Kapitel 19

286 23 1
                                    

Der Rückweg verlief schweigend.
Ich hatte wirklich gehofft, dass die Banditen sich dort aufhalten würden.
,,Gibt es hier im Wald noch so einen Rückzugsort?", fragte Alec mich und brach so das Schweigen.
Ich überlegte krampfhaft, aber mir fiel außer einer alten Hütte kein geeigneter Ort ein. Aber bei dieser Hütte konnten sie auf gar keinen Fall sein, da sie so baufällig war, dass man jeden Augenblick damit rechnen musste, dass sie zusammen bricht. Sich dort zu verstecken, wäre zu gefährlich.
,,Es gibt noch eine alte Hütte, aber da werden sie sicherlich nicht sein, weil sie kurz vor dem Einsturz steht", antwortete ich Alec.
,,Wir sollten es trotzdem versuchen. Vielleicht sind sie genau da, weil sie wissen, wie absurd es ist dort ihr Lager aufzubauen", schaltete sich jetzt Zion mit ein.

Nach einer längeren Diskussion machten wir uns dann doch noch auf den Weg zu der verlassenen Hütte.
,,Wieso steht die Hütte eigentlich leer?", fragte Ben.
,,Das weiß man nicht so genau, aber im Dorf geht die Geschichte rum, dass die Familie, die dort gewohnt hat, von einer Hexe des Waldes verflucht wurde. Der Vater der Familie soll die Lieblingsblume des Waldes gepflückt haben. So schickte der Wald die alte Hexe zu ihnen und verfluchte alle.
Die Familie hat der Hexe nicht geglaubt und führte weiterhin ein ignorantes Leben gegenüber der Natur. Und so geschah es, dass der Wald genug hatte und seine treuesten Soldaten entsandte, die Bäume. Diese verschleppten alle Familienmitgliedern und sie waren nie wieder gesehen", erzählte ich ihnen die Geschichte.
Ungläubig guckten mich alle an.
,,Wie bescheuert. Wahrscheinlich sind sie einfach nur weg gezogen, so alleine im Wald würde ich auch nicht gerne leben", meinte Zion.
,,Schon möglich. Wie gesagt es ist auch nur eine Geschichte, die bei uns im Dorf den Kindern erzählt wird", erwiderte ich ihm Achsel zuckend.

,,Was wollt ihr eigentlich machen, wenn die Entführer wirklich dort sind?", fragte ich meine Mitstreiter und guckte sie erwartungsvoll an.
Doch die Gruppe schwieg und sahen sich ratlos um.
,,Wissen wir ehrlich gesagt noch nicht so genau", ergriff Ben das Wort.
,,Wie wär's mit: Sich verstecken, hoffen, dass sie uns nicht finden, und sie ausspionieren. Ich glaube, dass wäre jetzt am Sinnvollsten", meinte Zion.
,,Also so ein richtiger Plan steht noch nicht", stellte ich trocken fest.
Alle schüttelten den Kopf.
,,Dann hoffe ich, dass sie sich wirklich nicht dort verstecken. Zudem sich selbst eure Mentoren vor den Entführern fürchten. Ich würde echt gerne wissen, wen ihr verdächtigt", fuhr ich fort und stampfte an allen vorbei nach vorne.
Wieso wollten sie es mir nicht einfach sagen, wenn ich ihnen schon helfe? Außerdem, falls wir den Entführern später gegenüber stehen sollten, sollte ich schon wissen, mit wem ich es zu tun hatte.

,,Was ist denn jetzt Nyla. Was ist los?", kam es von Hayden hinter mir.
Ich ignorierte ihn und lief einfach weiter Richtung Hütte.
,,Bist du etwa beleidigt, weil wir dir nicht erzählen, wer, nach unserem Wissen, die Entführer sind? Es ist nicht böse gemeint. Wir wollen dich einfach nur schützen", erklärte er mir und kam zu mir.
,,Wer sagt, dass ich beleidigt bin? Ich bin einfach nur enttäuscht, dass ihr mir so wenig vertraut. Ich meine, ich riskiere hier mein Leben für euch, damit ihr diese Bande findet, vor denen eure Lehrer Angst haben", erwiderte ich ihm aufgebracht.
,,Das ist totaler Quatsch. Du kannst dich super verteidigen, dir wird schon nichts passieren", sprach mir Hayden Mut zu.
,,Willst du mich für blöd verkaufen. Eure Mentoren trauen euch nicht zu, ihnen etwas entgegensetzten zu können. Zudem wurden zwei Lehrlinge aus dem zweiten Jahr entführt, die gute Chancen auf die Elite haben. Da soll ich mich nicht in Gefahr befinden? Ich bin kein Lehrling der Academy, habe keine Erfahrung im Kampf und die Entführer sind eindeutig stärker als ich", warf ich ihm vorwurfsvoll vor.
Anscheinend hatten ihn meine Worte getroffen, da er stehen blieb und ich alleine weiter ging.

,,Du musst immer damit rechnen, dass jemand stärker ist als du bist. Das echte Leben ist nicht fair, so wie das Training. Du musst lernen, dass es inmer stärkere Gegner geben wird, egal wie viel du trainierst. Du musst nur wissen, wie du ihre Stärke in deine umwandelst. Erst dann kannst du dir wirklich sicher in einem Kampf sein", rief Hayden mir nach.
Diesmal blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um.
,,Und kannst du das?", fragte ich ihn.
,,Nein, und deswegen wird für mich so ein Kampf auch gefährlich, aber ich laufe nicht weg, so wie du, ich stelle mich dem Kampf und versuche zu siegen. Versuch du es auch", antwortete Hayden mir.
Ich musste lächeln und erwiderte: ,,Das wurde zum Ende hin echt schnulzig. Aber okay, ich werde es versuchen."
Grinsend kam er auf mich zu und schloss mich in eine Umarmung.
,,Irgendwann werden wir dir erzählen, wen wir verdächtigen, aber jetzt noch nicht", meinte Hayden und löste sich wieder von mir.
,,Und wo geht es jetzt zur Hütte?", fragte er und guckte sich suchend um.
,,Da lang", meinte ich und ging voran.

Combatant - Lager in AmerdanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt