Kapitel 21

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Das Training an diesem Samstag war wie immer. Unter strahlendem Himmel liefen wir unsere Runden und langsam konnte ich auch Fortschritte sehen und selbst meine Ausdauer besserte sich, wodurch ich motiviert war und auch langsam meinen Gefallen an der Ausdauerübung fand.

Ich lief gerade meine letzte Runde, als ich die einzelnen startenden Blicke bemerkte und das tuscheln hinter vorgehaltener Hand.
Seit dem mir Raul gestern erzählt hatte, dass hinter meinem Rücken geredet wurde, mehr als früher, merkte ich es auch selbst.
Natürlich war es ein unangenehmes Gefühl, aber ich versuchte es so gut es ging zu ignorieren.

Nach dem Training streifte ich noch durch das Lager auf der Suche nach Hayden oder jemand anderen aus der Elite.
Leider fand ich keinen der gesuchten Personen, stattdessen traf ich auf Kate.
Ich fragte sie, ob sie Hayden oder jemand anderen aus der Elite gesehen hatte.
,,Ich bin mir nicht sicher, aber nach dem Training geht Hayden manchmal in die Stallungen zu Rhea. Vielleicht findest du ihn dort", antwortete sie mir.
Ich bedankte mich und lief schon los, als sie mir noch hinterher rief: ,,Hast du eigentlich etwas bei der Elite erreicht, da du sie jetzt auch schon suchst."
,,Nicht wirklich, aber ich lasse nicht nach, deswegen suche ich sie jetzt auch", erwiderte ich ihr.
Ich wollte und konnte ihr nicht die ganze Wahrheit erzählen. Außerdem war es ja nicht gänzlich gelogen. Ein Teil wollten sie mir wirklich nicht erzählen.

Die Stallung bestand aus einem großen Zelt, in dem die Utensilien für die Pferde gelagert wurden, wie Sattel oder Putzzeug. Daneben stand eine Koppel mit einer Überdachung, wo die Tiere die meiste Zeit verbrachten.
Ich ging zur Koppel und stieg auf den Zaun, um einen besseren Überblick zu bekommen, damit ich Hayden möglichst gut sehen könnte, falls er hier war.
Ich suchte die Weide nach ihm ab, fand ihn aber nicht, also stieg ich wieder vom Zaun und lief in das Zelt hinein in der Hoffnung ihn dort zu finden.

Im Zelt waren mehrere Reihen aufgebaut, sodass ich in einem langen Gang stand, von dem kleinere Gassen abgingen.
Auf der Suche musste ich also zwischen jedes Regal gucken und wurde dabei von ein paar Lehrlingen mit einem kritischen Blick gestraft.

In einer der letzten Gassen hatte ich Glück und konnte Haydens Haarschopf zwischen den Regalen erblicken.
Er holte gerade ein ledernes Zaumzeug aus dem Regal.
,,Endlich habe ich dich gefunden. Ich hatte schon fast die Suche aufgegeben", begrüßte ich ihn grinsend und trat um die Ecke an ihn heran.
Er zuckte leicht zusammen, anscheinend war er ganz in seiner Welt versunken gewesen.
,,Was willst du hier?", fragte er mich verwirrt.
,,Na ja, ich wollte mit dir über die potentiellen Entführer reden. Ich bin nun einen Tag älter und ich glaube jetzt bin ich bereit zu erfahren, wen ihr im Verdacht habt", erklärte ich ihm mein Anliegen.
Hayden lachte kurz auf und wandte sich dann kopfschüttelnd von mir ab.
Er verließ die Gasse und trat auf den großen Gang, in den ich ihm folgte.
,,Wieso willst du es mir nicht erzählen? Vertraust du mir nicht? Dann hättest du nicht anfangen sollen, es mir zu erzählen", fuhr ich ihn wütend an.
Hayden drehte sich genervt zu mir um und sagte:,, Könntest du bitte ein bisschen leiser sein? Die anderen gucken schon."
,,Ist mir doch egal. Sollen sie doch wissen, dass du gemein zu mir bist", antwortete ich ihm patzig.
Hayden drehte sich wieder nach vorne und verließ das Zelt.
Ich lief ihm nach und fragte ihn, wieso er es mir nicht erzählen wollte.
,,Habe ich dir nicht schon oft genug gesagt, du sollst dich nicht um das 'Wieso' Sorgen machen? Ich erzähle es dir, wenn ich denke, die Zeit ist reif dafür, und jetzt gerade ist sie es nicht, da du dich wie ein Kleinkind verhältst", erklärte er mir mit erschreckend ruhiger Stimme.
Betroffen senkte ich meinen Kopf und spielte beschämt mit einer braunen Strähne von mir.

,,Tut mir Leid. Ich... ich hab diese Drang mich zu beweien. Ich wurde nie von den Leuten im Dorf für meinen Wunsch akzeptiert und jetzt habe ich die Möglichkeit es allen zu zeigen, aber irgendwie will es mir keiner zutrauen", erklärte ich Hayden mein Empfinden.
Ich hörte ihn seufzen und guckte wieder hoch.
,,Ich verstehe das. Als ich klein war, wollte mir auch nie jemand etwas anvertrauen, aber ich habe gelernt, dass das alles mit der Zeit und den Erfahrungen kommt. Also gedulde dich noch ein bisschen", erwiderte er mir lächelnd.
Sein Lächeln war ansteckend und so hoben sich auch meine Mundwinkel und ich lächelte ihn dankbar an.

,,Wolltest du mit Rhea gerade ausreiten?", fragte ich und zeigte auf das Zaumzeug.
,,Woher weißt du von Rhea?", fragte er mich verdattert.
Ich lachte kurz auf und erklärte ihm: ,,Ich habe Kate auf dem Weg getroffen und sie hat mir den Tipp gegeben, dass du hier sein könntest. Dabei hat sie mir auch gleich von Rhea erzählt."
,,Das erklärt einiges", meinte Hayden und fuhr auch gleich fort und meinte:,, Ich wollte Rhea gerade von der Koppel holen und sauber machen. Willst du mir helfen?"
Ich willigte ein und folgte Hayden zur Weide.
Er kletterte geschickt über den Zaun und ließ mich allein davor stehen.
Er rief einmal laut nach seiner Stute und schon kam ein rabenschwarzes Pferd freudig angaloppiert. Sie passte perfekt zu Hayden und hatte diesselbe ehrfürchtige Ausstrahlung.
Er führte sie zum Gatter und ging mit ihr zu dem Anbindeplatz.

Ich kam mit dem Zaumzeug, dass er mir, bevor er über den Zaun gesprungen ist, in die Hand gedrückt hatte, zu den b
eiden und blieb kurz vor ihnen stehen.
,,Du kannst ruhig näher kommen. Sie beißt nicht", erklärte Hayden schmunzelnd, währen er Rhea ihr Halfter anzog.
Langsam ging ich näher und kam neben Rhea auf gleicher Höhe wie Hayden stehen.
,,Hinter dir ist ein Sack mit Äpfeln. Wenn du willst, kannst du ihr einen geben", meinte er und fing an sein Pferd zu säubern.
Ich nahm mir den Beutel und holte einen saftigen, roten Apfel raus.
Da ich Hunger hatte, biss ich einmal in den Apfel und hielt ihn dann Rhea hin, die ihn vorsichtig von meiner Hand nahm.
,,Wenn du Hunger hast, kannst du dir auch einen eigenen Apfel aus der Tasche nehmen", bot mir Hayden an und ich konnte seine Belustigung aus seinen Worten genau raushören.
,,Passt schon, ich kann ja gleich wenn ich zu Hause bin etwas essen", antwortete ich ihm.
Überrascht guckte er zu mir rüber und fragte:,, Du begleitest uns nicht bei unserem Ausflug?"

Combatant - Lager in AmerdanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt