Wir hatten uns alle auf der Wiese versammelt und machten uns daran den Wald zu betreten.
Es herrschte eine ruhige, fast angespannte Stimmung.
,,Ich habe von Leuten aus Amerdan gehört, dass der Wald sehr gefährlich sein soll", fing Finja an ihr Unbehagenzu außer, bevor wir richtig im Wald waren.
,,Sicher", meinte Dean sarkastisch und sah uns übermütig an, ,,Was kann an einem Wald schon gefährlich sein? Ich wette, die kleinen Dorfbewohner brauchten nur eine Ausrede hier nicht rein zu müssen."
,,Ehrlich gesagt, gehen wir hier oft rein, um Kräuter zu sammeln oder Wild zu schießen, aber was wir als gefährlich bezeichnen, ist die Gefahr sich zu verlaufen", erklärte ich ihm.
,,Als ob sich hier jemand verläuft", erwiderte er mir belustigt.
,,Drei aus dem dritten Jahr haben es schon geschafft", antwortete Hayden für mich.
,,Pff, Anfänger. Mir wird das nicht so leicht passieren", erzählte Dean uns und ging selbstsicher weiter in den Wald.,,Was passiert, wenn wir die Entführer finden?", fragte Leilan die Gruppe.
,,Wir werden sie zunächst einfach nur ausspionieren, ihre Schwächen finden und dann später mit einer größeren Mannschaft kommen", erklärte ihr Hayden.
,,Ach Quatsch, wir werden die Bande einfach überraschen und Joshua und Nick befreien", mischte sich Dean wieder ein.
Genervt verdrehte ich die Augen und fragte ihn:,, Hast du Öl gesoffen, oder wieso ist dein Hirn so vernebelt? Kannst du nicht einmal vernünftig mitdenken? Es ist viel zu gefährlich einfach anzugreifen. Du weißt nicht, wie stark die sind!"
,,Wie gefährlich werden die schon sein? Sie werden sicherlich nicht stärker sein als ich, glaub mir", antwortete er mir übermütig.
Langsam ging er mir echt auf die Nerven und ich empfand den Wunsch ihm kräftig eine zu scheuern.
,,Mir hat mal jemand gesagt, dass es immer jemand geben wird, der stärker ist als ich. Ich muss nur lernen, wie ich die Stärke der Anderen in meine umwandele. Das bekommst du aber nicht dadurch, wenn du blindlings angreifst!", erklärte ich ihm aufgebracht.
,,Wer war denn dieser bescheuerte Gefühlsdussel?", fragte er spöttisch.
,,Mein Vater", mischte sich Hayden ein.
,,Das passt zu dir", antwortete Dean und ging einfach weiter.Ab dem Zeitpunkt war eine bedrückende Stimmung zu spüren und wir stapften ohne Ziel durch den Wald.
Langsam wurde der Forst auch dichter, wir kamen in den Teil, in dem ich selbst noch nie war. Für mich hatte es vorher noch nie einen triftigen Grund gegeben, soweit in den Wald zu gehen.
,,Allmählich will ich wieder zurück. Die sind sicherlich nicht hier", flüsterte mir Leilan zu.
Ich schüttelte den Kopf, ich wollte noch nicht gehen. Ich lief voran in den Wald und nahm die Energie, die die Pflanzen versprühten in mich auf. Ich spürte, wie wohl sich die Natur hier fühlte, wie frei und lebendig sie hier war.
Ich konnte die verschiedenen Tiere spüren, die sich hier aufhielten und die verschiedenen Vögel, die alle zusammen ein wunderschönes Lied sangen.
,,Nyla, komm' wieder zurück, wir müssen weiter suchen", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
Verdutzt guckte ich meine Gruppe an. Mein Verstand war immer noch von den starken Gefühlen der Natur vernebelt und ich kam nur langsam wieder zu mir.
,,Alles in Ordnung?", wurde ich von Finja gefragt.
,,Äh ja ja. Ich war bloß gerade überwältigt von dieser enormem Kraft, die dieser Ort ausstrahlt", erklärte ich ihr schnell und lief wieder zu meiner Gruppe.
Die guckten mich abschätzend an, gingen dann aber doch weiter, ohne darauf einzugehen.,,Wir laufen jetzt seit Stunden durch den Wald, denkt ihr nicht, dass es langsam Zeit ist wieder umzudrehen?", fragte Finja.
,,Das finde ich auch. Sie sind nicht hier, sicherlich hat eine andere Gruppe sie gefunden", stimmte Leilan zu.
,,Sie scheinen wirklich nicht hier zu sein, also wieder ins Lager", erklärte Dean und ich folgte dem Trupp wieder zurück.
Wir waren ein kurzes Stück gelaufen, als sich ein kleines Rotkehlchen auf meine Schulter setzte.
Ich beobachtete es, wie es dort saß und irgendwie aufgeregt wirkte.
Irgendwann fing der kleine Vogel an zu zwitschern. Für die anderen hörte es sich an, wie ganz normales Singen des Rotkehlchens, aber ich verstand die Worte dahinter.
,,Ihr sucht nach den Entführern, oder? Ihr geht in die falsche Richtung. Sie sind nicht weit entfernt. Geht wieder zurück", erklärte der Vogel mir.
Erstaunt guckte ich es an und beobachtete dann, wie es wieder in die schützende Baumkronen flog.,,Leute, wir müssen zurück. Ich weiß, dass die Entführer da ganz in der Nähe sind", hielt ich meine Mitstreiter an.
,,Woher willst du das denn jetzt wissen? Hat es dir ein Vogel zugezwitschert?", fragte Dean mich ironisch.
,,Ehrlich gesagt, ist genau das passiert. Also lasst uns nochmal zurück, bitte", flehte ich sie an.Die Gruppe guckte sich skeptisch gegenseitig an, sie sahen nicht wirklich überzeugt aus.
,,Hör mal Nyla. Es ist schon spät und wir sind müde, außerdem glaube ich nicht, dass sie in der Nähe sind, wir hätten sie doch gehört", erklärte mir Finja.
,,Wenn ihr nicht wollt, kann ich alleine gehen, aber ich werde gehen", antwortete ich ihr.
Seufzend trat Hayden jetzt vor die Gruppe und meinte:,, Alleine lass ich dich sicherlich nicht gehen."
,,Kommt mit, wir haben jetzt schon so viel Strecke zurückgelegt, dieser kleine Weg geht auch noch", wandte er sich an den Trupp.
Nach kurzem Zögern gingen wir alle zusammen nochmal zurück und ein bisschen weiter, bis wir wirklich Stimmem hörten.
Stolz, das ich Recht behalten hatte, fing ich an zu grinsen.Wir alle machten uns klein und schlichen uns ganz leise und vorsichtig an die Gruppe ran.
,,Denkt ihr, das sind die Entführer?",fragte Leilan flüsternd.
,,Das wissen wir erst, wenn wir Joshua und Nick hier gefunden haben", antwortete Hayden.
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Combatant - Lager in Amerdan
FantasiSchon mein ganzes Leben lebe ich in Amerdan. Nie habe ich etwas anderes gesehen als die Fassaden der Häuser, den Marktplatz und den Wald. Doch mein größter Wunsch, seit dem Unglück meiner Eltern, ist es, dieses Dorf zu verlassen, um eine Bändigerin...