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Ich war schwach und niemand konnte mich retten. Ich wurde von meinen inneren Dämonen zerfressen und blutete langsam aus, bis nichts mehr übrig war, außer Schuldgefühle und tiefste Trauer.
-KimLovee
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Ella

Mein Blick harrte an der Decke des Hotelzimmers. Seit zwei Tagen hatte ich weder mit Shawn gesprochen noch hatte ich ihn gesehen. Ich hatte meine ganze Zeit in dem Hotelzimmer verbracht und mich praktisch dort drinnen verbarrikadiert.

Meine Gedanken flogen zu den Gespräch mit Shawn und das schlechte Gewissen machte sich in mir breit. Ich hatte ihn mit seinem ganzen Schmerz alleine gelassen, was mir zusetzte. Außerdem fehlte er mir enorm. Die Zeit davor war schon der Horror, aber jetzt zu wissen, dass es wirklich komplett vorbei war, schmerzte doch sehr.

Vorsichtig hob ich meine Hand an und hielt sie einfach in die Luft, als könnte ich irgendwas greifen. Doch da war, wie erwartet, nichts. Ich war ganz alleine in diesem Zimmer und starrte von dem Bett aus an die Decke.
Der Raum war kalt und alles war abgedunkelt. So fühlte ich mich. Kalt und dunkel. Es war als hätte ich mit dem Tod von Hannah und der offiziellen Trennung mit Shawn meine ganze Lebensfreude verloren.

Mein Handy vibrierte, doch ich beachtete es nicht, denn meine Augen waren weiterhin starr auf meine Hand gerichtet, die ich immer noch in die Luft hielt. Was versuchte ich hier eigentlich? Wollte ich meine Zukunft aus meiner Hand lesen oder was? Es war dumm und surreal. Ich selbst wusste ja nicht einmal, was ich gerade tat.

Ruckartig setzte ich mich auf und starrte an die Wand mir gegenüber. Aufrecht saß ich im Bett. Mein Kopf ratterte und eine Reihe von Erinnerungen wurde in ihm abgespielt. Ich sah immer nur Bruchteile aus meinem ganzen Leben und das war verdammt seltsam. Es fühlte sich an, als würde ich verrückt werden. Es war doch auch zum Verrückt werden.

Kurzerhand stand ich auf und riss die Vorhänge auf. Die Sonne schlug mir ins Gesicht und ich blinzelte mehrfach und schnell. Scheiße, das war hell. Nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, ließ ich meinen Blick über die riesige Stadt wandern. Augenblick waren meine Gedanken wieder bei Shawn und diesmal wurden jegliche Erinnerungen mit ihm in meinem Kopf abgespielt. Jede Träne, die ich mit ihm oder um ihn geweint hatte, jedes Lachen, das er mir entlockt hatte, jede Melodie, die wir gemeinsam gespielt hatten, einfach jeder Moment mit ihm.

Unsere Beziehung war wie ein Lied, das noch nicht fertig war. Man stolperte immer wieder über Kleinigkeiten, die einem nicht gefielen, man besserte sie aus und es ging wieder. Doch die letzte Note des Liedes passte nicht in das Stück, doch man fand auch keine andere, man fand keinen Ausweg. Deswegen war das Lied nicht gut, aber man gab auch auf, daran zu arbeiten, weil es sich nicht lohnen würde.

Genauso war unsere Beziehung. Wir sind immer wieder gestolpert, doch konnten es irgendwie überwinden, aber das Ende war einfach nicht gut und es würde sich nicht lohnen, es auszubessern, da diese Beziehung einfach falsch war und sowieso nie funktioniert hätte.

Tränen stiegen mir in die Augen. Die, die ich die letzten zwei Tage unterdrückt hatte. Ich hatte mich dazu gezwungen, nicht zu weinen und es hatte irgendwie funktioniert, doch jetzt stieg es alles wieder in mir hoch und platzte beinahe aus mir heraus. Manchmal war der Druck auf der Brust zu groß und er musste heraus gelassen werden. Genau diesen Moment hatte ich gerade. Ich wollte den Druck verringern und die damit verbundenen Schmerzen lindern. Es tat so unheimlich weh, obwohl ich es beendet hatte.

Die Tränen verließen beinahe unaufhörlich meine Augen und flossen über meine Wangen. Ich fühlte mich hilflos und schwach. Am liebsten würde ich gerade einfach nur aufgeben. Alles hinschmeißen und mich verziehen. Ich wollte weg, ganz weit weg von all dem Chaos in mir drin. Mein Körper drohte, zu explodieren, da er dem Druck und der Last nicht mehr standhalten konnte.

Ich wand mich von der Sonne und der Stadt ab und ging schnurstracks wieder auf das Bett zu. Da ich Ablenkung wollte und vermutlich auch dringend brauchte, nahm ich mir die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an, doch was ich sah und hörte, ließ mich stocken.

"Shawn Mendes kündigt ein neues Lied an.", sprach die Moderatorin von irgendeiner Talkshow. "Der Sänger, der dieses Jahr schon zwei Lieder veröffentlicht hat - unter anderem mit Camila Cabello - kündigte heute ein neues Lied an, das an seinem Geburtstag, dem achten August, erscheinen soll." Ich sollte abschalten. Schnell und einfach auf den Knopf drücken, doch mein dämliches Herz, das viel zu sehr an Shawn hing, ließ mich nicht rational handeln. Mir war klar, dass es mir danach nur noch schlechter gehen würde.

"Auf Instagram teilte er mit, dass das Lied Love me or leave me heißt und er es gemeinsam mit seiner Freundin Ella geschrieben hat." Es war vorbei mit meiner Fassung, die ich für einen kurzen Augenblick wieder erlangt hatte. Meine Augen verließen Tränen und mein Körper begann, zu zittern und zu beben. Genau jetzt hätte ich gerne jemanden, der mich in den Arm nehmen würde und sagen würde, dass alles okay wäre. Doch so jemand war nicht mehr bei mir. Die Person, die ich mir gerade am sehnlichsten wünschte, hatte ich von mir gestoßen. Was er getan hatte, war nicht richtig, doch trotzdem liebte ich ihn. Mein Herz schlug für ihn und gerade jetzt wollte ich ihn wirklich dringend bei mir haben.

"Mehr gab Shawn noch nicht bekannt. Wir sind gewiss alle gespannt, was der Sänger und seine britische Freundin kreiert haben." Als sie von seiner Freundin sprach, brach mein Herz erneut. Ich war nicht mehr seine Freundin und das war ganz allein mein Verdienst. Ganz einfach hätte ich ihm verzeihen können, doch ich hatte Angst davor, dass er mir körperlich weh tun würde und vor seinen weiteren Worten, denn auf Worte folgten ja bekanntlich Taten.

Shawn hatte immer betont, dass er mir niemals weh tun würde, doch seine Worte waren wie ein weitere Schlag in die Magengrube. So einen, den er mir auch im Traum verpasst hat. Angst hatte mich schon öfters kontrolliert, denn ich ließ es auch jedes Mal zu. Es gab ja auch niemanden, der sie mir nehmen konnte. Ich war allein, ganz allein und ich wollte gerade nur Shawn, den ich weggestoßen hatte.

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Dieses Kapitel deprimiert mich 😶
Was haltet ihr davon?

true love | shawn mendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt