„Lilith!", sagten Angelika und Mike synchron, als ihre Gesichter auf dem Bildschirm erschienen. Sie strahlten, genau wie ich, wie ein Honigkuchenpferd über beide Backen. „Mom, Mike", begrüßte ich sie ebenfalls überglücklich, „Wie schön, euch zu sehen. Wie geht es euch?" Ich sah, wie Moms Augen sich etwas weiteten und in etwa so strahlten wie Dads Augen, nachdem ich „Dad" gesagt hatte. Sie hatte es anscheinend nicht erwartet, dass ich sie weiterhin so betiteln würde. Dabei hatte sich ja gar nicht verändert, was ich für sie empfand, nur weil ich jetzt bei Dad war und von Catherine Bescheid wusste.
Kurz flackerte das Bild auf dem Bildschirm und ich befürchtete, der Videoanruf würde jetzt abbrechen. Diese Angst war jedoch unbegründet, denn es hatte sich sofort gefangen. Ich war sehr begeistert und erstaunt, wie gut das alles hier funktionierte. Ich war nicht sicher, was ich erwartet hatte, aber dass Avari mir einfach einen Tablet-Laptop in die Hand drücken würde und ich damit ganz normal umgehen und meine Familie in der Erde einfach anrufen können würde, hätte ich wohl nie erwartet. Avari hatte allerdings schon angedeutet, dass dies nicht alltäglich und grundsätzlich auch nicht für Dämonen zugänglich sei. „Extra für Euch, extra wie bei den Menschen", hatte sie erklärt, „Es gibt nichts, absolut nichts, was Euer Vater nicht für euch machen würde. Nichts ist ihm wichtiger. Er würde Gott den Krieg erklären, wenn Ihr es so fordern und wünschen würdet." „Gott?", hatte ich verwundert gefragt. „Nicht jetzt", hatte sie lediglich geantwortet und hatte dieses Gesprächsthema somit beendet. Dennoch war ich fest entschlossen, sie bei Gelegenheit nochmals darauf anzusprechen.
„Und das fragst du UNS?", fragte Angelika stirnrunzelnd, „Wie soll es uns denn gehen? Wir vermissen dich natürlich und es ist etwas kompliziert, deine Abwesenheit zu erklären. Ansonsten ist alles gut, oder Mike?" Sie sah Mike fragend an, dieser nickte zur Bestätigung. „Aber dabei ist die Frage doch, wie geht es DIR, Schatz?"
Ich lächelte glücklich und dachte an meine bisherige Zeit an die Hölle zurück. Auch wenn ich gerade erst angekommen war, fühlte ich mich hier wirklich wohl. Zugegeben war das Schloss nicht allzu gemütlich eingeräumt, dennoch war mein Zimmer wunderschön. Außerdem war Avari ein wahrer Engel und Dad war auch immer für mich da gewesen.
„Es geht mir super hier", berichtete ich fröhlich, „Das Schloss hier ist riesig! Das müsstet ihr Mal sehen!" Ich drehte die Kamera und zeigte ihnen einmal das Hauptzimmer, bevor ich die Kamera wieder auf mich umdrehte. Ich lachte bei ihren staunenden Blicken und offenen Mündern. „Und das ist nur das Hauptzimmer mit dem Bett...", deutete ich verschwörerisch an. „Wow", staunte Mike, „Ich habe ehrlich gesagt befürchtet, dass es dir da nicht gut geht, aber das ist wohl absolut unbegründet"
Abermals flackerte der Bildschirm kurze Zeit. Verwirrt stellte ich fest, dass die beiden jetzt eine ganz andere Position eingenommen hatten, innerhalb der wenigen Sekunden. Ich zuckte jedoch lediglich mit den Schultern und nahm es gleichgültig hin.
„Und das Essen hier ist auch super!", schwärmte ich begeistert. „Ist es wie hier auf der Erde?", fragte Mike neugierig und kam mit dem Kopf näher in Richtung Kamera. Ich schüttelte energisch den Kopf und lachte, „Kein bisschen! Meist bekomme ich noch etwas, was dem von der Erde ähnlich kommt. Aber das von hier schmeckt ehrlich gesagt noch viel besser." „Noch besser?", Mike zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Also gut, gestand ich ein", ich beugte mich leicht vor und flüsterte, damit mich niemand hören würde und sich verletzt fühlen würde, „Zumindest besser als das, das der Erde nachempfunden ist. Ich möchte mich absolut nicht beschweren, weil ich es wirklich zu schätzen weiß und ich mich natürlich freue. Aber man merkt halt, dass es nicht das gleiche ist. Das von hier aber schmeckt richtig gut" „So gut wie Lasagne?", zog Mike mich auf. Er wusste natürlich ganz genau, dass ich Lasagne mehr als alles andere liebte und nichts auch nur annähernd so gut war. „Also bitte, Mike. Ich habe gesagt, dass es richtig gut schmeckt und nicht göttlich", lachte ich und flüsterte nun nicht mehr. „Tja, an meine Kochkünste kommt halt niemand ran", erklärte Angelika stolz und wir fingen alle drei zu lachen an.
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Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der Flamme
FantasyLilith war der Meinung sie wäre ein normales Menschenmädchen und führte zwar ein relativ unspektakuläres und bescheidenes, aber superglückliches Leben bei ihrer Adoptivmutter und deren Sohn. Doch an ihrem 16. Geburtstag sieht sie plötzlich ein riesi...