Kapitel 39

346 26 1
                                    

„Hallo Feoni. Hallo Alesha", begrüßte uns die freundliche Stimme der nett aussehenden Lehrerin. Wir waren in ein etwas größeres Gebäude gegangen, welches wie alle anderen ebenfalls aus sehr dunklem Stein bestand. Dort gab es viele unterschiedliche Räume, welche alle an einem langen Gang grenzten. Eilig hatte Feoni mich durch die dritte Türe auf der linken Seite gedrängt. Wie bereits angenommen waren wie beide die Letzten und demnach wahrscheinlich auch zu spät. Klassenzimmer sah allerdings kein bisschen so aus, wie ich es von der Erde kannte. An den Wänden waren überall große Bücherregale angebracht, in welchen sich wohl hunderte von verschiedenen Lektüren befanden. Dabei handelte es sich sowohl um sehr alte als auch neuere Exemplare. Zumindest ließ ihr äußeres Erscheinungsbild darauf schließen. Die anderen Dämonen saßen wie in einer Besprechung auf Stühlen, welche etwa in einem Halbkreis angeordnet waren. Allerdings handelte es sich um kaum mehr als nur fünfzehn Dämonen. Ganz vorne im Zentrum befand sich ein Tisch, auf welchem mehrere aufgeschlagene Bücher und Notizbücher sowie einige Stifte lagen


„Hallo Messania!", begrüßte mein Bruder selbstbewusst und freundlich die wunderschöne Dämonin. „Hallo", schloss ich mich ihm leise und schüchtern an. „Entschuldige bitte unsere Verspätung, Alesha hat sich auf dem Markt verlaufen", erklärte ihr Feoni anschließend betreten. „Natürlich, Feoni. Ich habe vollstes Verständnis dafür. Es kann ja nicht einfach sein, so in ein neues Zuhause zu kommen", fügte sie dann mit sanfter und lieblicher Stimme hinzu. Dabei warf sie mir einen netten und fürsorglichen Blick zu. „Setzt euch doch bitte", forderte sie uns dann beide auf. Sofort kamen wir schnell, aber leise ihrer Aufforderung nach. Bei dieser Atmosphäre hier hätte es mich offen gestanden nicht einmal gewundert, wenn wir uns noch vor ihr verbeugt hätten. Dies war allerdings offensichtlich nicht nötig. Nachdem wir uns auf die beiden noch freien Stühle nebeneinander gesetzt hatten, stellte die Lehrerin sich selbst vor. „Ich bin Messania", erklärte sie freundlich extra für mich, „Und wie du bestimmt schon gesehen hast, bin eine Unsichtbare" Es schwang deutlicher Stolz in ihrer Stimme mit, als sie mir ihre Rasse erklärte. Sofort nickte ich energisch. Als sie weitersprach seufzte sie zuerst tief, „Doch unglücklicherweise steht meine Rasse mittlerweile für viel schlechtes und Zerstörung. Ich muss zugeben, viele meiner Artgenossen haben viel Schaden angerichtet. ‚Es ist unsere Bestimmung! Es ist unsere Aufgabe! Dafür sind wir geschaffen worden!', haben sie mir früher immer erzählt. Und so bin ich aufgewachsen. Ich kannte nichts anderes und wusste es selbst nicht besser. Also bin ich in die Fußstapfen unserer Vorfahren getreten. Doch ich habe allerdings recht schnell das Unrecht erkannt und mich dagegen gestellt. Ich will meine Magie und meine Fähigkeiten für etwas Gutes verwenden! Ich will anderen helfen! Deshalb arbeite ich nun bei den und helfe, wo es mir nur möglich ist. Zudem habe ich mich doch dabei bereit erklärt, unsere Jugend aufzuklären und in der Gerechtigkeit und Wahrheit zu unterrichten. Denn ich will meine Erfahrungen und Erkenntnisse weitergeben. Und euch dabei helfen, euren richtigen Weg und eure Bestimmung zu finden. Ich will euch helfen, euch selbst zu finden und euch treu zu bleiben. Und wenn ihr dafür allem bisher dagewesenen trotzen müsst, so sei es! Dafür stehe ich und das ist mein Ziel!", beendete sie ihre leidenschaftliche Rede. Auf ihren perfekten Lippen lag ein herzliches, echtes Lächeln, welches sich ebenfalls auf all den Gesichtern der anderen Schüler speigelte. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie jetzt Applaus bekommen würde. Denn ihre Rede war wirklich unglaublich!


Allerdings wusste ich wirklich nicht, was ich darauf antworten sollte. Daher starrte ich sie eine Weile lediglich stumm an. Diese Situation war durchaus ziemlich unangenehm, aber was sollte ich denn nun machen? Messania half mir glücklicherweise aus dieser unglücklichen Lage, indem sie mich fragte, „Hast du noch irgendwelche Fragen?" „Nein, hab ich nicht, Dankeschön", antwortete ich intuitiv. So, wie es auf der Erde ebenfalls immer jeder Schüler nach einer Präsentation gemacht hatte, „Obwohl...", überlegte ich dann laut, „Dieses eine Wort... Sahiaga... irgendwas? Was bedeutet das?" Aus meinem Augenwinkel sah ich viele verwirrte Blicke der anderen Schüler in meine Richtung schweifen. Doch ich versuchte, sie einfach zu ignorieren. „Sie sorgen hier für Ordnung. Sie bewachen unsere Dörfer und Städte, verteidigen uns und sorgen dafür, dass jeder seine gerechte Strafe bekommt", erklärte mir die bildhübsche Dämonin geduldig. Aha, also waren sie die Bewacher, mit denen ich schon unerfreuliche Bekanntschaften hatte machen müssen. Sie waren also so eine Art Polizei der Hölle. „Ah, okay vielen Dank. Mehr Fragen habe ich nicht", bedankte ich mich höflich bei ihr. „Schön. Nachdem nun alle Fragen geklärt wurden, können wir jetzt mit unserem Unterricht anfangen?", fragte sie fröhlich in die Runde. Sie bekam reihum begeisterte Zustimmungen. Wow, hier auf der Hölle war Schule wirklich ganz anders als bei den Menschen! Die Dämonen schienen froh zu sein, dass sie hier waren. Sie wollten hier sein! Sie wollten lernen! Ich persönlich konnte es gerade auch tatsächlich nachvollziehen, denn auch ich wollte neues über die Hölle lernen. Aber ehrlich gestanden war das hier gerade eben auch wirklich etwas ganz Anderes als die Schule auf der Erde!

Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt