Unsicher atmete ich mehrmals tief durch. Dabei bemerkte ich, wie meine Hände anfingen zu zittern, in Anbetracht meiner Ungewissen Zukunft. Doch ich drückte sie fest an meinen Körper. Daraufhin waren die Bewegungen beinahe nicht mehr zu spüren. Das Zittern würde mich auch nicht weiterbringen! Stattdessen sah ich mich um. Was sollte ich jetzt nur machen? Ich war abermals verlassen und einsam. Doch jetzt hatte ich einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zu letztem Mal. Zum einen hatte ich etwas zu Essen und Trinken gehabt und außerdem lag vor mir eine Straße, der ich folgen konnte! Sie würde mich bestimmt in ein weiteres Dorf bringen! Wenn das Glück mir hold war, würde ich auch dort ohne Probleme hineinkommen. Und falls nicht, würde ich mir eben einen anderen Weg suchen. Irgendwie würde ich es ganz bestimmt schaffen! Das tat ich schließlich immer!
Einige Zeit lang folgte ich den losen Steinen im Sand, welche den Weg bildeten. Trotz all den Enttäuschung und Niederlagen war ich relativ gut gelaunt. Dies lag wahrscheinlich an der lichtversprechenden Hoffnung, welche sich in mir befand. Doch unglücklicherweise hielt sie nicht sehr lange an. Dies hing dabei sehr stark mit dem Straße zusammen. Denn diese hielt ebenfalls nicht sehr lange an! Nach höchstens einer oder zwei Stunden Fußmarsch endeten die Steine einfach! Sie waren schon seit einiger Zeit immer weniger und kleiner geworden, bis sich nun endgültig keine mehr im Sand befanden. „Nein!", schrie ich wütend, „Nein! Nein! Nein!", ich brüllte außer mir vor Wut, Enttäuschung und Frustration. „Das darf doch alles nicht wahr sein!" Tränen der Verzweiflung traten in meine Augen. Ich drehte mich mehrmals um und blickte in alle Richtungen. Doch nirgends konnte ich irgendetwas erkennen. Überall nur diese blöde Wüste mit dem endlosen Sand! Trotzig fuhr ich mir mit meinen dreckigen Hände über meine Augen. Ich würde nicht weinen! Ich würde nicht mehr weinen! Ich hatte so genug davon, immer nur schwach zu sein! Ich würde mich nicht mehr unterkriegen lassen! Ich war noch immer nicht durstig und es war bereits Nacht, also nicht mehr ganz so heiß wie in den Stunden zuvor! In der Vergangenheit hatte ich schon sehr viel Schlimmeres erlebt und überlebt! Bis es wieder so schlimm sein würde hatte ich noch einige Tage. Diese wollte ich nicht mit Trödeln oder im Selbstmitleid schwimmen verschwenden! Doch da ich mich seit langem nicht mehr ausgeruht hatte, beschloss ich dies nun zu tun. Vorsichtshalber entfernte ich mich ein paar Meter von der Stelle, an welcher die Straße weitergehen müsste. Denn vielleicht würden Dämonen vorbeikommen, die mir nicht freundlich gegenüber gesonnen waren. Dann legte ich mich einfach auf den harten Boden. All die Aufregung und Anstrengung der letzten Tagen fielen schlagartig, wie ein Blitz über mich her und ich fiel daraufhin augenblicklich in einen tiefen Schlaf.
Als ich wieder aufwachte, war der Horizont bereits wieder erleuchtet. Müde setzte ich mich auf, streckte mich und gähnte herzhaft. Dann rieb ich mir den kratzenden Sand aus meinen trotz dem Schlaf ein wenig erschöpften Augen und stand etwas mühsam auf. Ich fühlte mich jetzt schon sehr viel besser! So gut war es mir schon lange nicht mehr gegangen! Abermals blickte ich mich in der endlosen Wüste um. Wohin sollte ich jetzt wohl am besten gehen? Unglücklicherweise war ich mir nicht mehr einhundertprozentig sicher, aus welcher Richtung ich gekommen war. Doch ich ging einfach in die entgegengesetzte Richtung weiter, so gut es mein Orientierungssinn zuließ. Obwohl meine Lage alles andere als positiv war, schlich sich dennoch ein minimales Lächeln auf mein Gesicht. Denn zum ersten Mal seit meinem Aussetzen hatte ich tatsächlich schlafen können und hatte nicht nur mein Bewusstsein verloren. Diese Erholung und mein fehlender Durst waren mittlerweile ein riesiger Luxus für mich. Zuvor, im Schloss und auf der Erde, hatte ich es immer als selbstverständlich erachtet. Doch nun war es ein Privileg. Ein Privileg, welches mich immer weiter antrieb.
Dann lief ich einfach immer weiter und blickte nicht ein einziges Mal zurück. Ich wusste, es würde mich nur entmutigen. Meine halbwegs gute Laune war zudem ebenfalls sehr schnell wieder verblasst. Den gesamten Tag und die darauffolgende Nacht ging ich immer weiter. Schon bald konnte ich nur noch schleppend gehen. Abermals fuhr mein Körper auf Autopilot, sodass ich nicht länger Herr über ihn war. Ohne mein Zutun machten meine Beine und Füße einen Schritt nach dem anderen. Dabei war mein Kopf wie komplett leergefegt und ich dachte an absolut nichts. Dennoch ließen sich der Hunger und Durst nur sehr schwer ausblenden. Es hatte nicht lang gedauert, ehe sie wieder angefangen hatten, mich heimzusuchen. Abermals glich der Marsch in der prallen Hitze einer puren Folter. Doch darüber nachzudenken machte es nicht besser. Also lief ich schnurstracks einfach immer weiter geradeaus. Ich blickte nicht zurück. Nicht zurück, wo ich hergekommen war und nicht, wer ich einst gewesen war. Einfach immer weiter geradeaus. Weiter. Weiter. Und weiter.
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Die Prinzessin der Hölle - Das Erwachen der Flamme
FantasyLilith war der Meinung sie wäre ein normales Menschenmädchen und führte zwar ein relativ unspektakuläres und bescheidenes, aber superglückliches Leben bei ihrer Adoptivmutter und deren Sohn. Doch an ihrem 16. Geburtstag sieht sie plötzlich ein riesi...