Kapitel 7

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Mit großen Augen starrte ich das riesige Eingangstor an, welches sich vor mir auftat. Glücklicherweise hatte Dad entschieden, uns zum Schloss zu teleportieren. Dieses Mal jedoch war es nicht länger unangenehm, ganz im Gegenteil, ich konnte ohne jegliche Probleme einfach durch das Portal gehen, als wäre es eine Tür. Als Dad dies gesehen hatte, schien er ehrlich begeistert und beeindruckt. Mit dieser Begeisterung, ihn bereits einmal stolz gemacht zu haben, schritt ich also euphorisch durch das Tor, welches er eben magisch, mit einer einzigen Handbewegung in der Luft, geöffnet hatte. Ich staunte bei dem Anblick, der sich mir bot. 


Vor mir erstreckte sich ein riesiger Saal, der durchgängig aus schwarzen Steinen gemauert war. An den Wänden hingen verschiedene Flaggen und es waren seltsame Rüstungen angebracht. Sie waren nicht wie die typischen Ritterrüstungen, die ich aus Museen auf der Erde kannte, sondern schwarze, die seltsam gezackt waren und aus einem kohleartigen Material zu bestehen schienen. Außerdem umgab sie ein eigenartiger Schimmer. Bestimmt war es Magie, doch ich kam nicht dazu, danach zu Fragen. Denn unter dem überdimensionierten, prunkvollen Kronleuchter waren gut hunderte Dämonen, die sich alle ehrfürchtig verbeugten und mich dann neugierig ansahen. 


„Das sind die Bediensteten hier im Schloss", erklärte mir Dad. Amüsanter Weise hatte seine Stimme einen anderen Ton angenommen, zuvor war sie immer sanft und liebevoll gewesen. Jetzt allerdings, vor und zu den Angestellten, war seine Stimme härter und herrischer. Ich war komplett überfordert in dieser Situation. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich zu verhalten hatte. Also handelte ich einfach instinktiv. Wenn ich hier mit ihnen leben würde, dann könnte es doch gar nicht schaden, einfach ich selbst zu sein, oder? Schüchtern deutete ich ihnen ebenfalls einen kleinen Knicks an, dann winkte ich. „Hallo, ähm. Ich bin Lilith. Freut mich euch alle kennenzulernen!", ein weites Lächeln breite sich auf meinen Lippen aus. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, wie begeistert ich wirklich war, jetzt endlich alles zu sehen und die Bekanntschaft all der Dämonen zu machen. Ich wollte alles über sie wissen und so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen. Ich könnte bestimmt so viel von ihnen lernen! 


Es verbeugten sich sofort alle und einige zuvor kritische oder angespannte Gesichter schienen mir nun viel freundlicher und zuversichtlicher gesonnen. Einige lächelten mir sogar schüchtern zurück, was mein Lächeln nur noch breiter werden ließ. Tatsächlich schien mir kein Einziger schlecht gesonnen! Freude breitet sich in mir aus. Ich bekam nur am Rande mit, wie Dad mein Verhalten lediglich mit einem kurzen amüsierten Schnaufer kommentierte, da ich damit beschäftigt war, die verschiedenen Dämonen der Reihe nach zu mustern. Es gab so viele unterschiedliche! Sie hatten weiße, graue, schwarze und verschieden grünliche Hautfarben. Auch der Rest war komplett unterschiedlich. Manche hatten eine Körperform und Statur, die annäherungsweise einer menschlichen glich. Doch so viele waren so anders! Teilweise hatten sie viele Arme oder viele Beine. Manche gingen, wie Tiere, auf alle vieren oder sechsen, andere nur auf einem Bein. Manche hatten ganz schwarze Augen, manche ganz helle, aber es war so gut wie jede Farbe dabei. Manche leuchteten, manche nicht. Es gab so viel zu sehen und ich wollte alles in mir aufnehmen, doch dafür war es viel zu viel. 


„Jetzt habt ihr sie gesehen, worauf wartet ihr denn noch! Auf, zurück an die Arbeit!", donnerte Dad schließlich und sofort rannten die Dämonen in alle Richtungen in die verschiedenen Ein- und Ausgänge, die in diesem Saal mündeten. Jedoch ging keiner, ohne mir vorher nochmals einen verstohlenen Blick zuzuwerfen. Auch wenn ich es bedauerte, dass ich die Dämonen nicht weiter betrachten konnte, war ich dennoch insgeheim auch froh darüber. Die ganze Aufmerksamkeit war mir etwas unangenehm gewesen und außerdem war ich einfach komplett erschöpft. Es war ein wirklich anstrengender und aufregender Tag gewesen! Ich sehnte mich schon nach einem weichen Bett, in dem ich mich fallen lassen könnte. Doch gab es hier in der Hölle so etwas überhaupt?

Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt