geschlungen hatte und guckte beide perplex an.
,,Sagt mal, ist das eine Masche von euch. Erst ein Mädchen umhauen und dann mit Komplimenten bewerfen?", fragte ich beide durchaus verwirrt.
,,Nein, eigentlich nicht, aber vielleicht sollten wir es zu einer machen. Was meinst du Hayden?", fragte dieser Alec seinen Freund.
,,So lange unser erster Versuch erfolgreich ist", erklärte er und grinste mich an.
,,Dann müsst ihr es wohl einstellen, denn ich gehe jetzt nämlich. Tschüss", meinte ich nur, warf ihnen ein gespieltes Lächeln zu, während ich mir mein Zwiebelbrot schnappte, und verschwand.

Ich machte mich auf den Weg zu Gaia, um zu gucken, ob sie jetzt endlich einen Tanzpartner gefunden hatte.
Und tatsächlich, sie stand nicht mehr dort, wo ich sie zurückgelassen hatte. Ich guckte mich auf der Tanzfläche um und sah sie da mit dem Sohn des Schmieds tanzen.
Zufrieden, dass meine Cousine ihren Traumprinzen gefunden hatte, drehte ich mich von der Tanzfläche wieder weg und machte mich auf den Weg zu den kleinen Ständen, die am Rand des Festes aufgestellt waren.

Zuerst kam ich an verschiedenem Schmuck vorbei und entdeckte sogar etwas, was ich mir gut an Gaia vorstellen konnte. Zum Schluss kam ich zu meinem Lieblingsbereich, den Waffen, wo der Schmied seine besten Werke ausstellte, unter anderem, um die Aufmerksamkeit der Academy zu erregen und so vielleicht ein paar Aufträge von ihr zu bekommen.
Ich guckte mir gerade ein Schwert an, als ich von der Seite angesprochen wurde.
,,Dich hier zu finden hätte ich auch nicht gedacht." Ich wusste sofort, wer neben mir stand, trotzdem blieb mein Blick auf den Stand gerichtet.
,,Wieso? Bei euch ist es doch ganz normal, dass sich eine Frau für's Kämpfen interessiert", antwortete ich Hayden und begutachtete das Schwert weiter, während meine Hände über den perfekt verarbeiteten Griff strichen.
,,Aber bei euch nicht."
,,Das stimmt wohl", ich guckte in seine Richtung und stellte fest, dass sein Freund gar nicht bei ihm war.
,,Wo ist denn Alec?", fragte ich ihn.
,,Hat sich ein Mädchen geschnappt und ist mit ihr auf die Tanzfläche."
Ich nickte und richtete meinen Blick wieder auf die Waffe in meinen Händen. Wirklich wissen, wie man mit einem Schwert umging, wusste ich nicht, aber um jemals eine relle Chance im Kampf zu haben, sollte ich den Umgang mit dem Schwert lernen.
,,Jemals eine Schwert in der Hand gehabt?", fragte Hayden mich.
Ich schüttelte den Kopf.
,,Und wieso hast du sie jetzt in der Hand?", fragte er weiter.
,,Weil ich denke, man sollte wissen wie man sich verteidigen kann und da ist ein Schwert nun mal die beste Waffe für", erklärte ich ihm.
,,Hat dein Mentor denn keins mit dem du üben könntest, anstatt jetzt einfach eins zu kaufen", stellte Hayden mein ganzes Handeln infrage.
,,Ich bin mir mein eigener Mentor und da ich keins habe, hat auch mein Mentor keins", erklärte ich ihm schon leicht genervt und starrte auf dieses Schwert. Es war wirklich ein schönes Exemplar. Es war nicht zu schwer und gut ausbalanciert, was für mich als Anfängerin ein wichtiger Aspekt war.
,,Um so mehr würde ich dir von diesem Kauf abraten. Ungeübtes Handeln mit einem Schwert, egal wie stumpf es ist, kann sehr gefährlich sein. Such dir jemanden, der es dir beibringen kann und kauf dir dann eins", meinte Hayden und guckte mich ernst an.
,,Dann finde mal jemanden in Amerdan, der eine Frau ausbildet", fuhr ich ihn mit lauter Stimme an.
Er benahm sich wie mein großer Bruder, obwohl wir uns gerade mal seit einer Stunde kannten.
,,Komm doch morgen einfach zum Training und guck da, ob dir jemand hilft", antwortete er mir ruhig und meinen kleinen Ausbruch ignorierend.
,,Es ist uns Frauen nicht erlaubt dort mitzumachen", erwiderte ich bitter, legte das Schwert zurück, es war sowieso zu teuer für mich und ließ ihn einfach am Stand stehen.

Ich hatte schon länger über den Kauf nachgedacht, aber jetzt war ich mir nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine vernünftige Entscheidung wäre.
Ich meine er hatte Recht und auch wenn ich solchen Vorurteilen schon oft begegnet bin, ist es schmerzhaft sie von einem Lehrling der Academy zu hören, die eigentlich nicht dieses Frauenfeindlichebild teilen.
Still schweigend lief mir eine einzelne Träne über die Wange, die ich schnell wegwischte.

Später am Abend zeigten noch verschiedene Lehrlinge ihr Können bei einer großen Show, unter ihnen auch Hayden. Ich konnte meine Augen einfach nicht mehr von ihm lösen. Seine Bewegungen waren geschmeidig und trotzdem stark. Er schien seinem Element auf jeglicher Weise zu vertrauen und zeigte so sein wunderbares Talent. Ich musste zugeben, dass ich eifersüchtig wurde.
Ich wollte auch diese Kraft haben und die Leute mit meinem Können zum Staunen bringen.
An diesem Abend wurde mir noch stärker bewusste, wie sehr ich doch ein Lehrlinge der Academy werden wollte.

Combatant - Lager in AmerdanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt