Combatant - Lager in Amerdan

Kapitel 25

Wir saßen im gemeinsamen Zelt von Hayden und Alec. Es war relativ leer, außer zwei Holztruhen, zwei Schlafmatten und einem Stuhl war nichts vorhanden.
Die Jungs überließen mir den Stuhl und setzten sich auf die zwei Truhen.
Wir hüllten uns ins Schweigen. Anscheinend wussten die beiden nicht genau, wie sie anfangen sollten, so beschloss ich alles ein bisschen ins Rollen zu bringen.
,,Ich warte und das sicherlich nicht für immer, also schießt schon los", erklärte ich aufgeregt.
,,Das alles ist nicht ganz so einfach, wie du vielleicht denkst. Um es dir erklären zu können, müssen wir ein klein wenig ausholen", antwortete mir Hayden.
,,Dass, was wir dir gleich erzählen werden, sollte eigentlich so lang wie möglich vor den Bürgern Tierra geheimgehalten werden. Der König will die Bürger nicht beunruhigen, besonders da der Ernstfall noch nicht eingetreten ist. Deswegen darfst du es unter keinen Umständen weiter erzählen", fuhr Alec weiter.
Zögerlich nickte ich, da es mir komisch vorkam, dass die beiden dann davon wussten.
,,Okey, aber ich habe eine Frage. Woher wisst ihr dann davon?", wollte ich von den jungen Männern wissen.
Kurz stockten beide, bis Hayden sich faste und mir erklärte das sie als Elite diese Information vom König erhielten, um im Notfall vorbereitet zu sein. Und damit beließ ich es dabei und sie fuhren fort.

,,In letzter Zeit gibt es ein paar Spannungen zwischen Tierra und Calene. Wir geben unser bestes die Allianz zwischen den beiden Königreichen wieder aufzubauen, aber Calene scheint nicht wirklich Interesse daran zu haben", fing Hayden an, bis ich ihn unterbrach. ,,Warte ,,Wir geben unser besten die Allianz wieder aufzubauen"? Was meint ihr jetzt schon wieder damit?", fragte ich verwirrt.
Wieder wurde es still und beide Jungs gucken sich an.
,,Die Academy hat Mitspracherechte im Rat vom König so versuchen ,,wir" es wieder in Ordnung zu bringen", erklärte mir Alec und suchte einen bestätigenden Blick bei Hayden, der ihm einen gab.
,,Wir vermuten, dass die Entführer der beiden Jungen Männer aus Calene waren", fuhr nun Hayden wieder mit dem eigentlichen Thema fort, ihm war die Ernsthaftigkeit anzumerken, weswegen ich auch einmal hart schlucken musste.
,,Ich verstehe. Da Amerdan so nah an der Grenze ist, wäre es auch ein leichtes für sie unbemerkt zu bleiben", erwiderte ich.
,,Genau. Wir vermuten auch, dass Joshua und Nick sich gar nicht mehr in Tierra befinden", antwortete Alec.
,,Aber warum erst jetzt? Warum nicht früher?", fragte ich aufgebracht.
,,Was hätte ihnen denn ein Bürger aus Amerdan gebracht. Ihr habt keine Verbindung zum König und so würde das Verschwinden auch kein Aufsehen erregen. Ganz im Gegenteil dazu aber das Verschwinden von zwei Lehrlingen", erklärte mir Alec.
Das klang plausibel.
,,Also sitzt ihr hier Däumchen drehend, weil ihr auf eine Nachricht vom caleneschen König wartet", fasste ich kurz zusammen.
Beide nickten.
,,Und wenn es doch nicht die Calenen waren? Was macht ihr dann?", fragte ich sie.
,,Es muss Calene sein. Es ergibt sonst keinen Sinn, dass ausgerechnet jetzt jemand entführt wird und dann auch noch Lehrlinge", antwortete Alec mir.
,,Zudem muss man doch alles in Betracht ziehen und meistens mit dem Schlimmsten rechnen", fügte Hayden hinzu.
,,Das kann sein, aber wenn sie es nicht sind? Man kann sich nie komplett sicher sein. Ich würde Suchtrupps zusammen stellen und den Wald durchforsten. Was könnt ihr schon verlieren. Außerdem, wenn es Männer aus Calene waren, könnten sie sich immer noch im Wald befinden", erklärte ich ihnen und hoffte sehr, dass sie mich verstehen werden.

Längere Zeit bekam ich keine Antwort. Beide schienen in Gedanken abzuwiegen, ob mein Einwand einen Versuch wert war.
Anschließend gucken sich beide an und es sah so aus, als ob beide der gleichen Meinung waren.

,,Wir werden deinen Vorschlag berücksichtigen und noch heute eine Besprechung einvordern, aber versprechen können wir nichts. Die Truppen würden dann ab morgen im Wald suchen gehen. Einverstanden?", erklärte Hayden.
Zufrieden nickte ich.
,,Eins noch. Ich will mitsuchen und ich will an den nächsten Versammlungen für die Entführung teilnehmen", stellte ich meine Forderungen.
,,Glaubst du wirklich, du bist in der Situation Bedingungen zu stellen?", fragte mich Alec schon fast amüsiert.
,,Ihr werdet mir die Informationen im Nachhinein ja sowieso mitteilen, also wieso es unnötig kompliziert machen?", erwiderte ich ihm mit einem siegessicheren Lächeln.
Daraufhin war er still, weil er genau so gut wie ich wusste, dass ich das bekam, was ich wollte. Was man unschwer an meiner Teilnahme am Training erkennen konnte.
,,Es wird schwer, das den Lehrern zu erklären, aber okay, du bist dabei", meinte Hayden und stand von seiner Truhe auf.
,,Ich glaube, es wäre das Beste, wenn wir jetzt gleich eine Versammlung
einberufen, sonst wird es zu spät", erklärte er.

Zusammen mit Hayden, Alec, dem Rest der Elite und den Mentoren der Academy, die auf diese Reise mitgekommen waren, saß ich nun im roten Hauptzelt.
,,Ich danke Ihnen, dass sie alle gekommen sind und will sie auch nicht weiter auf die Folter spannen. Wir, das heißt Alec und ich, haben in Absprache mit Nyla, einer Bürgerin von Amerdan, beschlossen, Suchtrupps aufzustellen, um Joshua und Nick zu finden. Natürlich geht das nur in Rücksprache mit Ihnen, aber wir denken es ist eine wichtige Maßnahme", erklärte Hayden den anwesenden Herrschaften den Grund ihres Kommens.
,,Das Mädchen neben euch ist also eine einfache Bürgerin aus Amerdan. Was macht sie hier?", wurde die erste Frage gestellt, die gar nichts mit der Versammlung an sich zu tun hatte und somit überflüssig war.
,,Sie ist eine gute Freundin von uns. Außerdem dachten wir, eine neutrale Sicht auf die Geschehnisse wäre ganz gut, um auch über den Tellerrand blicken zu können. Sie erzählte uns, dass so eine Entführung schonmal stattgefunden hatte und so nicht nur Calene im Verdacht stehen sollte", beantwortete Alec die Frage.
Es wurde langsam lauter. Keiner schien über mein Dasein wirklich erfreut zu sein, was ich verstehen konnte. Ich bin jemand Fremdes und so jemand zu vertrauen, bei so einem heiklen Thema, ist verständlicherweise nicht so einfach.

,,Wie viel weiß sie?", kam die nächste Frage.
,,Alles", kam meine direkte Antwort und wurde direkt entsetzt angesehen.