Kapitel 18

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Pünktlich stand ich in meiner Trainingskleidung am Lager und wartete auf die anderen. Ich hatte meiner Tante und Cousine heute morgen schon bescheid gesagt, dass ich nach dem Training noch etwas zu erledigen hatte.
Zuerst waren sie nicht so begeistert darüber, dass ich ihnen nicht bei der Vorbereitung des Gasthauses helfen würde, aber als ich erzählte hatte, warum ich nicht dasein würde, hatten sie es verstanden.

,,Wartest du schon lange?", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und sah Hayden auf mich zukommen.
Ich schüttelte den Kopf und lächelte ihn zur Begrüßung an.
,,Die anderen kommen sicherlich auch gleich. Wir wollten uns vor dem Waldbesuch nochmal umziehen. Du anscheinend aber nicht", stellte er grinsend fest.
,,Wie sollte ich das auch tun. Ich habe leider kein Zelt hier, wo ich mich schnell hätte umziehen können", antwortete ich ihm mit hochgezogener Augenbraue.
,,Wenn du willst, können wir noch schnell bei dir vorbei", schlug Hayden mir vor.
Dankend nahm ich sein Angebot an, da ich eher ungern noch weiter in meinen Trainingssachen rumlaufen wollte.

,,Dann können wir ja los", meinte Ben als auch Athena zu uns stieß.
,,Wir müssten noch kurz bei Nyla vorbei, damit sie sich auch umziehen kann", erklärte Hayden.
,,Wenn ihr wollt, könnt ihr auch schon mal zum Wald und ich komme so schnell wie möglich nach", bot ich ihnen an.
,,Wir begleiten dich", bestimmte Athena für die Gruppe, die zustimmend nickte.

,, ,Gasthaus Zum Tanzenden Hirsch'. Das ist mir schon Gestern aufgefallen, ein wirklich schöner Name", teilte mir Athena mit, als wir vor dem Gasthof meiner Tante standen.
,,Danke, es ist eine Anlehnung an meinen Verstorbenen Onkel. Sein Lieblingstier war der Hirsch und seine größte Leidenschaft war es immer mit meiner Tante zu tanzen. So ist der Name entstanden", erklärte ich ihr in Erinnerung schwelgend.
Zusammen mit der Elite betrat ich die Küche durch die Hintertür, wo meine Tante und meine Cousine schon schwer am Arbeiten waren.
Sofort schossen die Köpfe der beiden in unsere Richtung und ich bekam fragende Blicke zugeworfen.
,,Ich will mich nur ganz kurz umziehen und dann sind wir auch schon wieder weg", beantwortete ich ihnen ihre Frage.
Zu meinen Begleitern sagte ich:,, Ihr könnt hier warten, solange ich mich umziehen. Vielleicht werdet ihr auch zum Katoffelschälen verdonnert."

Ich flitzte nach oben, wo ich mir meine Kleidung schnell auszog und auf einen Stuhl warf.
Aus meinem Kleiderschrank holte ich mir ein dunkelgrünes Maxikleid und zog es schnell über.
Meine Haare befreite ich aus meinen geflochtenen Zopf und ließ sie offen nach unten fallen, außer zwei vordere Strähnen, die ich an meinem Hinterkopf miteinander verband.

Wieder unten angekommen sah ich, dass Tesa die fünf wirklich zum Katoffelschälen gebracht hatte. Ein kurzes Auflachen konnte ich mir nicht verkneifen und bekam sofort auch einen strafenden Blick von Hayden.
,,Wollen wir los?", fragte ich die Gruppe, wobei alle schnell die Messer weglegten und mir zur Tür folgten.
Ich verabschiedete mich noch schnell von Gaia und Tessa und folgte dem Rest dann Richtung Wald.

,,Wo müssen wir jetzt lang?", fragte mich Zion, als wir vor dem Wald stehen blieben.
,,Erstmal einfach rein. Im Wald werde ich mich dann nach den Höhlen ausrichten", antwortete ich ihm und ging an ihm vorbei in den Wald.
Die anderen folgten mir alle und so liefen wir schweigend nebeneinander durch das Dickicht.

,,Wissen eure Mentoren eigentlich über euer Vorhaben bescheid?", fragte ich die Lehrlinge der Academy.
Alle schwiegen bis Hayden das Wort ergriff und mir erklärte:,, Wir haben ihnen gesagt, dass wir Nachforschungen wegen dem Verschwinden der beiden Jungen machen, aber nicht wo wir genau hin wollten. Wenn sie wüssten, dass wir in den Wald zum potentiellen Aufenthaltsort der Entführer gehen, hätten sie uns niemals aus den Augen gelassen."
,,Sie halten es für zu gefährlich", fügte Alec noch hinzu.
Verstehend nickte ich, konnte aber nicht ganz nachvollziehen, was die Lehrer so sorgte, dass sie es nichtmal ihren besten Schülern zutrauten.

Wir kamen schnell voran und waren dann auch nach kurzer Zeit bei den Höhlen.
Es war eine riesen Felswand, die mit einzelnen, mal großen mal kleinen, Löchern dekoriert war, den Höhlen. Ganz unten war das größte Loch und der Eingang in das Höhlenlabyrinth.
,,Kennst du dich gut in dem Tunnelsystem aus?", fragte Alec mich.
Ich schüttelte langsam den Kopf.
,,Ich war einmal kurz drin, aber es war mir zu dunkel und ich war allein, da habe ich ein bisschen Angst bekommen. Stattdessen habe ich meinen Wind durch die Gänge wehen lassen und so rausgefunden, dass alles mit allem verbunden ist", erklärte ich Alec.
,,Kannst du auf die Art auch Menschen ausfindig machen in dem ganzen Komplex?", fragte Athena.
Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte einen Widerstand spüren, aber nicht sagen, was es genau war.
,,Denkt ihr, es wäre sinnvoll in das Höhlensystem zu gehen und einfach selbst zu gucken?", fragte Athena jetzt die anderen.
,,Das wäre zu gefährlich. Wir könnten uns verirren", erwiderte Zion ernst.
,,Das hatte ich schon befürchtet", meinte Athena resigniert.

,,Was ist, wenn wir rein gehen? Nicht viel, nur ein paar Meter, und mal gucken, ob wir vielleicht Stimmen oder etwas dergleichen ausmachen können. Wenn alles miteinander verbunden ist, müsste das Echo der Wörter bis zu uns dringen", schlug Ben vor.
Es war die erste umsetzbare Idee, also betraten wir die Höhle, wenn auch mit gemischten Gefühlen.
Wir alle waren mucksmäuschenstill, um die möglichen Stimmen hören zu können.
Zudem guckte ich mithilfe der Natur, ob irgendein tierisches Lebewesen hier lebte, welches mir eine Auskunft über den Verbleib der Höhlen machen könnte.
Die Eigenschaft der Verbindung zur Natur, mit wilden Tieren reden zu können und ihr vertrauen zu haben, da ich ein Teil der Natur bin, war eine der interessantesten Möglichkeiten meiner zusätzlichen Kraft.
Sehr schnell spürte ich auch wildes Leben und rief sie zu mir, um mir zu sagen, ob sich hier noch andere  Menschen, außer uns aufhielten.

,,Igitt, Fledermäuse. Was machen die denn jetzt hier?", rief Athena und kniete sich auf den Boden, um dem Schwarm auszuweichen.
Auch die anderen Mitglieder der Elite duckten sich, nur ich blieb stehen und ließ eine Fledermaus auf meiner Handfläche landen.
Diese erzählte mir sofort, dass hier keine anderen Menschen außer wir waren.
Als ich meine Informationen hatte, flog sie ihrem Schwarm nach und so waren wir abermals alleine.

Als wir wieder draußen waren, meinte Ben:,, Ich denke, die Entführer sind wo anders. Ich habe zumindestens nichts gehört. Ihr?"
Alle schüttelten den Kopf.
,,Schade, ich hatte gehofft, sie zu finden", erklärte Zion uns ein bisschen enttäuscht.
,,Beim nächsten Mal", erwiderte Athena und lief mit Zion zusammen wieder in den Wald, nach Hause.

,,Wo wollt ihr denn hin. Zurück geht es da lang", rief ich ihnen zu und deutete in die entgegengesetzte Richtung.

Combatant - Lager in AmerdanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt