Kapitel 6

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Gespannt hielt ich die Luft an während Lucifer, während Dad, wie ich mich selbst verbesserte, mit den Händen in der Luft eine Kugel formte und die Augen zusammenkniff. Er war dabei, ein Portal zu öffnen. Ein Portal, welches uns ein ganzes Stück näher an meine Wahrheit, meine wahre Identität bringen sollte.


Traurig dachte ich an den heutigen Tag zurück. Wie viel doch geschehen war! Bis vor Mitternacht war ich noch ein normales Mädchen gewesen. Dann das in der Garage, meine Albträume und anschließend die Erkenntnis. Ich hatte endlich meinen Dad gefunden! Und auch wenn mein größter Traum wahr wurde, indem er mich mit sich nahm, war es dennoch furchtbar Mom und Mike zu verlassen. Ich dachte daran, wie ich beschlossen hatte, eine Videonachricht für meine Freunde aufzunehmen und wie schwer es mir gefallen war. Ich hatte ihnen insofern die Wahrheit erzählt, dass mein Dad mich gefunden hatte und ich nun mit ihm mitgehen würde. Allerdings hatte ich ihn logischerweise alles über die Hölle verschwiegen. Ich hatte gesagt ich müsse weit wegziehen, vielleicht sogar auf ein Internat, auf welchem Handys verboten waren, sodass sie sich keine Gedanken machen würde, wenn ich nie erreichbar wäre. Ich war ziemlich sicher, dass ich in der Hölle keine Verbindung haben würde. Ich erklärte ihnen, dass ich aus freien Stücken mit ihm mitging und dass sie sich keine Sorgen machen sollten. Ich hatte nicht genug Zeit gehabt, für jeden eine einzelne Nachricht aufzunehmen, da wir die meiste Zeit im Wohnzimmer verbrachten, wo Lucifer, wo Dad Zaubersprüche und Magie auf mich wirkte. Ich sei all die Zeit mit vielen Zaubern belegt worden sein, sodass niemand mich hatte orten können oder meine Wahre Gestalt erkennen. Dies musste also rückgängig, oder zumindest überlagert, werden. Ich war in dem Video bereits in Tränen ausgebrochen. Doch dies war nichts im Vergleich zu der Traurigkeit, die ich verspürt hatte, als ich mich von meine Mom und meinen Bruder verabschieden musste. Es fiel mir so unendlich schwer und ich war mir für ein paar Sekunden nicht sicher, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Doch seit Lucifer, seit Dad, seine Magie auf mich angewandt hatte, fühlte ich mich anders. Seit diesem Moment fühlte ich etwas Neues in mir. Es war aufregend, anregend. Es kribbelte in meinem ganzen Körper, ich hatte so viel Energie und Motivation und es gab mir das Gefühl, alles schaffen zu können, wenn ich nur daran glaubte.


So stand ich hier nun also, am ganzen Körper angespannt und aufgeregt. Neugierig und erwartungsvoll. Meine Angst und Unsicherheit versuchte ich einfach zu ignorieren, was mir hinsichtlich des Adrenalins in meinem Körper relativ gut gelang. 


Von unserem Wohnzimmer aus hatte Lucifer uns hinfort teleportiert, an einen kalten und trostlosen Ort. Wir waren oben in einer Bergkuppe, irgendwo weit weg von Zuhause. Da ich trotz allem noch sehr verseucht von allen möglichen Einflüssen sei, konnten er uns nicht direkt an unserem Zielort bringen. Stattdessen waren wir hier inmitten von Stein uns Felsbrocken gelandet. Stunden waren wir, meiner Meinung nach, umhergeirrt und hatten uns immer weitet auf den Gipfel hochgearbeitet. Ich war schnell erschöpft und konnte nicht mehr, Lucifer hingegen ging immer weiter schnurstracks voraus und schien keineswegs angestrengt. Als er bemerkte, wie ich außer Atmen war, kommentierte er dies lediglich mit „Das wird schon noch. Wir biegen das alles noch passend hin" Daraufhin verlangsamte er allerding sein Tempo, sodass ich besser Schritt halten konnte. Irgendwann hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren, doch es hatte bereits begonnen zu Dämmern. 


Ich war von Dreck und Schmutz bedeckt, von dem ganzen Hochklettern und Hinfallen, doch das kümmerte mich nicht. Endlich waren wir oben angekommen und Lucifer hatte begonnen, seine Magie zu wirken. Ich starrte also auf das grell weiße Leuchten, welches sich zwischen seinen Händen bildete und immer weiter ausbreitete. Er ließ es immer größer werden und formte es schließlich wie ein Portal. Dann ließ er es einige Meter vor uns auf den Boden gleiten und bedeutet mir, hindurch zu treten. „Das ist dein erster Schritt, in dein neues Leben. Du hast immer noch die Möglichkeit, umzukehren.", erklärte er mir. „Nachdem ich es so weit geschafft habe?!", entgeistert sah ich ihn an. „Lilith, Schatz, wenn dir der Weg bis jetzt schon fast zu schwer war, dann hat es gar keinen Sinn, es in der Hölle zu versuchen. Das gerade war nichts im Vergleich zu dem, was dich erwartet. Nicht nur körperlich wirst du deine Grenzen nicht nur erreichen, sondern auch überschreiten müssen. Denn insbesondere physisch wird auch sehr vieles auf dich zukommen. So wundervoll Magie auch ist, ich möchte dir nichts vormachen, so ist sie viel harte Arbeit. Ich weiß, dass du es schaffen kannst. Sonst wären wir heute jetzt nicht hier. Aber es geht hier um deine Willenskraft, um dein Durchhaltevermögen und um dein Talent. Wenn eins davon fehlt, wird das nichts. Also frage ich doch noch einmal: bist du dir sicher, dass du das tun willst?"

Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt