„Lilith!" Noch bevor ich Dad klar erkennen konnte, hatte er mich schon fest umarmt. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", sagte er vorwurfsvoll. „'Tschuldigung", nuschelte ich in sein T-Shirt. Nach einigen weiteren Sekunden ließ er mich erst los. Ich setzte mich richtig hin, streckte mich und sah mich um. Ich saß auf dem Boden meines Zimmers. Wahrscheinlich war ich während meiner geistigen Abwesenheit auf den Boden gefallen. Dad saß vor mir und sah extrem besorgt aus. Avari stand etwas hinter ihm und hatte ebenfalls einen sehr beunruhigten Gesichtsausdruck.
„Was hast du dir nur dabei gedacht?!", redete Dad nun weiter, „Weißt du überhaupt, was dir hätte passieren können?!" Dann entstand eine kurze Stille. Denn natürlich wusste ich es nicht und konnte ihm daher nicht antworten. „Natürlich nicht! Das ist es ja genau!" Dann nahm seine Stimme einen weicheren Ton an. „Lilith, Schatz. Du musst vorsichtiger sein! Du hast dich riesigen Gefahren ausgesetzt und dass du da heil heraus gekommen bist, grenzt an ein wahres Wunder" Er atmete tief ein und aus, bevor er erleichtert und leicht lächelnd sagte: „Ich bin so froh, dass es dir gut geht" Anstatt zu antworten beschloss ich, ihn nochmals zu umarmen.
Ich verstand ja, dass er wütend war, weil ich mich wohl großen Gefahren ausgesetzt hatte. Aber anderseits hatte ich meine Magie ganz allein gefunden und freisetzen können! Das war doch auch viel Wert, oder?
„Aber...", setzte ich vorsichtig an, nachdem wir uns aus der langen Umarmung gelöst hatten, „Jetzt, nachdem ich meine Magie gefunden habe, können wir sie doch zusammen trainieren, oder?" Ich sah ihn hoffnungsvoll an. Denn genau dies hatte ich mir so sehr gewünscht, dass ich mich sogar nochmals in die Schwärze gewagt hatte. Dass ich mehr Zeit mit ihm verbringen könnte und dass er stolz auf mich sein würde.
Für einen Moment trat einen komischen Ausdruck in seine Augen und er warf Avari einen flüchtigen Blick zu. Diese machte ebenfalls eine bedeutungsvolle Miene, aber ich konnte auch diese nicht deuten. Noch bevor ich bezüglich ihrer Blicke nachfragen konnte, tat Dad dies bereits zu meiner Aussage: „Du hast was?!" „Was?", fragte ich etwas verdattert. Doch dann fiel es mir wieder ein. „Achso, ich habe meine Magie gefunden", sagte ich unbeschwert. „Deine Magie.... Gefunden...", wiederholte er leise murmelnd meine Worte.
Plötzlich stand er unvermittelt auf, drehte mir seinen Rücken zu und wandte sich somit in die Richtung der Türe zum Flur. „Mach das nicht nochmal und bleibe bei deiner Bettruhe", befahl er noch, bevor er anfing, langsam unsichtbarer zu werden. Ich spürte die Enttäuschung, die wie eine Flutwelle sich über mich ergoss. Er ging einfach wieder und ließ mich alleinhier zurück?! Ich hatte all dies für nichts und wieder nichts auf mich genommen?! Die Angst, die Hoffnungslosigkeit, den Schmerz?! Ich konnte es einfach nicht fassen, dass er mich hier einfach so stehen ließ!
„Nein!", rief ich trotzig. Ich war kein kleines Mädchen mehr und ich würde mich auch nicht wie ein solches behandeln lassen! Das alles war nicht umsonst gewesen!
Ich war mir zuerst nicht sicher, ob er mich gehört hatte. Doch das hatte er. Denn plötzlich wurden seine Umrisse wieder schärfer und er stand wieder voll vor mir. „Was?", fragte er scharf und sah mich mit streng hochgezogenen Augenbrauen an. „Nein!", wiederholte ich nochmal und stellte mich aufrecht, herausfordernd und provozierend direkt vor ihn. „Ich habe das alles nicht umsonst durchgemacht, nur um jetzt wieder in mein Bett verbannt zu werden!" „Lilith, hör zu...", wollte er mich mit sanfter Stimme beschwichtigen. Doch ich ließ ihn nicht ausreden. „Nein, Dad! Jetzt hör du mir zu! Ich hab so viel durchgestanden, um soweit durchzukommen und ich sehe nicht ein, dass alles umsonst war!" „Aber..." „Kein Aber!" Avari zog scharf die Luft ein. Es wunderte mich keineswegs, dass niemand sonst je Dad widersprach. Aber ich konnte das alles einfach nicht mit mir machen lassen!
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Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der Flamme
FantasyLilith war der Meinung sie wäre ein normales Menschenmädchen und führte zwar ein relativ unspektakuläres und bescheidenes, aber superglückliches Leben bei ihrer Adoptivmutter und deren Sohn. Doch an ihrem 16. Geburtstag sieht sie plötzlich ein riesi...