Kapitel 45

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Mein gesamtes Leben schien absolut perfekt, bis zu jenem schicksalhaften Tag. Dass dieser etwas anders als üblich war, bemerkte ich bereits direkt nach dem Aufstehen. Denn meistens schlief ich so lange, dass Feoni mich morgens wecken musste. Doch heute wachte ich komischer Weise von allein auf. Verwundert rieb ich meine Augen, gähnte herzhaft und strecke anschließend meine Arme. Dann stand ich etwas träge auf und lief zu meinem Kleiderschrank. Dort suchte ich mir meine Kleidung für den nächsten Tag aus und machte mich danach im Badezimmer fertig. Als ich aus dem Bad trat, war von Feoni weit und breit noch immer nichts zu sehen. Verwundert zog ich meine Augenbrauen zusammen. Das war äußerst untypisch für ihn! Zudem waren da diese komische Geräusche, welches schon den ganzen Morgen von dem unteren Stockwerk zu kommen schienen. Bisher hatte ich ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt, doch so langsam wurde ich wirklich stutzig! Erst als ich mich bewusst darauf konzentrierte fiel mir auf, dass es sich beinahe wie leises Murmeln und Schluchzen anhörte.


Sobald ich mir dessen bewusst wurde, ging ich sofort alarmiert in hastigen und großen Schritten die Treppe hinunter. Automatisch drehte ich mich sofort nach rechts, zu der Richtung des Küchentischs. Doch dort waren weder Ma noch mein Bruder zu sehen! Außerdem standen dort keine Schalen voll mit Essen, so wie es sonst immer der Fall war. Stattdessen standen dort unzählige andere Schalen und Schüsselchen, sowie verschiedene Kräuter und andere Pflanzen. Selbst im Traum hätte ich diese sofort wiedererkannt! Das waren Mas medizinische Vorräte! Doch was machten sie hier? Hatten sich Ma oder Feoni verletzt?! Bei diesem Gedanke blieb mein Herz vor Schock einen Moment lang in meiner Brust stehen. Direkt danach fing es allerdings an, wie verrückt zu pochen und unglaublich laut zu hämmern. Was war hier nur los?! Panisch sah ich mich um und sah in die entgegengesetzte Richtung des Zimmers. Dort befand sich das Sofa, auf welchem ich zum ersten Mal in diesem Haus erwacht war und in Nelatias wunderschönes Gesicht gesehen hatte. So viel war seither passiert! Und so viel hatte sich verändert! Denn ich hatte wirklich einen weiten Weg hinter mir. Denn viel hatte ich mit dem verängstigten Mädchen, welches bewusstlos von Nelatia aufgenommen wurde nicht mehr gemeinsam. Doch gerade war wirklich nicht der Moment, um nostalgisch in der Vergangenheit zu leben!


Denn mein Bruder und Ma standen vor dem Sofa. Sie hatten mir den Rücken zugewandt und waren etwas gebückt. Verwundert fragte ich mich, was wohl auf dem Sofa war. Etwas zögerlich kam ich ein paar Schritte näher. Doch bereits nach wenigen Metern blieb ich geschockt und wie erstarrt auf der Stelle stehen. Denn dort, auf dieser Couch lag ein Mann! Und obwohl ich ihn noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte, wusste ich sofort, wer dieser Mann war. Seine markanten Gesichtszüge und seine blutrote Augen waren unmöglich zu missverstehen. Dieser Mann war Nelatias Ehemann. Und Feonis Vater. Aber nicht nur Feonis Vater. Es war auch Fionas Vater! Augenblicklich gefror mir das Blut in meinen Adern. Schließlich war ich eine Art Ersatz seiner heißgeliebten kleinen Tochter! Was, wenn er mich nicht hier haben wollte? Was sollte ich nur machen, wenn er mich nun rausschmiss? Blanke Panik kroch meinen Körper empor. Würde mein Leben wie ich es nun hatte, kannte und liebte nun auf einmal und endgültig enden?!


Zitternd und wie festgefroren blieb ich einfach an der Stelle stehen und betrachtete das Schaubild, welches sich vor mir erstreckte. Eine Familie. Überglücklich, endlich wieder vereint zu sein. Es wäre eine herzerwärmende Situation gewesen, wenn ich dabei nicht solch furchtbare Angst um mich selbst gehabt hätte. Eine ganze Weile betrachtete ich sie einfach nur. Dabei achtete ich nicht genau darauf, was sie taten oder sprachen. Denn dies würde mir unfassbar falsch vorkommen. Als ob ich einfach eine fremde Familie belauschen oder ausspionieren würde! Natürlich war das hier nicht eine fremde Familie. Aber ganz plötzlich und wie ein harter Schlag auf den Hinterkopf kam das unfassbar starke Gefühl in mir, dass es auch nicht mehr richtig meine Familie war. Erste Tränen bildeten sich bereits in meinen Augenwinkeln. Vielleicht war es besser, jetzt einfach zu gehen. Diese glückliche Familie zusammen glücklich sein lassen, ohne mich einzumischen. Weiterhin starrte ich blind geradeaus. Denn ich war sehr unentschlossen. Alles in mir schien zerrissen. Denn ich wusste einfach nicht mehr, was richtig und was falsch war. Gerade, als ich mich umdrehen und einfach weggehen wollte, weg von ihnen und einfach wieder allein in die weite Wüste, drehte sich Nelatia um.

Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt